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Kategorie: Rezensionen

Hans Joachim Schellnhuber, Mario Molina, Nicholas Stern, Veronika Huber, Susanne Kadner (Hg.): Global Sustainability - A Nobel Cause. Cambridge 2010. 414 S.

Dass der Weltklimagipfel in Kopenhagen mit einem Ergebnis zu Ende gegangen ist, das von vielen Zeitgenossen als schlichtes Versagen der Mehrheit der beteiligten Regierungen bewertet wird, wäre nicht nötig gewesen. Die Konferenzteilnehmer hätten nur das vorliegende Buch lesen müssen. Das zumindest meint der Direktor des Postdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) Hans Joachim Schellnhuber: "Man könnte vermuten, dass die Kopenhagener Konferenz erfolgreicher verlaufen wäre, wenn es zur Pflichtlektüre der Delegierten gehört hätte."

Das vorliegende Buch will zentrale Streitfragen aufgreifen und neue Lösungsansätze aufzeigen, über die auf der Klimakonferenz in Kopenhagen keine Einigung erreicht wurde. Die Autoren sind Physik-, Chemie-, Medizin-, Wirtschafts- und Friedensnobelpreisträger, sowie Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung, Vertreter von Nicht-Regierungs-Organisationen und anerkannte Experten der Nachhaltigkeitswissenschaften, wie es in einer Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung heißt. In ihren Beiträgen entwerfen die Autoren Strategien für die Eindämmung des Klimawandels und für eine globale nachhaltige Entwicklung.
Das Buch baut auf die Vorträge und Diskussionen des ersten Nobelpreisträger-Symposiums zur globalen Nachhaltigkeit 2007 in Potsdam auf. Die Idee der Nobelpreisträger-Symposien bestand darin, mit "einigen der klügsten Köpfe unserer Zeit Lösungsansätze für einige der dringlichsten Probleme unserer Zeit" zu entwickeln. Geht es nach Schellnhuber kann das Buch als Leitfaden für die Wende zur globalen Nachhaltigkeit dienen. Dabei reichen die Themen von neuen Erkenntnissen der Klimaforschung über technologische Innovationen und ökonomische Anreizsysteme bis hin zu Fragen der Kommunikation und unterschiedlicher Werte und Überzeugungen.
Der britische Ökonom Nicholas Stern stellt seinen Vorschlag eines "Global Deals" für Klimaschutz und Entwicklung in Grundzügen vor. Klimawandel und globale Armut seien zwei Seiten derselben Medaille. Beide Herausforderungen müssten gemeinsam angegangen werden.
Sunita Narain vom Indischen Centre for Science and Environment beschreibt, wie zwischen reichen und armen Ländern differenziert werden muss. Um einen gerechten globalen Vertrag über den Zugang zu Allgemeingütern schließen zu können, müssen die unterschiedlichen Entwicklungsgeschichten und Emissionsverläufe von Industrie- und Entwicklungsländern berücksichtigt werden, argumentiert Narain.
Mario Molina von der University of California in San Diego, der als einer der ersten Wissenschaftler die chemische Zerstörung der Ozonschicht der Erde beschrieben hat, vergleicht die Klima- mit der Ozonloch-Krise. Der Nobelpreisträger schöpft aus seiner Erfahrung mit der Bekämpfung des Klimawandels und der Luftverschmutzung in Entwicklungsländern.
Medizin-Nobelpreisträger John Sulston legt eindringlich dar, dass gegenseitiges Vertrauen eine Voraussetzung für die globale Wende zur Nachhaltigkeit sei, solange einzelne Staaten sich auf Kosten der Mehrheit Vorteile verschaffen könnten. Gegenseitiges Vertrauen könne sich aber nur durch uneingeschränkten Zugang zu Informationen und den Austausch von Wissen bilden.
Das Buch schließt mit dem Potsdam Memorandum, in dem die Potsdamer Symposiumsteilnehmer den Beginn einer Großen Transformation fordern. Diese umfassende Umgestaltung der Beziehung Mensch-Umwelt ist Dreh- und Angelpunkt aller Buchkapitel.

Das Buch ist online lesbar unter: http://www.nobel-cause.de/book

Zur Nachhaltigkeitsdiskussion seien hier noch einmal drei Aufsätze aus der geographischen revue empfohlen: http://www.geographische-revue.de/archiv/gr2-02.pdf