Christoph Jentsch (Hg.): Visionen von der idealen Stadt. Beiträge zur Ausstellung "Ildefons Cerdà (1815-1876)" an der Universität Mannheim 2002. Mannheim 2002 (Südwestdeutsche Schriften 30). 101 S.
Aus Anlass einer Ausstellung über ILDEFONS CERDÀ, Verfasser des berühmten Stadterweiterungsplans von Barcelona (1859) und ein Pionier der modernen Stadtplanung, erschien das anzuzeigende Bändchen.
Es enthält drei kürzere Beiträge über CERDÀ und seine Bedeutung für die Stadtbaugeschichte sowie fünf ergänzende Aufsätze über die wechselvolle Geschichte der Blockbauweise, über die städtebauliche Entwicklung Mannheims sowie über die Anfänge des modernen Städtebaus in Deutschland. Gerade im Vergleich zu den ersten deutschen Vertretern des modernen Städtebaus im 19. Jahrhundert (HOBRECHT, BAUMEISTER) wird die herausragende Pionierrolle CERDÀS deutlich: Als Ingenieur fasste er die Stadterweiterungsplanung zwar in erster Linie als eine technische Aufgabe auf, doch war für ihn Städtebau eng mit ökonomischen, sozialen und politischen Fragen verknüpft. Seinen Stadterweiterungsplan verstand er zwar nicht als gesellschaftspolitisches Reformmodell (wie später HOWARD und viele andere), aber als Mittel, um den zuziehenden Bevölkerungsmassen die drangvolle und unhygienische Enge der Altstadt zu ersparen und gesunde Wohnbedingungen zu ermöglichen. Allerdings wurden die durch seinen Stadterweiterungsplan gebildeten quadratischen Baublöcke in den folgenden Jahrzehnten aus ökonomischen Gründen viel dichter und höher bebaut, als von CERDÀ vorgesehen. Das Bändchen enthält zwar keine neuen Forschungsergebnisse, doch empfiehlt es sich denjenigen, der sich in knapper Form über CERDÀ und seinen bedeutenden Stellenwert in der Geschichte der modernen Stadtplanung informieren möchte.
Autor: Hans H. Blotevogel