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Kategorie: Rezensionen

Karina M. Palagst: Raumordnung der Tschechischen Republik: Mittel- und Osteuropa vor dem Hintergrund europäischer Raumordnungsbestrebungen. Berlin 2000. 212 S.

Die Arbeit von KARINA PALLAGST über Raumordnung in der Tschechischen Republik beschreibt und analysiert die Entwicklung einer europäischen Raumordnung und ihre Auswirkungen auf die Neuformulierung der Raumordnung in der Tschechischen Republik. Damit sind die beiden zentralen Kapitel auch bereits genannt: Kapitel 3 ("Charakterisierung einer supranationalen Planungsebene: Stand und Entwicklungstendenzen der europäischen Raumordnung") und Kapitel 5 ("Raumordnung im Umbruch: Stand und Entwicklungstendenzen der Raumordnung in der Tschechischen Republik").
PALLAGST hat diese beiden Schwerpunkte gewählt, weil sie einen engen Konnex zwischen der europäischen, supranationalen Ebene und der nationalen, tschechischen Ebene sieht. Raumordnungsrelevante Problembereiche enden nicht vor den nationalen Grenzen, sondern gehen darüber hinaus, beeinflussen regionalpolitische Problemlagen und erfordern auch ein spezifisches System der nationalen Raumordnung, welches sich durch Kooperationsfähigkeit auszeichnet. Darüber hinaus sieht PALLAGST eine Reihe von politischen Prinzipien, die von der supranationalen Ebene auf die nationale diffundieren. Das Prinzip der Subsidiarität oder auch die Grundsätze im EUREK (Soziale Kohäsion, wettbewerbsfähige Regionen und nachhaltige Regionalentwicklung) sind Prinzipien, die das nationale raumordnerische Politiksystem beeinflussen. PALLAGST sieht eine Konvergenztendenz innerhalb Europas durch die Formulierung von Mindeststandards für die Planungssysteme.
Die Thematik, die PALLAGST aufgreift, ist für den an Raumordnung Interessierten relevant. Insbesondere die Darstellung der Entwicklungstendenzen der Raumordnung in der Tschechischen Republik ist sehr wertvoll, weil vieles von dem, was dargestellt wird, nicht einfach verfügbar ist, sondern durch graue Literatur und Experteninterviews erst erarbeitet werden musste. Die Arbeit offeriert aber auch Bekanntes: Die Charakterisierung der supranationalen Planungsebene (Kapitel 3) ist zwar für den konzeptionellen Aufbau der Arbeit notwendig, bringt aber dem thematisch Gebildeten nichts Neues.
Dennoch: Wer sich für die Raumordnung in der Tschechischen Republik interessiert, der wird zu diesem Buch greifen. Aber dies muss rasch geschehen, denn die Entwicklung der Raumordnungspolitik in der Tschechischen Republik ist noch nicht abgeschlossen und das, was in dem Buch von Pallagst geschrieben steht, in wenigen Jahre möglicherweise überholt. Aber das liegt in der Natur der Sache, dass Entwicklungen in Transformationsstaaten sehr rasch ablaufen und entsprechende Analysen zeitgebunden sind.
Autor: Heinz Fassmann

Quelle: Erdkunde, 56. Jahrgang, 2002, Heft 3, S. 328-329