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Kategorie: Rezensionen

Alisha Efratischa: Physical planning prospects in Israel during 50 years of statehood. Glienicke/Berlin, Cambridge/Mass.1998. 175 S.

Diese Publikation ist der erste Beitrag zu der neuen Reihe 'Mobility and Norm Change', die von RÜDIGER VOIGT vom Institut für Staatswissenschaften an der Universität der Bundeswehr München herausgegeben wird. Die Reihe will ausdrücklich
Interdisziplinarität und globale Kommunikation; dafür stehen auch die drei weiteren deutschen Herausgeber sowie die acht
Mitglieder des internationalen 'Editorial Board' aus vier europäischen und vier außereuropäischen Ländern, die verschiedene
Sozialwissenschaften vertreten und die - wie mit Band 1 begonnen - den internationalen Charakter der Reihe durch zumeist
englischsprachige Beiträge gewahrt wissen wollen. Aufgrund ihres weiten Verständnisses von Mobilität und Normenwandel in
sozialer, ökonomischer, politischer, rechtlicher und räumlicher Hinsicht will sich die Reihe für ein sehr breites Spektrum
geistes- und kulturwissenschaftlicher sowie sozial- und raumwissenschaftlicher Themen, Forschungsansätze und methodischer
Vorgehensweisen öffnen.
ELISHA EFRAT, Full Professor am Dept. of Geography der Tel Aviv University in Israel und eines der Mitglieder des 'Editorial
Board', erfüllt mit seinen Publikationen die interdisziplinär-thematischen und -forschungsmethodischen Vorgaben für die neue
Reihe in exemplarischer Weise. Die Publikation ist nach mehr als 20 Buchpublikationen und mehr als 80 kleineren Beiträgen in
den vergangenen vier Jahrzehnten ein weiterer Ertrag seiner breitgefächerten Forschungen auf dem Feld der Humangeographie und Landeskunde Israels. Mit ihren vier Kapiteln - Part one: Planning and Development of the Infrastructure (1948-1967), Part two: Physical Aspects of National Planning, Part three: Planning Jerusalem, Part four: Planning for the Future - ist sie wie eine Summe seines reichhaltigen Schrifttums über beinah alle Sachbereiche und Teilräume der Landesentwicklung Israels seit der Staatsgründung im Jahr 1948. Im Einzelnen analysiert, diskutiert und bewertet sie z. B. die Entwicklung der Bevölkerung und ihre räumliche Verteilung, die sog. "Neuen Städte", die Verkehrsinfrastruktur, die Stadtplanung von Jerusalem vor der Staatsgründung, nach der Teilung der Stadt 1948 und nach ihrer Wiedervereinigung 1967, die Regionalplanung für die Küstenregionen am Mittelmeer und am Golf von Eilat sowie an den Binnenseen, die räumlichen Disparitäten zwischen den weit entwickelten Zentralregionen an der Mittelmeerküste sowie um Jerusalem und den Peripherregionen, die hinter der Entwicklung der Kernräume zurückgeblieben sind. Das Buch schließt mit einer ausführlichen Darstellung der Leitbilder und Ziele, Aufgaben und Instrumente der nationalen Raumplanung für das 21. Jahrhundert. Insgesamt 41 analytisch-deskriptive Karten und Entwicklungspläne veranschaulichen die beschriebenen räumlichen Verteilungsmuster und räumlich-funktionalen Beziehungen und liefern zugleich weitere sachdienliche Informationen.
Vor seinem Wechsel an das Dept. of Geography der Tel Aviv University war ELISHA EFRAT von 1960 bis 1967 als Raumplaner, u. a. als Direktor der Abteilung für nationale und regionale Raumplanung im israelischen Innenministerium tätig. Die Jahre in der raumplanenden Verwaltung verhalfen ihm zu tiefen Einsichten in die sozioökonomischen und politisch-administrativen
Rahmenbedingungen sowie zu planungstheoretischen und -praktischen Kompetenzen; diese haben seine breitgefächerten
humangeographischen und landeskundlichen Untersuchungen in besonderer Weise beeinflußt. Allen vorhergehenden
wissenschaftlichen Arbeiten - und so auch dieser Publikation -, die sämtlich in der Forschungstradition der neueren
Politischen Geographie auch um Wirkungsanalyse und Evaluation raumwirksamer Staatstätigkeit in Israel bemüht waren, kam
zugute, daß ELISHA EFRAT bis heute immer noch als freier Raumplaner tätig ist. Insofern ist diese Publikation nach fünf
Jahrzehnten laufender Raumbeobachtung sowie raumforschender und planungspraktischer Teilhabe am Werden des jungen Staates gleichsam eine Bilanz der politisch gesteuerten Entwicklung Israels. Sie kann zugleich aber auch als kenntnisreiche und
engagierte Zielbestimmung und Handlungsanweisung für die zukünftige Lebensraumgestaltung Israels auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene gelesen werden.
Gemessen am umfangreichen und überaus kenntnisreich-fundierten Ertrag dieser Publikation zeigt die formale Gestaltung ihrer
kartographischen Abbildungen wiederholte Mängel. Die Schwarz-Weiß-Abbildungen sind allesamt auf das Format A5, oft sogar noch auf wesentlich geringere Formate verkleinert. Dadurch schrumpfen und verblassen Schrift, Symbole und Linien manchmal bis zur Unkenntlichkeit und ursprünglich unterschiedliche Grautöne sind nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Sollte das kleine Format bei weiteren Bänden beibehalten werden, sei den Herausgebern geraten, Karten in größerem Format gefaltet in einer Tasche anzuhängen oder aber sie in einem eigenen Anlagenband beizufügen. Angesichts des außergewöhnlich hohen Preises sollte auch die gebundene Ausgabe durch eine preiswertere Paperback-Ausgabe ersetzt werden; das erlaubte dann, ein größeres und somit für Abbildungen besser geeignetes Format zu wählen.    
Autor: Hartmut Eichenauer

Quelle: Erdkunde, 54. Jahrgang, 2000, Heft 2, S. 181