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Kategorie: Rezensionen

Helmut Hidebrandt, Birgit Heuser-Hildebrandt und Max Sturmböck: Flurrelikte, Meilerplätze und ein Niedermoor in der Wüstungsgemarkung Horb bei Ebrach. Untersuchungen zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Kulturlandschaftsentwicklung des westlichen Steigerwaldes. Forschungskreis Ebrach e.V. Veröffentlichungen 17. Forschungskreis Ebrach e.V., Ebrach 2001. 78 S.

Zwei Aspekte machen dieses an versteckter Stelle erschienene schmale Bändchen über die Siedlungsgeschichte eines kleinen Areals im fränkischen Steigerwald für die historische Kulturlandschaftsforschung Mitteleuropas allgemein interessant.

Zum einen verbirgt sich darin (vgl. v. a. S. 18-28) eine detaillierte Auseinandersetzung mit der bekannten Bodenerosionstheorie von BORK et al., welche besagt, dass die Kolluvien in den Talauen Mitteleuropas vor allem die Folge der exzessiven Niederschläge der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts und hier vor allem des "Katastrophenjahres" 1342 seien. Dem halten HILDEBRANDT et al. mittels der Rekonstruktion der damaligen Bodennutzungen - Bodenprofile, Pollendiagramme, Geländebefunde und Archivalien sind die Quellen dafür - sehr begründet entgegen, dass die Witterungsanomalien dieser Zeit vor allem zu Missernten-Hungerkrisen geführt hätten, welche keinesfalls als Vorbereitung oder gar Auslöser der spätmittelalterlichen Wüstungsdynamik zu verstehen seien. Vielmehr war der Wüstungsprozess schon davor in vollem Gang. Zudem gehe im Untersuchungsgebiet der weitaus überwiegende Teil der Kolluvien auf Bodenspülung während der hochmittelalterlichen Siedlungsphase zurück, während in der Wüstungsphase die Bodenerosion wegen verstärkter Bodenbedeckung sogar gemindert worden sei.
Zum Zweiten wird eine grundlegende Kritik pollenanalytischer Befunde durch den Vergleich mit Holzkohlespektren aus Meilerplätzen geleistet. Die großen Diskrepanzen bei Laubholzarten zwischen Pollen- und Kohlholzanteilen zugunsten der letzteren indizieren, dass die ehemalige Bestockung zu einem beträchtlichen Teil aus nichtblühfähigem Niederholz bestanden haben muss.
HILDEBRANDT et. al. bestärken mit ihrer Studie in eindrücklicher Weise die Richtigkeit der allgemeinen Forderung, dass historisch-geographische Forschung, zumal wenn sie sich auf die Entwicklung der Artenzusammensetzung und die Nutzung der Wälder seit dem Mittelalter als wichtige Informationsträger stützt, möglichst viele Informationsquellen kombinierend heranziehen sollte, um die Schwächen der einen Methode durch die Stärken einer anderen auszugleichen.    
Autor: Winfried Schenk

Quelle: Erdkunde, 56. Jahrgang, 2002, Heft 4, S. 422-423