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Kategorie: Rezensionen

Helmut Nuhn und Markus Hesse: Verkehrsgeographie. Paderborn, München, Wien, Zürich 2006. 379 S.

Schon seit 1992 (MAIER/ATZKERN in der Reihe "Teubner Studienbücher") ist kein bedeutsames deutschsprachiges Lehrbuch zur Verkehrsgeographie erschienen. Gleichzeitig ist die Entwicklung in Theorie und Praxis aber so weit vorangeschritten (z.B. zu Genese, Nachhaltigkeit oder Technik des Verkehrs), dass der Wunsch nach einem zeitgemäßen Werk in der Fachwelt immer größer wurde.

NUHN (bis 2002 Lehrstuhlinhaber Wirtschaftsgeographie/Universität Marburg) und HESSE (Priv.-Doz. und Oberassistent an der FU Berlin) konnten nun ein entsprechendes Produkt vorlegen. Es zeichnet sich nicht nur durch seine große Aktualität auf Basis neuester Literatur und Daten, sondern besonders durch die reihentypisch exzellente didaktische Aufbereitung für die Zielgruppen Studierende und schulische Lehrkräfte aus.
Die Verkehrsgeographie muss sich wie kaum eine andere Teildisziplin mit nachbarwissenschaftlichen Inhalten und Herangehensweisen an das Untersuchungsobjekt beschäftigen. Umso wichtiger ist in einem entsprechenden Lehrbuch die ständige Besinnung auf das typisch Geographische. So betonen die Autoren mit dem Einstiegskapitel "Verkehr, Raum und Gesellschaft" und mit dem besonders innovativen Abschnitt "Verkehrsentwicklung in räumlicher Betrachtung" zu Recht das Raumrelevante und halten das Kapitel "Theorien und Modelle" (von denen viele aus anderen Disziplinen stammen) bewusst kurz. Großen Raum nehmen hingegen "Die Verkehrsträger in sektoraler Betrachtung" (inkl. Intermodalität) ein. Hier wird das Buch phasenweise zum detaillierten Nachschlagewerk, wobei die Schilderung der historischen Entwicklung an der einen oder anderen Stelle etwas knapper hätte ausfallen können. Besonders wertvoll ist die Einbeziehung der Verkehrspolitik. Nicht nur dort steht Deutschland im Mittelpunkt. Im Vergleich zu früheren Werken unterscheidet sich das Buch u.a. durch die Darstellung der spezifischen Verkehrsprobleme in der Dritten Welt und der Nachhaltigkeitsdebatte.
Der Sprachstil der sehr gut komponierten Texte ist überzeugend. Dies gilt auch für die vielen sorgfältig ausgewählten und ausgeführten Abbildungen. Zusammenfassend kann das Werk als hervorragend bewertet werden. Seine hohe Qualität rechtfertigt den prioritären Einsatz in allen verkehrsgeographischen Lehrveranstaltungen.    
Autor: Tobias Behnen

Quelle: Erdkunde, 61. Jahrgang, 2007, Heft 1, S. 118-119