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Kategorie: Rezensionen

Adrian Pieter van Langevelde: Bilingualism and Regional Economic Development. A Dooyeweerdian Case Study of Fryslân. Utrecht/Groningen 1999 (Nederlandse Geografische Studies 255). 197 S.

Hinter dem abstrakt anmutenden Titel "Zweisprachigkeit und regionale wirtschaftliche Entwicklung" verbirgt sich eine Dissertation, die im Rahmen eines Forschungsvorhabens zu Zweisprachigkeit und Wirtschaft in Friesland im Zeitraum von 1991 bis 1999 an der Universität Groningen entstanden ist und die von der Provinz Friesland und dem "Berie foar it Frysk" als beratendem Gremium für friesische Sprache und Kultur initiiert wurde.
Bei der Dissertation handelt es sich um eine Zusammenstellung von verschiedenen Aufsätzen, die die Wechselwirkungen zwischen Zweisprachigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung in Friesland zu entschlüsseln versuchen, und sie ist als Fallstudie im Kontext westeuropäischer Sprachminderheiten gedacht. Vier der insgesamt acht Kapitel wurden bereits forschungsbegleitend in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften abgedruckt.
Im Anschluss an die allgemeinen Ausführungen zum Hintergrund der Studie wird das eigentliche Forschungsthema auf regionaler Ebene umrissen. Anhand ausgewählter Indikatoren wie Beschäftigungsstruktur, Urbanisierung, Tourismus und Migration werden die Zusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Zweisprachigkeit am Beispiel Friesland untersucht. Auf den Aspekt der Migration in diesem Zusammenhang geht der Autor im Folgenden noch näher ein und entwickelt ein mathematisches Modell zur Abschätzung der Veränderungen des Anteils der friesisch sprechenden Bevölkerung. Anschließend befasst sich der Autor mit der Frage nach der Sonderstellung Frieslands im Vergleich zu den anderen niederländischen Dialekt-Regionen in Bezug auf die Auswirkungen von Zweisprachigkeit auf das Funktionieren der regionalen Wirtschaft. Basierend auf der Strukturtheorie des niederländischen Philosophen Herman Dooyeweerd, die in einem gesonderten Kapitel näher erläutert wird, entwirft der Verfasser ein mikroökonomisches Unternehmensmodell, welches er den klassischen Theorien gegenüberstellt.
Ausführlich geht der Autor schließlich auf seine empirische Arbeit in Friesland ein. Die Kernfrage der Untersuchung beschäftigt sich mit den Effekten, die Zweisprachigkeit und offizielle Sprachpolitik der Provinz Friesland auf die regionale Ökonomie haben. In 24 Tiefeninterviews mit Managern in Friesland werden Inhalte zum Unternehmen, zu den persönlichen Zielen und Wertvorstellungen des Managers sowie zu Sprache und Sprachpolitik abgefragt und ausgewertet. Abschließend folgt eine kurze Zusammenfassung und Bewertung der Forschungsarbeit hinsichtlich ihrer politischen und wissenschaftlichen Bedeutung.
Die Studie soll als Leitlinie für die künftige Regionalpolitik dienen und aufzeigen, welche Möglichkeiten bestehen, die zweisprachige Situation in Friesland als positiven Impuls für die regionale Wirtschaftsentwicklung zu nutzen.
Autor: Walter Lükenga

Quelle: Erdkunde, 58. Jahrgang, 2004, Heft 2, S. 194