Bärbel Beinhauer-Köhler und Claus Leggewie: Moscheen in Deutschland. Religiöse Heimat und gesellschaftliche Herausforderungen. München 2009. 240 S.
Die öffentliche Debatte um den Bau von Moscheen und Minaretten und allgemein um den Islam hat durch das Ergebnis der Abstimmung in der Schweiz auch in der Bundesrepublik neue Nahrung bekommen. Zu wünschen wäre es, wenn die Auseinandersetzungen dazu beitragen könnten, die Diskussion zu versachlichen und sie mit brauchbarem Wissen zu versorgen. Denn es gilt, worauf gerade erst der Berliner Literaturwissenschaftler Thomas Kramer (im Tagesspiegel vom 6. Dezember 2009) oder Altkanzler Gerhard Schröder (in der Zeit vom 10. Dezember 2009) hingewiesen haben: Wissen und Unwissen, Halbwissen und Ignoranz gehen eine unselige Melange ein aus der heraus Pauschalurteile schnell gefällt werden und die eine politische oder mediale Instrumentalisierbarkeit enorm erleichtern.
In einer solchen Situation kann Aufklärung behilflich sein. Das von Beinhauer-Köhler und Leggewie vorgelegte Buch könnte ein Beitrag sein, die Debatte zu entdramatisieren, indem es Wissen bereit stellt. So sieht das auch die Rezensentin Stefanie Schoene in der Süddeutschen Zeitung. Ein Buch, das sich der steigenden Nervosität im Umgang mit dem Islam methodisch und verständlich annimmt - das sei heute bitter nötig. Und es wird dem Buch attestiert, dass es hier richtig liegt. Ein flüssiger, fast journalistischer Stil informiere sachlich und könne so zum Abbau diffuser Ängste beitragen. Wobei die Rezensentin darauf hinweist, dass die Autoren Ängste vor Überfremdung, Parallelgesellschaft und Terror nicht nur in den Reihen der Modernisierungsverlierer, "die ihre Felle auf dem Arbeitsmarkt davon schwimmen sehen" ausmachen, sondern dass auch das gebildete Bürgertum in kollektive Aufregung falle und dabei seine Aufgabe zur Integrationsunterstützung verfehle. Nicht ganz deutlich wird, was Stefanie Schoene von Leggewies Handlungsempfehlungen für einen "besseren Weg zur Moschee" hält. Das sei für einen Politikwissenschaftler und eine sich für die Wissenschaft geziemende Politikferne dann doch eher ungewöhnlich.
Stefan Luft in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sieht die Autoren Ordnung in die Debatte bringen, indem sie sich der Rolle der verschiedenen Akteure widmen und so Interessenkonstellationen und Interessenkollisionen benennen können - dies sei ein erster und wesentlicher Schritt zum gesellschaftlichen Interessenausgleich beitragen zu können.