Hubert Kiesewetter: Überwindung der Armut in der Dritten Welt. Hat Afrika eine Chance? St. Katharinen 2002. 108 S.

Die Suche nach realistischen Entwicklungschancen für den Kontinent der "Krankheiten, Katastrophen und Konflikte" ist seit dem Milleniumsbekenntnis zu einer Halbierung der Armut bis 2015 sowie im Kontext der jüngst geführten Diskussion um Sicherheit und Entwicklung nach einer längeren Phase einer resignativen Abkehr wieder in den Vordergrund entwicklungspolitischer Überlegungen gerückt.

Den theoretischen Bezugsrahmen des Diskurses stellen dabei das Konzept der Verwundbarkeit in seiner Zusammenführung verschiedener Theorieansätze, der "livelihood"-Analyserahmen sowie die Debatte um Globalisierung und Fragmentierung. Vor diesem Hintergrund mutet eine Publikation wie die hier besprochene zumindest recht mutig an. Ihr dienen Wachstumstheorien der 60er bis 70er Jahre von ROSTOW und GERSCHENKRON als theoretischer Bezugsrahmen. Diese Ansätze werden jedoch auch nicht konsequent verfolgt, sondern um naturdeterministische und modernisierungstheoretische Facetten zur Erklärung von Unterentwicklung ergänzt. Zu den ausgewählten Entwicklungsfaktoren zählen "Landwirtschaft", "Bevölkerungsentwicklung", "Bildung", "Klima", "Geographie" und "Bodenschätze". Vor diesem Hintergrund werden 19 Fallbeispiele besprochen - es sind 19 Staaten Afrikas, die nach dem Prinzip der Flächengröße ausgewählt sind und in der Abfolge von groß nach klein und ungeachtet jeglicher politischer oder historischer Zusammenhänge Erwähnung finden. Diese Fallbeispiele werden in ihrer spezifischen Ausprägung mit Bezug auf die genannten Entwicklungsfaktoren in jeweils beliebiger Reihenfolge, ergänzt um einige historische Eckdaten, dargestellt. An diesen weitaus umfangreichsten Teil der broschierten Publikation schließt eine als solche bezeichnete Analyse in Differenzierung nach den Entwicklungsfaktoren an. Wie bereits im Zusammenhang der Einzelfalldarstellungen kommt der Autor auch hier nicht über banal anmutende Anmerkungen und Gemeinplätze hinaus, und es bleibt abschließend festzustellen, dass die Publikation es nicht der Mühe wert ist, in ihren einzelnen Argumentationen verfolgt und diskutiert zu werden.
Autorin: Sabine Tröger

Quelle: Erdkunde, 59. Jahrgang, 2005, Heft 1, S. 62