Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag e.V. (Hg.): Von Trommlern und Helfern. Beiträge zu einer nicht-rassistischen entwicklungspolitischen Bildungs- und Projektarbeit. Berlin 2008. 2. Aufl. 84 S.
Es kann von "Rassismus gesprochen werden, wo erstens Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer nach körperlichen oder kulturellen Merkmalen definierten Gruppe bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden und zweitens eine ungleiche Verteilung von Ressourcen oder Rechten mit dieser Zuschreibung erklärt beziehungsweise legitimiert wird" (S.13). Dieser so von Aram Ziai in seinem Beitrag definierte Rassismus findet sich auch in der - wie gut auch immer gemeinten - EZ und in den Aktivitäten der NRO wieder, die in Bildungsarbeit, Kampagnen, Projekten oder im Fairen Handel weltweite Verhältnisse aufdecken, kritisieren und an Lösungsansätzen arbeiten.
Wie virulent Rassismus hier auftaucht und wie er überwunden werden könnte, zeigen zahlreiche Berichte aus und Analysen über die Aktivitäten aus den Hilfsorganisationen und der EZ. Sei es die stereotype Darstellung von Menschen auf den Kampagnenplakaten großer NRO (Kiesel; Phillip), die Nachfrage nach MigrantInnen zum Trommeln, Tanzen und Kochen für die entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit (Akinyosoye und Schwarzer) oder die Inhalte von Bildungsmaterialien, die in ihrer Darstellung selbst noch Klischees festschreiben (Geißler-Jagodzinsky) - immer wieder finden sich die Akteure partnerschaftlicher EZ selbst in rassistischen Verstrickungen wieder. Das aufzudecken und zu reflektieren, ist das Verdienst dieser gut gemachten Broschüre, in der sich neben den Berichten aus der Praxis einleitende Grundlagen zum Rassebegriff und zur Entwicklungstheorie und -praxis befinden. Im Anhang werden praktische Übungen für die Bildungsarbeit und Materialien vorgestellt. Illustriert ist die Broschüre mit Fotographien aus einem mosambikanisch-deutschen Jugendfotoprojekt zum Thema "Armut und Reichtum". Hier ist ein Perspektivenwechsel und damit eine Hinterfragung der eigenen Wahrnehmung von Zusammenhängen bereits in die Praxis umgesetzt.
Heide Mertens