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Kategorie: Rezensionen

Michael Szönyi: Geoland Schweiz. Landschaften entdecken, Natur erfahren. Zürich 2007. 336 S.

Das Buch, so der Autor, richtet sich nicht an „Pauschaltouristen“, sondern an Reisende, welche das Land Schweiz nicht nur als Ferien-, sondern auch als gehaltvollen Erlebnisraum wahrnehmen möchten. Es setzt keine geowissenschaftlichen Fachkenntnisse voraus, sondern möchte Grundlagen verständlich darstellen, um „tiefer und durchdringender zu sehen und zu entdecken“ (S. 9).

Der reich und hervorragend bebilderte Band setzt bei den drei Hauptlandschaftsräumen der Schweiz an: Mittelland, Alpen und Jura (in dieser Reihenfolge). Dann kommen die großen Regionen und die Städte. Es folgen alphabetisch nach Kantonen geordnete „Typlandschaften“ (von „Aargau“ bis „Zürich“). Dann schließen sich Kapitel über „das UNESCO-Weltkulturerbe“, die „Stadt Schweiz – Verkehr und Kleinräumigkeit“ sowie über „Nachhaltigkeit“ an, worunter „Energievorsorgung: Das Wasserschloss Schweiz“, „Geothermie und Thermalquellen“ und „Naturkatastrophen“ firmieren. Ein Anhang umfasst Quellenverzeichnis, empfohlene Literatur zur geowissenschaftlichen Vertiefung, eine Darstellung der Arbeitsweise des Autors, ein Stichwort- und zugleich Ortsverzeichnis, das blätterndes Suchen nach Lokalitäten vermeiden hilft. Der Band kann als eine populärwissenschaftliche, stark geologisch gewichtete Landeskunde bezeichnet werden, die im Aufbau nicht dem entspricht, was man von beschreibender über dynamische bis hin zur Problemländerkunde versteht. Auch wenn kultur- oder naturwissenschaftliche Einzelsachverhalte in allen Kapiteln aufscheinen, so überwiegt der geologische Aspekt – maßvoll verpackt in Wander- und Reiseerlebnisse, angereichert mit Geschichten und Geschichtchen. Das macht die Lektüre angenehm leicht und locker und regt an, Erlebnisse und Erkenntnisse vor Ort selber zu suchen. Das Buch kann den vielen Schweiz-Touristen empfohlen werden, die sich landeskundlich, vor allem aber geologisch, informieren möchten. Sie bekommen eine reichhaltige, interessante Kost angeboten. Das Buch ersetzt keine geographische Landeskunde, stellt aber sicherlich eine schöne – im Sinne der schweizerischen Geologie „erdwissenschaftliche“ – Ergänzung zu dem leider ausschließlich humangeographisch gewichteten Fachbuch von A. Odermatt und D. Wachter dar (Schweiz – eine moderne Geographie, Zürich 2004). Diese ist ökonomisch und wirtschaftspolitisch ausgerichtet, unter Bezug auf die aktuelle Situation in Europa sowie auf die gewandelte Landwirtschafts- und Regionalpolitik der Schweiz. Das muss insofern erwähnt werden, da auch das Fach Geologie „die Komponente Mensch und das Verständnis unseres Lebensraumes“ als „von zentraler Bedeutung“ (S. 7) erkennt. Beide Titel sprechen mit ihren Vorzügen und Schwächen eigentlich für einen integrativen Mensch-Umwelt-Ansatz, der allerdings nicht aus der einzelnen Fachwissenschaft heraus, sondern multidisziplinär und gemeinschaftlich zu bedienen wäre. Diese methodologischen Bemerkungen zu den in den Geowissenschaften immer noch diskutierten multi- und transdisziplinären Ansätzen und Notwendigkeiten schmälern das Verdienst des Verfassers nicht, geowissenschaftliche Erkenntnisse fundiert und zugleich sehr attraktiv in Wort und Bild an den aufgeschlossenen Schweizbesucher heranzubringen. Dafür ist das Buch in höchstem Maße empfehlenswert.

Autor: Hartmut Leser

 

Quelle: Die Erde, 138. Jahrgang, 2007, Heft 4, S. 394-395