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Kategorie: Rezensionen

Michael Stoll (Hg.): Strukturwandel in Ostdeutschland und Westpolen. Hannover 2004 (Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Arbeitsmaterial 311). 193 S.

Die Arbeitsgruppe "Strukturwandel in Ostdeutschland und Westpolen", die sich unter dem Dach der ARL etabliert hatte, legt mit dem vorliegenden "Arbeitsmaterial" eine Art vorläufiges Fazit ihrer Arbeiten am Vorabend des polnischen EU-Beitritts vor.

In zwölf Beiträgen polnischer und deutscher Raumplaner, Wirtschaftsgeographen und Ökonomen wird der bis Anfang 2004 erreichte Stand der wirtschaftlich-sozialen Entwicklung und des raumplanerischen Instrumentariums auf beiden Seiten der Grenze in jeweils knapper Form vorgestellt, und dies in vier thematischen Gruppen (europäische bzw. grenzübergreifende Perspektiven, Agrarstrukturwandel, Industrieentwicklung, Entwicklung der Raumplanungsinstrumentarien). Dabei werden nicht nur die enormen, historisch seit 1945 angelegten Strukturdisparitäten auf fast allen Gebieten des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens, der Verwaltungs- und Planungskultur auf beiden Seiten der Oder verdeutlicht, sondern auch die (bis 2004) höchst ungleichen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklungschancen. Angesichts der nun bereits jahrelangen Erfahrungen institutioneller Zusammenarbeit zwischen den Regionen beiderseits der Grenze, die ihren
Niederschlag in wiederholten Kommissions- und Tagungsberichten fanden, kann es nicht verwundern, dass große Teile der hier versammelten Texte zumindest der Fachwelt wenig Neues bringen.
In einigen der Beiträge aber finden sich dennoch neue, bisher kaum beleuchtete Ansätze, insbesondere mit Blick auf die Raumplanung in den 1999 neu gebildeten Westwojewodschaften Polens. Hier ist durch die jüngste Verwaltungs- und Gebietsreform ein neues Institutionengefüge staatlicher Raumplanung entstanden, in dem die Aspekte der Flächenpolitik (wie sie etwa dem deutschen Raumplanungsgedanken wesentlich zugrunde liegt) mit solchen der regionalen Wirtschaftspolitik (in Polen "Raumbewirtschaftung" oder przestrzenna zagospodarowanie genannt) eng verbunden werden. Freilich spielt die staatliche Regionalpolitik in Polen erst seit der Einbindung des Landes in die Regionalförderungsstrategien ("Strukturfonds") der EU eine nennenswerte praktische Rolle, doch über die ersten Erfahrungen bei der regionalen Koordinierung dieser Fondsmittelzuweisungen mit den übrigen Inhalten der neuen "Wojewodschaftspläne" konnten im vorliegenden Band verständlicherweise noch keine Aussagen getroffen werden.    
Autor: Ekkehard Buchhofer

Quelle: Erdkunde, 60. Jahrgang, 2006, Heft 2, S. 185-186