Hans van Hastenberg: Foreign direct investment in Hungary: the effects on the modernization of the manufacturing industry and the demand for labor. Utrecht 1999 (Nederlandse Geografische Studies 256) 198 S.

In keinem anderen der ehemals sozialistischen Staaten Mittel- und Südosteuropas ist die wirtschaftliche Umstrukturierung in einem solchen Ausmaß mit ausländischen Direktinvestitionen (FDI) verbunden wie in Ungarn. Vor allem im Bereich des Produzierenden Gewerbes spielen Unternehmen im vollständigen oder teilweisen Besitz ausländischer Eigentümer eine dominante Rolle innerhalb des sog. Transformationsprozesses.
Unter den zahlreichen Aspekten des Einflusses von FDI auf den wirtschaftlichen Wandel in Ungarn konzentriert sich der Autor auf die beiden wohl wichtigsten Fragen:
- Inwiefern tragen FDI zur (v. a. technologischen und arbeitsorganisatorischen) Modernisierung der ungarischen Industrie bei?
- Welchen quantitativen und qualitativen Einfluß haben FDI auf den ungarischen Arbeitsmarkt?
Der Autor kann aufzeigen, daß bei allen regionalen, branchentypischen und durch die Investitionsform (Aufkauf privatisierter Staatsbetriebe oder Betriebsneugründung) bedingten Unterschieden FDI eine entscheidende Bedeutung für die Modernisierung nicht nur dieser Betriebe selbst, sondern auf dem Weg über Lieferbeziehungen etc. auch anderer Unternehmen und z. T. sogar anderer Wirtschaftszweige in Ungarn haben. Eine ähnliche Vorreiterrolle spielen FDI auf dem Arbeitsmarkt, wo sie in den privatisierten Unternehmen einerseits zunächst für einen starken Arbeitskräfteabbau sorgen, andererseits aber den größten Beitrag zur beruflichen Qualifikation der Arbeitskräfte bei überdurchschnittlichen Löhnen leisten und zudem das größte Wachstumspotential auch bei den Belegschaftszahlen aufweisen.
Diesen hier nur grob skizzierten Ergebnissen liegt zum einen eine gründliche und - bezogen auf die Begründung der Empirie - auch sehr gelungene Diskussion der einschlägigen Literatur zu Grunde, zum anderen eine schlüssige und überzeugende Auswertung vorhandener Quellen und zum dritten eine eigene Erhebung des Autors, die aufgrund der problematischen Stichprobenauswahl mit ihrer geringen Fallzahl jedoch nur den Charakter einer Pilotstudie annehmen kann.
Dennoch weist auch der Erhebungsteil eine derart große Anzahl zumindest vorläufiger Erkenntnisse auf, daß das vorliegende Buch insgesamt als ein wichtiger Beitrag zur Erforschung der Transformation der ungarischen Ökonomie bezeichnet werden kann.
Autor: Wolfgang Aschauer

Quelle: Erdkunde, 54. Jahrgang, 2000, Heft 4, S. 379