Anne Buttimer and L. Wallin (Eds.): Nature and Identity in Cross-Cultural Perspective. Dordrecht/ Boston/London 1999. 355 S.

Mit zunehmender Globalisierung und Vereinheitlichung der Lebensstile gewinnen Rückbesinnungen auf regionale Identitäten und kulturell-historische Eigenheiten an Bedeutung. Das hier angezeigte Buch ist Ausdruck dieses Trends. Am Beispiel Japans, Indiens und des arabisch-islamischen Kulturraumes werden zunächst nicht-westliche Naturverständnisse und Weltsichten unserem eigenen westlichen Weltbild gegenübergestellt. In einem zweiten Teil des Buches kommen in insgesamt 6 Beiträgen die Dichotomien zwischen "offiziellen" und lokal-autochthonen Umweltvorstellungen und -bewertungen zum Vorschein: China, Spanien, Guatemala, Australien, Lettland und die Welt der Inuit dienen als Fallbeispiele. Ein dritter Teil des Buches widmet sich - vorrangig an Beispielen aus Europa und Nordamerika - der emotionalen und/oder künstlerischen Überhöhung bzw. Verfremdung geographischer Räume.
Das ebenso anregende wie aktuelle Buch macht eindrücklich deutlich, daß weder "Natur" und selbstverständlich noch weniger "Kultur" objektive und ubiquitäre Begriffe sind. Vor allem lokalspezifische Wert- und Normsysteme führen zu Verhaltensweisen und umweltrelevanten Reaktionen, die es nicht nur aus akademischem Interesse, sondern auch aus entwicklungs- und planungsorientierten Überlegungen heraus zu beachten gilt. Der insgesamt 20 Fallbeispiele dokumentierende Sammelband macht das theoretische Konstrukt wie auch die praktische Relevanz kulturraumspezifischer Umweltwahrnehmungen kompetent deutlich. Ein Schönheitsfehler: insgesamt 18 der 20 Beiträge sind Abdrucke früherer Publikationen, 13 davon allein eines Sonderheftes der Zeitschrift GeoJournal. Dennoch: eine für Bibliotheken zu empfehlende Anschaffung - trotz des nicht eben geringen Preises!
Autor: Eckart Ehlers

Quelle: Erdkunde, 54. Jahrgang, 2000, Heft 3, S. 275-276