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Sabine Preuß: Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (Hg.): „Ohne Toleranz funktioniert nichts“. Indisch-deutsche Technische Zusammenarbeit: Berufsbildung, Hochschule, ländliche Entwicklung (1958-2010). Reportagen, Interviews, Portraits. Frankfurt a.M. Brandes & Apsel 2013. 185 S.
Berufsbildung, Hochschulkooperation und ländliche Entwicklung waren in den ersten fünfzig Jahren der deutschen Technischen Zusammenarbeit mit Indien die zentralen Felder, die in diesem Band im historischen Rückblick beschrieben und in den politischen und kulturellen Kontext eingeordnet werden. Sabine Preuß, selbst langjährige Mitarbeiterin der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ, heute Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit – GIZ) in Indien, hat Hintergrundinformationen, Interviews und Zitate aus Gesprächen mit indischen und deutschen Mitarbeitenden in diesen Projekten zusammengestellt und mit historischen sowie im Laufe der Recherche aufgenommenen Fotos illustriert.
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Benjamin Etzold: The Politics of Street Food. Contested Governance and Vulnerabilities in Dhaka’s Field of Street Vending. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2013 (Megacities and Global Change 13). 386 S.
Der Verkauf von auf der Straße zubereiteten Lebensmitteln in mobilen, semi-mobilen und weitgehend stationären Ständen ist ein typisches Merkmal vieler Städte im Globalen Süden. In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, ernährt sich rund jeder zweite der 15 Millionen Einwohner täglich von sogenanntem „street food“. Auf Straßen, Gehwegen und Märkten sowie in Parks und an Verkehrsknotenpunkten bieten nach den Schätzungen des Autors der Studie rund 100.000 Straßenhändler Reisgerichte, Snacks, Früchte oder Getränke an. Trotz der großen Bedeutung des Straßenhandels für die Nahrungsmittelversorgung in der Megastadt läuft dieser nicht ohne Konflikte ab. Aus Sicht der Behörden und der städtischen Eliten ist der Straßenhandel unhygienisch und zumindest potenziell gesundheitsgefährdend. Zudem stört er die öffentliche Ordnung, weil die Stände knappen Verkehrsraum blockieren oder Flächen nutzen, die für andere Zwecke vorgesehen sind. Dennoch findet der Straßenhandel von Lebensmitteln in erheblichem Ausmaß statt, mit Kundschaft nicht nur bei den Armen, sondern auch in der urbanen Mittelschicht. Benjamin Etzold beschäftigt sich in seinem Werk, das auf eine Doktorarbeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn im Rahmen des Schwerpunktprogramms 1233 der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Megacities – Megachallenge“ zurückgeht, genau mit diesen Widersprüchen zwischen Verboten, Verstößen, hartem Durchgreifen, Zulassen und bewusstem Wegsehen. Entsprechend versteht er den Straßenhandel mit Lebensmitteln als umkämpfte Regulation bzw. als Makro- und Mikropolitik um „street food“. Außerdem dokumentiert er sehr detailliert die Bedeutung des Straßenhandels für die Ernährungssicherung in der Megastadt und die Lebensführung der Händler.
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Pascal Goeke, Roland Lippuner und Johannes Wirths (Hg.) 2015: Konstruktion und Kontrolle. Zur Raumordnung sozialer Systeme. Wiesbaden: Springer VS. 347 S.
Mit „Systemen“ kommen Geographinnen aller Subdisziplinen im Laufe ihres Studiums und ihrer Forschung in Berührung: Ökosysteme, Systeme der Verarbeitung von Geodaten oder auch räumlich definierte Wirtschafts- oder Gesellschaftssysteme. Typischerweise wird im Zuge dessen Systemdenken mit einer ganzheitlichen, auf Zusammenhänge abstellenden Perspektive verbunden, die letztlich eine Integrationsleistung erbringt. Angesichts dieses weit verbreiteten Verständnisses ist es erst einmal bemerkenswert, dass die für den vorliegenden Sammelband „Konstruktion und Kontrolle“ maßgebliche sozialwissenschaftliche Systemtheorie etwas ganz anderes postuliert – nämlich die Knüpfung des Systembegriffes an die Abgrenzung, Eigenlogik und Autonomie von Systemen.
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Pascal Goeke 2017: Suchbewegungen im Anthropozän
Rezension von: Wolfgang Haber, Martin Held, Markus Vogt (Hg.) 2016: Die Welt im Anthropozän. Erkundungen im Spannungsfeld zwischen Ökologie und Humanität. München: Oekom. 178 S.
Das Anthropozän – zur Struktur eines Begriffs
Das Anthropozän – ein scheinbar beneidenswert klarer und knapper Begriff. In der logisch einfachen Form einer Realdefinition wird auf nur einer Seite in Nature behauptet (Crutzen 2002), dass die Menschheit der bedeutsamste (geologische) Faktor der allerjüngsten und gegenwärtigen Erd- und Umweltgeschichte sei und zugleich gefordert, dass dieser Sachverhalt auf den Begriff des Anthropozäns zu bringen ist (vgl. zuvor Crutzen/Stoermer 2000; zur Genese siehe auch Crutzen 2013).
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Marcel Heires, Andreas Nölke (Hrsg.):Politische Ökonomie der Finanzialisierung.Wiesbaden: Springer VS (Reihe Globale Politische Ökonomie) 2014. 277 S.
Wolfgang Krumbein, Julian Fricke, Fritz Hellmer, Hauke Oelschlägel: Finanzmarktkapitalismus? Zur Kritik einer gängigen Kriseninterpretation und Zeitdiagnose. Marburg: Metropolis-Verlag 2014. 160 S.
„Finanzialisierung“ und „Finanzmarktkapitalismus“ sind, wie es Hans-Martin Zademach in seinem jüngst erschienenen Lehrbuch „Finanzgeographie“ (Darmstadt 2014) deutlich gemacht hat, mehrdeutige und umstrittene Begriffe. In der Humangeographie wird des Öfteren ihre empirische Tragfähigkeit bezweifelt. Der von Marcel Heires und Andreas Nölke herausgegebene Sammelband „Politische Ökonomie der Finanzialisierung“ legt nun eine Zwischenbilanz von konzeptionellen Überlegungen und empirischen Anwendungen vor. Erfreulicherweise sind humangeographische Aspekte in diesem vornehmlich politikwissenschaftlichen Band thematisch und personell repräsentiert.
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Friederike Landau, Henning Mohr 2015: Interventionen als Kunst des urbanen Handelns?
Rezension zu Judith Laister, Anton Lederer, Margarethe Makovec (Hg.) (2014):Die Kunst des urbanen Handelns / The Art of Urban Intervention. Wien: Löcker.
Kreative und künstlerische Strategien gewinnen in innovations- und effizienzorientierten liberalen Demokratien als ‚alternative‘ Formen der Wissensproduktion sowie der Dynamisierung und potenziellen Demokratisierung von Kommunikations- und Entscheidungsprozessen zunehmend an Bedeutung. Die Anwendung von Kreativitätstechniken befördert die Konzeption des modernen Subjekts, welches Ideale von Selbstentfaltung und (Selbst-)Schöpfung – die maßgeblich der Figur des künstlerischen Genies entliehen sind – in den Kontext von (Selbst-)Optimierung und Ökonomisierung stellt (vgl. Reckwitz 2012: 215 ff.). Kreativität und künstlerische Ausdrucksformen werden als lösungsbringende, über funktionalistisch ausgerichtete Ansätze hinausgehende Herangehensweisen wahrgenommen, die Partizipation und – damit einhergehend – Legitimation begünstigen können. Insbesondere in städtischen Transformationsprozessen scheinen Künstler_innen immer häufiger eine Rolle in der (Oberflächen-)Gestaltung städtischer Räume zu spielen. Sie tun dies sowohl aus eigenem Antrieb, zunehmend jedoch auch im konkreten Auftrag lokaler, Akteur_innen des Stadtteilmanagements oder ähnlicher Programme, die übergeordnet das Thema ‚Soziale Stadt‘ forcieren.
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Christian Kohrs: Einflussfaktoren und Erfolgsbedingungen demokratischer Konsolidierungsprozesse im subsaharischen Afrika. Eine kritische Literaturanalyse. Heidelberg: Books on African Studies 2014. 660 S.
Bei der vorliegenden Veröffentlichung handelt es sich um die Dissertation des Autors. Ihr Ausgangspunkt ist die These, dass der Themenkomplex der demokratischen Konsolidierung in den letzten zwei Jahrzehnten in den internationalen politikwissenschaftlichen Diskussionen vernachlässigt wurde. Es erscheint in der Argumentation der Studie einleuchtend, das Vier-Ebenen-Modell von Wolfgang Merkel, welches auf der Konzeption von Juan J. Linz & Alfred Stepan aufbaut, zum theoretischen Ausgangspunkt zu nehmen. Das Modell vermittelt über die vier Ebenen demokratischer Konsolidierungen schon zum überwiegenden Teil die Teilregimes und Einflussfaktoren, die beim derzeitigen wissenschaftlichen Stand wohl als wesentlich erachtet werden können. Die Intention der Arbeit ist es aber nicht, lediglich die Konzeption von Merkel auf den afrikanischen Kontext zu übertragen, sondern eine kritische Diskussion darüber zu führen, ob dieses Konzept auf den Kontinent übertragbar ist bzw. wie es ggf. modifiziert werden muss. Dies trifft nach Auffassung des Autors insbesondere auf unseren Nachbarkontinent Afrika zu. Seit Beginn der letzten großen Demokratisierungsphase im subsaharischen Afrika Ende der 1980er Jahre waren nach einer kurzen Phase der Euphorie über ihr Tempo und ihr Ausmaß zunehmend skeptische Stimmen zu vernehmen, die auf die Defizite der demokratischen Regimes oder das Ausbleiben einer weitergehenden Demokratisierung hingewiesen haben. Allerdings habe sich auch erst in den letzten Jahren ein Kreis von acht bis zehn Staaten im subsaharischen Afrika herauskristallisiert, für den eine legitime Diskussion ihrer demokratischen Niveaus, im Sinne der internationalen Konsolidierungsdefinitionen, sinnvoll erscheine. Eine solchermaßen notwendige Diskussion, so die These des Autors, ist bisher aber nur unzureichend und zu unstrukturiert geführt worden.
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Naomi Klein: This Changes Everything: Capitalism vs. the Climate. New York: Simon & Schuster. 2014. 566 pp.
In her latest book, Naomi Klein, author of global bestsellers The Shock Doctrine and No Logo, looks to tackle the war our economic model is waging against life on earth. Sarah Lester finds that Klein leaves us with the glimmer of hope that climate justice movements and social mobilisation can offer an alternative future.
Naomi Klein in her new book This Changes Everything presents a new way of looking at two major problems: disaster capitalism and climate change. Klein’s argument is that, while the majority of people think climate change is a threat, “we have not done the things that are necessary to lower emissions because those things fundamentally conflict with deregulated capitalism” which is the “reigning ideology” of our time (p.18). At the heart of the book Klein is supplying society with a challenge: are we on the right path, are we doing the right things for ourselves and for the future, and is this the best we can be? Arguably her core message is one of social and environmental justice: “the solution to global warming is not to fix the world, but to fix ourselves” (p.279).
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Bernd Belina: Raum. Zu den Grundlagen eines historisch-geographischen Materialismus. Münster: Westfälisches Dampfboot (Einstiege 20) 2013. 172 S.
Bernd Belina widmet sich dem „Raum“ als einem Grundbegriff der Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie innerhalb der Reihe „Einstiege“ des Verlages Westfälisches Dampfboot. Die Reihe – so die Beschreibung des Verlages – richtet sich an ein breites Publikum und will die Lesenden befähigen, eigene Wege zwischen den Felsen der Disziplinen zu finden und zu bestreiten. Das schmale Buch ist konsequent innerhalb einer Perspektive des historisch-geographischen Materialismus (HGM) verfasst, daher stellt es lediglich einen Ausschnitt der aktuellen geographischen Debatten über Raum dar. Die angeführten Debatten und Vorschläge innerhalb des HGM werden umfassend dargelegt, kritisch diskutiert und an zahlreichen Beispielen aus der polit-ökonomischen Praxis anschaulich verdeutlicht. Dem Charakter einer Einführung entsprechend steht die ordnende und am Überblick orientierte Darstellung und Kritik disperser Beiträge im Mittelpunkt, nicht jedoch die Vorstellung einer eigenständigen Raumtheorie innerhalb des HGM.
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Matthias Drilling und Patrick Oehler (Hg.): Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Forschungsperspektiven, Handlungsfelder, Herausforderungen. Springer VS, Wiesbaden 2013. 428 S.
Im der amtierenden Bundesregierung zugrunde liegenden Koalitionsvertrag finden sich unter dem Kap. 4.2 „Lebensqualität in der Stadt und auf dem Land – Gutes und bezahlbares Wohnen“ Ausführungen zur Liegenschaftspolitik, zum Sozialen Wohnungsbau (S. 114), zu Bezahlbaren Mieten (S. 115) sowie zum Generationen- und altersgerechten Wohnraum (S. 116). Nach Jahren der Kürzungen, beispielsweise im Programm Soziale Stadt, möchte die Bundesregierung nunmehr den Sozialen Wohnungsbau wiederbeleben und u. a. eine sozialverträgliche Sanierung des Wohnungsbestandes vorantreiben (S. 114 f. des Koalitionsvertrags). Was der Begriff sozialverträglich in diesem Zusammenhang bedeutet, wird nicht erläutert. Eindeutig scheint aber zu sein, dass der Sozialplanung im Städtebaurecht, mit der sich bereits Schulze-Fielitz in seiner Dissertation im Jahre 1982 auseinandersetzte, in der Gegenwart größeres Gewicht – möglicherweise gar eine Renaissance? – beschieden sein könnte.
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Klaus Selle: Über Bürgerbeteiligung hinaus: Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe? Analysen und Konzepte. Detmold 2013. Verlag Dorothea Rohn, edition stadt | entwicklung. 528 S.
Der Planungstheoretiker Klaus Selle von der RWTH Aachen schöpft in diesem Buch erneut aus dem Vollen. Er kann souverän einen essenziellen Trumpf ausspielen: Seine jahrzehntelange Erfahrung mit Planungsprozessen und -akteuren vor Ort. Sehr gut gefallen mir die als Zitate eingeflochtenen Zuspitzungen, mit denen der Autor Einwände, Argumente und Polemiken zu begegnen sucht. Er entwickelt auf diese Weise seinen unnachahmlichen Stil. Herausgekommen ist eine voluminöse Monographie in Dialogform. Für eine solche Themenfülle an Planungstheorie(n) und der Ableitung von Konzepten für partizipatorische oder gar plebiszitäre Planungsinstrumente jenseits des ohnehin schon bestehenden Kommunal(wahl)rechts braucht es zweifelsohne Erfahrung. Was macht nun eine «gute», nahezu alles und jeden beteiligende Stadtplanung aus? Angesichts des mancherorts zunehmenden Siedlungsdrucks vor allem auf Mittel- und Grossstädte ist eine Konzentration und Zuspitzung der Frage, wie Bürger besser an Planung zu beteiligen seien, wichtig.
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