Drucken
Kategorie: Rezensionen

Carl Beierkuhnlein u. Thomas Foken: Klimawandel in Bayern. Auswirkungen und Anpassungsmöglichkeiten. Bayreuth (= Bayreuther Forum Ökologie 113) 2008. 501 S.

Der vorliegende Band des Bayreuther Zentrums für Ökologie und Umweltforschung stellt die Ergebnisse einer Untersuchung zu den Auswirkungen des Klimawandels auf regionaler – bayerischer – Ebene dar. Die Studie wurde von mehreren bayerischen Forschungsinstitutionen im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt durchgeführt. Konsortialführer war das „Bayreuth Center of Ecology and Environmental Research“.

 

Der Band gliedert sich in einen allgemeinen Abschnitt zu den globalen klimatischen Veränderungen, ihren möglichen Konse-quenzen für Ökosysteme und Gesellschaft und ihrem Bezug zu Bayern. In einem weiteren, speziellen Teil folgen dann die Kernkapitel zum Forschungsstand und zu den Auswirkungen des Klimawandels in Bayern. Dabei konzentriert sich die Untersuchung auf die allgemeine Darstellung der globalen Entwicklung sowie räumlicher und zeitlicher Skalen, die Analyse klimarelevanter Prozes-se und physikochemischer Effekte sowie die Analyse der Auswirkungen auf den Naturhaushalt und auf die menschlichen Interessen. Im folgenden, vierten Abschnitt werden schließlich sowohl Forschungsstrategien als auch „Handlungsstrategien zur Anpassung an den unvermeidlichen Klimawandel“ vorgestellt und die Probleme der Folgenabschätzung kritisch diskutiert. Es schließt sich ein Anhang mit Literatur- und Abkürzungsverzeichnis sowie eine Übersicht der an der Studie beteiligten Autoren und Institutionen an. Für den eiligen Leser von besonderem Interesse (bzw. neben der ebenfalls publizierten Kurzfassung der vorliegenden Studie „Klimaanpassung Bayern 2020“ offensichtlich potenziellen Entscheidungsträgern aus der Politik geschuldet) sind den Kernkapiteln der Studie vorangestellte farblich hinterlegte Textkästen mit einer Zusammenfassung des jeweiligen Kenntnisstandes und zu den jeweiligen Auswirkungen und zu den wissenschaftlichen Perspektiven und Herausforderungen.

Den Schwerpunkt der vorgelegten Untersuchungen nehmen zweifellos die Analyse der Auswirkungen der beobachteten und erwarteten klimatischen Trends und der Extremereignisse ein. Jedoch kann auch diese fleißige Datensammlung die immer noch gewaltigen Defizite bei der Regionalisierung der prognostizierten klimatischen Veränderungen nicht überdecken. Dadurch setzt sich die konjunktivische Dominanz im Hinblick auf die angenommenen Auswirkungen auf die Ökosysteme und den Naturhaushalt fort. Weitgehende Unsicherheiten charakterisieren daran anknüpfend, die daraus resultierenden Konsequenzen für die Gesellschaft; seien es Auswirkungen auf die Land-und Forstwirtschaft oder die Raumplanung u.v.a.m. Gleichfalls erhebliche Wissensdefizite bzw. kaum stringente wissenschaftliche Erkenntnisse müssen von den Autoren bei den Handlungs-und Anpassungsstrategien für die meisten der bearbeiteten Praxisfelder konstatiert werden. Der enorme Forschungs-bedarf (sowohl die Grundlagenforschung als auch die anwendungsorientierte Forschung betreffend) wird im abschließenden Kapitel, das sich mit Unsicherheiten und Unklarhei-ten der Folgenabschätzung beschäftigt und einen knappen Einblick in kommende Problemfelder aus ökologischer und ökonomischer Sicht bietet, nochmals verdeutlicht. Insgesamt gibt die vorliegende Studie einen sehr guten Eindruck der aktuellen Defizite, sei es bei der Bewertung von Auswirkungen des Klimawandels auf der regionalen Maßstabsebene oder sei es bei der daran anknüpfenden Entwicklung von Anpassungsstrategien. Insbesondere dadurch erfüllt der Band eine wichtige Funktion: Er macht den dringenden Forschungsbedarf deutlich!
Roland Baumhauer, Würzburg

Berichte zur deutschen Landeskunde, Bd. 84, H.1, 2010, S. 89-90

 

zurück zu Rezensionen

zurück zu raumnachrichten.de