Hans-Georg Bohle (Hg.): Südasien. Die Herausforderung des Globalisierungsprozesses. 21. Baden-Württemberg-Kolloquium. Stuttgart 2000 (Beiträge zur Südasienforschung, Band 189). 111 S.
Seit 1998 findet im Rahmen des Baden-Württemberg-Kolloquiums ein Austausch zwischen Wissenschaftlern und Experten aus der Praxis auf der einen Seite und begabten Studierenden aus allen Disziplinen auf der anderen statt. Im Mittelpunkt des 21. Kolloquiums im Juni 1999 standen die Herausforderungen des Globalisierungsprozesses für die Region Südasien. Die zu dieser Thematik präsentierten Referate sind in dem vorliegenden Sammelband zusammengefasst.
In einem einführenden Vortrag klärt H.-G. BOHLE, Leiter des Südasien-Instituts in Heidelberg und Ausrichter des Kolloquiums, kurz und prägnant die Begriffe Globalisierung und Glokalisierung. Als Geograph stellt er zudem das spezifisch Geographische des Globalisierungsprozesses heraus. Es folgt ein Beitrag, der die Grundlagen der regionalen Wirtschaftsentwicklung erörtert. Dabei postuliert der Historiker D. Rothermund, ebenfalls vom Südasien-Institut, zwei Phasen der Globalisierung in Südasien. Die erste Phase erstreckt sich von 1870 bis 1914 unter der Ägide der britischen Kolonialmacht, die zweite beginnt in den 1980er Jahren mit der wirtschaftlichen Liberalisierung und dem Boom der Software-Industrie.
Die ersten beiden Referate lassen sich als Einstieg in die Thematik verstehen. Die übrigen Beiträge liefern interessante Einblicke in weitere ökonomische sowie politische, soziale und kulturelle Aspekte, die in Südasien mit der Globalisierung einhergehen. Hierzu zählt etwa, dass die indische IT-Branche in nächster Zukunft einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften erwartet, weil diese ins Ausland oder in andere Industriezweige abwandern (S. Bhagavathula, Daimler-Benz-Research Center in Bangalore) oder dass die indische Bevölkerung aufgrund kolonialer Erfahrungen kulturelle Verluste infolge der Globalisierung befürchtet (E. Böhm-Tettelbach, Südasien-Institut).
Selbstverständlich vermitteln die Beiträge dem Leser einige erhellende Einsichten in die mit der Globalisierung verbundenen Entwicklungen in Südasien, vornehmlich mit jenen in der Indischen Union; eine tiefer gehende Analyse der Thematik gewährt ihm der vorliegende Sammelband aufgrund der Kürze der Texte - einige erscheinen nur als Summary - indes nicht. Für die Teilnehmer des Kolloquiums war dies sicherlich erwünscht, sollten die Referate doch in erster Linie anregende Impulse für die Diskussion mit den 34 ausgewählten Studierenden aus Baden-Württemberg geben. Der außen stehende Leser dagegen kommt zu kurz, weil die knappen Ausführungen kein umfassendes Bild der Globalisierungswirkungen auf Südasien vermitteln und somit viele Fragen offen bleiben.
Autorin: Hiltrud Herbers