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Kategorie: Rezensionen

Francois Jeanneret, Doris Wastl-Walter, Urs Wiesmann und Markus Schwynn (Hg.): Welt der Alpen - Gebirge der Welt. Ressourcen, Akteure, Perspektiven. Bern, Stuttgart, Wien 2003. 280 S.

Gebirge sind für das Leben auf der Erde von zentraler Bedeutung. Etwa die Hälfte der Menschheit lebt von den Süßwasserressourcen der Berge, Berggebiete besitzen eine einzigartige genetische und biologische Diversität. Daneben verfügen Gebirgsregionen auch über eine ausgeprägte kulturelle Vielfalt. Ethnische, religiöse und sprachliche Eigenheiten können auf engstem Raum und von Tal zu Tal Unterschiede zeigen. Allerdings ist die Zukunft vieler Gebirgsregionen und ihrer Bewohner stark bedroht durch soziale, ethnische und religiöse Spannungen und Konflikte, durch Klimaveränderungen und Naturgefahren sowie durch eine nicht-nachhaltige Landnutzung oder den Raubbau natürlicher Ressourcen.
Der vorliegende Sammelband erschließt einen vielschichtigen Zugang zur Thematik der Berge. Er erschien als Festschrift zum 54. Deutschen Geographentag 2003 in Bern und behandelt sowohl in die Alpen als auch andere Hochgebirge und Berggebiete (Anden, Himalaya, Karakorum, Kaukasus, Hochland von Lesotho, neuseeländische Südalpen, Mount Kenya). Der Sammelband ist interdisziplinär angelegt. In vier Großkapiteln werden zentrale Problemfelder der Hochgebirge angesprochen und anschaulich analysiert. Jeder der vier Teile wird durch einen einführenden Überblicksartikel eingeleitet und umfasst je zwei Fallstudien zu außereuropäischen Gebirgen und zu den Alpen. Den Anfang bildet ein allgemeiner Einstieg ins Thema "Welt der Alpen - Gebirge der Welt". Das erste Kapitel "Gebirge im Wandel: aktuelle Dynamik und Langzeitsignale" behandelt natur- und kulturräumliche Entwicklungen und Trends in verschiedenen räumlichen und zeitlichen Skalen. Kapitel zwei widmet sich dem Problemfeld "Risiko und Potenzial: Risikomanagement und Nachhaltigkeit". Hier geht es um die Akteure im Spannungsfeld zwischen naturräumlicher Bedrohung, Nutzungsmöglichkeiten und Nutzungskonkurrenzen. Kapitel drei konzentriert sich auf die indigene Sicht, auf Mythen und den Lebensalltag der Gebirgsbewohner. Das vierte Kapitel widmet sich dem Thema "Autonomie und Fremdbestimmung: Geopolitik und lokale Agenden". Hier stehen zum einen die komplexen Hochland - Tiefland Prozesse und Probleme im Vordergrund, zum anderen werden Gebirge als Grenzen, Brücken und Inseln im Spannungsfeld zwischen kultureller Selbstbestimmung und externer Einflussnahme diskutiert.
Insgesamt handelt es sich um eine sehr lesenswerte und durch überwiegend farbige Abbildungen, Karten und Fotos reich bebilderte Veröffentlichung, die einen kenntnis- und facettenreichen Überblick über die Gebirgsräume der Welt liefert. Leider wurde das wichtige Themenfeld der Gebirge in ihrer Funktion als Erholungsraum für eine zunehmend urbanisierte Menschheit zu wenig berücksichtigt, was den sehr positiven Gesamteindruck allerdings kaum schmälert.
Autor: Christoph Dittrich

Quelle: Erdkunde, 59. Jahrgang, 2005, Heft 2, S. 173-174