Wilfried Heller: Innenansichten aus dem postsozialistischen Rumänien: sozioökonomische Transformation, Migration und Entwicklungsperspektiven im ländlichen Raum. Berlin 1999. 227 S.
Während bis Ende der 1980er Jahre empirische Sozialforschung durch westliche Wissenschaftler in den meisten Staaten des östlichen Europa nahezu unmöglich war, ermöglichte der politische Umbruch den Zugang sowie Kooperationen mit Wissenschaftlern der Transformationsländer. Der vorliegende Band zeigt, welche Früchte eine solche Zusammenarbeit hervorbringen kann. Die Studie beruht auf enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Soziologie an der Babes-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca und bezog dortige Studierende in die Befragung von 1000 Privathaushalten ein. Experteninterviews stellten die wichtigsten Informationen bereit. Im Mittelpunkt stehen Migrationsprozesse im ländlichen Raum Rumäniens, die durch die Transformation ausgelöst oder ermöglicht wurden. Eine Analyse läßt für die 90er Jahre ein komplexes Muster der Wanderungen erkennen, das neben echter Landflucht auch Zuwanderung in den ländlichen Raum, Wanderung innerhalb des ländlichen Raumes und Migrationen zwischen Städten umfaßt. In den Begründungszusammenhang werden Beschäftigungssituation, Entlohnung, Reprivatisierung, landwirtschaftliche Betriebsstruktur und Veränderungen der individuellen Lebensgestaltung einbezogen. Angesichts der negativen Bewertung der Landwirtschaft auf den drei Maßstabsebenen der Untersuchung wird deutlich, wie differenziert Transformation gesehen werden muß. Andererseits wird die gesamtwirtschaftliche Entwicklung eher positiv bewertet. Der wirtschaftliche Niedergang nach 1989 ließ Industriearbeiter zu den Hauptverlierern der Transformation werden. Das neue Kleinunternehmertum konnte diese Defizite bisher nicht ausgleichen. Die Studie ist anregend zu lesen und exemplarisch für Arbeitsmöglichkeiten im östlichen Europa. Die kartographische Umsetzung der Abbildungen befriedigt jedoch vor allem dann nicht, wenn Rumänien auf die Größe einer halben Druckseite verkleinert wird (Abb. 5-7).Auor: Jörg Stdelbauer