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Kategorie: Rezensionen

Gerhard Becker: Vom ökologischen Lernen zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Osnabrück 2000. 302 S.

Gerhard Becker, Dorota Kuczia, Günter Terhalle (Hg.): Umweltbildung in Osnabrück. Entwicklung und Perspektiven. Osnabrück 2000.127 S.

Eigentlich handelt es sich um drei Werke, welche eindrücklich den zwanzigjährigen Hauptarbeitsschwerpunkt von Gerhard Becker, die Umweltbildung, dokumentieren und die der Hauptautor als Zwischenbilanz verstanden haben möchte.

Zunächst geht es um die theoretische Fundierung umweltpädagogischer Perspektiven im Rahmen seiner Habilitationsschrift, die hier nicht vorliegt. In einer weiteren Publikation präsentiert der Autor einen Sammelband (1), in dem eine Auswahl aus seinen Aufsätzen zwischen 1983 und 1999 wiederveröffentlicht und in den jeweiligen Entstehungskontext gestellt wird. Hinzu kommt eine Darstellung der lokalen umweltpädagogischen Projektarbeit, die seit 1988 in Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück e.V. durchgeführt wird (2). Der Sammelband (1) gliedert sich in acht Abschnitte und thematisiert Fragen des Ökologischen Lernens, der Naturphilosophie und Ökoethik, der Bildungstheorie, des Verhältnisses von Natur und Kultur, der Naturwissenschaften, der Umweltgeschichte, der Stadt, der nachhaltigen Entwicklung und der Agenda 21 unter pädagogischen Gesichtspunkten. Die Themen werden auf die Bereiche Universität, Schule, Fortbildung und Museum sowie auf den kommunalen Bereich angewandt. Allein schon die Aufzählung verdeutlicht, wie breit das Arbeitsfeld von Becker angelegt ist. Es ist denn auch diese Breite, welche den Band in erster Linie als Nachschlagewerk äußerst wertvoll macht. Wünschte man sich als Leser so manche Straffung, stringentere Gliederung und weniger Redundanz - dies offenbart sich, wenn man das Buch in einem Zug durchliest -, überzeugen doch in den einzelnen Aufsätzen die theoretisch fundierten und plausiblen Argumentationen wie auch die zahlreichen konkreten Beispiele. Beide führen einem immer wieder vor Augen, dass der Autor sowohl kompetenter Theoretiker als auch erfahrener Praktiker ist. Eindrücklich belegt wird dies beispielsweise, wenn der Autor von seinen eigenen Versuchen mit ökologischen Projekten im Rahmen seiner Lehrtätigkeit berichtet, diese kritisch reflektiert und Schwierigkeiten und Grenzen offen darlegt. Als Konsequenz aus diesen Erfahrungen plädiert Becker für Prinzipien, die auf universitärer Ebene doch eher - positiv - überraschen: Projektorientierung, Bedürfnisorientierung (in Richtung Studierende), Offenheit der Lernprozesse, Inter- und Transdisziplinarität, ganzheitliche Praxisprojekte, Verknüpfung der ökologischen Betrachtung mit den individuellen Seiten der Lernenden usw. Der Band "Umweltbildung in Osnabrück" (2) vermittelt einen Einblick in die konkrete Arbeit des entsprechenden Vereins. Diese reicht vom Aufbau eines umweltgeschichtlichen Archivs zur Stadt Osnabrück über die Erstellung didaktischer Materialien zu lokalen Themen, die Beratung und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern bis hin zu Ausstellungen, Publikationen und der Initiierung lokaler Vernetzung. Sind die dargestellten Aktivitäten zum Teil auch - zumindest aus geographischer Sicht - stark historisch ausgerichtet, lassen sich doch viele Erfahrungen für die Planung und Durchführung eigener Projekte gewinnbringend nutzen. Als besonders inspirierend erweisen sich die abschließenden Überlegungen Beckers zu den Zukunftsperspektiven der Umweltbildung in Osnabrück, die sich an den Konzepten der Nachhaltigkeit sowie der Lokalen Agenda 21 orientieren. Alles in allem seien die beiden Bände all jenen Personen, die sich mit Fragen der Umweltbildung beschäftigen, wärmstens empfohlen!

Autor: Armin Rempfler

Quelle: Die Erde, 134. Jahrgang, 2003, Heft 2, S. 212