Alfred Pletsch: Frankreich. Geographie - Geschichte - Wirtschaft - Politik. 2., überarbeitete und ergänzte Aufl. Darmstadt 2002. 378 S.

Publizisten und Vertreter von Nachbarwissenschaften der Geographie haben seit geraumer Zeit erfolgreich begonnen, den Markt länderbezogener Abhandlungen zu erobern. Nicht immer vermag die Geographie überzeugend darauf zu reagieren. Eine m.E. gelungene Antwort ist die zweite Auflage des Buches von ALFRED PLETSCH über Frankreich.
Der länderkundlichen Methodik folgend, wird zwar einleitend in die natürlichen Grundlagen und ökologischen Rahmenbedingungen eingeführt. Doch dies geschieht ebenso wie beim Blick in die Geschichte mit dem Ziel, die im Folgenden behandelten Sachverhalte in ihrer lokalspezifischen Differenziertheit und Verankerung einzubinden und nachvollziehbar zu machen. Das zeigt sich bei der räumlichen Bevölkerungsverlagerung, der Dynamik und Stagnation der städtischen und ländlichen Siedlungen, der wirtschaftlichen Entfaltung und dem Bemühen um erfolgreiche Dezentralisierung von oben. Dabei werden jeweils an ausgewählten Beispielen die regionalen historischen, sozialen und ökonomischen Zusammenhänge vertieft. Verwiesen sei z.B. auf die Wurzeln des Zentralstaates, die Entleerungs- und Konzentrationsprozesse, den globalen Ort La Défense/Paris, die Beharrung und Differenziertheit der Wochenmärkte, die Bedeutung und Problematik der Bewässerung in Südfrankreich, das Industrie- und Verkehrszentrum Fos-sur-Mer/Marseille, die Agrarentwicklung der Bretagne oder die Rolle der überseeischen Gebiete für das Mutterland. Der Beitrag von H. UTERWEDDE zur politischen Bedeutung des heutigen Frankreichs rundet diese inhaltlich geschickt konzipierte und graphisch überzeugend ausgestattete Länderkunde mit Überlegungen ab, die die Rolle Frankreichs in der Zukunft Europas kritisch, aber nachvollziehbar diskutieren.
Dieses wissenschaftliche Buch basiert auf langjähriger empirischer Forschung und reicher Landeskenntnis. Es richtet sich aber sicher nicht nur an die Fachkolleginnen und Fachkollegen. Es dürfte insbesondere auch all diejenigen ansprechen, die sich abseits der tagespolitischen Kurzlebigkeit mit dem wichtigsten Nachbarn der Bundesrepublik profund befassen wollen.     
Autor: Fred Scholz

Quelle: Erdkunde, 58. Jahrgang, 2004, Heft 2, S. 196-197