Manfred Henningsen: Der Mythos Amerika. Frankfurt/M. 2009. 358 S.
Für eine "überfällige Zäsur" hält der Rezensent Gerd Renken in "Das Parlament" das Buch von Manfred Henningsen. Dem Rezensenten zufolge beginnt der Autor seine amerikanische Bewusstseinsgeschichte mit der kritischen Aufarbeitung des amerikanischen Gründungsmythos. Die Sklaverei und der Landraub an den Indianern stehen hier im Mittelpunkt. Amerika sei nicht entdeckt, sondern im Prozess einer gewalttätigen Eroberung erfunden worden. Diese Einsicht gehört nach Auffassung Renkens zu den Grundthesen des Buches.Henningsen habe ein vielschichtiges Werk zum besseren Verständnis der amerikanischen Gegenwart und ihrer Wurzeln geschrieben. Der Autor zeige, warum und wie schwer sich die Amerikaner damit tun, sich dieser Problematik zu stellen. Dabei sei aber kein Buch für "Amerikahasser" geschrieben worden, vielmehr habe Henningsen in seiner glänzenden Analyse auf jede Polemik verzichtet.
Herausgekommen sei ein Buch, dass die Chancen zur Selbstbesinnung und Korrektur beschwöre und unter der neuen amerikanischen Präsidentschaft auch angegangen werden müsse. Ob allerdings Obama die in ihn gesetzten Erwartungen auch erfüllen könne, bleibe abzuwarten, so der Rezensent.