Aktuell in der 3. Ausgabe von „entgrenzt – studentische Zeitschrift für Geographisches"
Podiumsdiskussion „Risikoforschung in der Geographie - Themen, Intentionen und Relevanz"
Wie es dazu kam…
Nachdem den Redaktionsmitgliedern von entgrenzt bei Überlegungen zum Call for Papers für die dritte Ausgabe immer wieder bewusst wurde, wie präsent der Risikobegriff in Nachrichtenmedien ist, entschieden wir uns für ein besonderes Schmankerl.
Anlässlich der Tagung „Neue Kulturgeographie 9" am 27. Und 28. Januar 2012 in Hamburg sollte in Absprache mit Frau Prof. Anke Strüver eine Podiumsdiskussion veranstaltet werden, die drei Ziele verfolgte:
1. Es sollten ausgewählte Aspekte von Risikoforschung – Themen, Intentionen, Relevanz – so besprochen werden, dass Studierenden ein explorativer Überblick ermöglicht würde.
2. Nach redaktioneller Bearbeitung der Tonaufzeichnung sollte allen Interessierten das Endprodukt kostenlos und frei zugänglich gemacht werden.
Dabei fallen retrospektiv drei dominante Diskussionsstränge auf:
Einerseits wurde von den Beteiligten sehr engagiert die Verhandlung von (Klima)Risiken debattiert. Prägnante Beispiele lieferten dabei Fälle, in denen sog. Klimarisiken über Grenzwerte, tipping points oder Wahrscheinlichkeitskalkulationen operationalisiert wurden, und diese Operationalisierungen sich wiederum zu Kondensationskernen von wissenschaftlichen, politischen aber auch medialen Debatten entwickelten. Dabei wurde insbesondere klar, dass die Ambivalenzen des Risikokonzepts stets mitkommuniziert werden müssen. Anhand der Beispiele des L'Aquila-Erdbeben 2009, des Andamanen-Tsunami 2004 und des Fukushima-Zwischenfalls 2011 werden Gefahren verdeutlicht, die eine zu geringe Reflektionstiefe von Risikoartikulationen mit sich bringt.
Darüber hinaus wurde kritisiert, dass Risiko oftmals verräumlicht, und damit einer Art Vernatürlichungsoperation unterzogen wird. Dies führt z.B. zur Etikettierung von besonders Risikoreichen und Risikoarmen Gebieten und in der Folge zu subjektiven Unsicherheits- und Sicherheitsempfindungen, die durchaus neue Risiken nach sich ziehen können. Den Kern von Risikoidentifikationen – eine Expertenbewertung – zu reflektieren, ihn in Beziehung zu subjektiven Risikowahrnehmungen zu setzen und nachfolgend das Risikokonzept kritisch bearbeitbar zu machen, wurde von allen DiskutantInnen als ein mögliches und notwendiges Arbeitsfeld der Geographie befürwortet.
Frank Meyer
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