Internationale Bauausstellung Emscher Park. Die Projekte 10 Jahre danach. Hg.: Fachgebiet Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung, Fakultät Raumplanung, TU Dortmund.[Verantw. CHRISTA REICHER und ACHIM DAHLHEIMER]. Essen 2008. 304 S.
Zehn Jahre sind inzwischen vergangen, seit die Internationale Bauausstellung EmscherPark – oder auch IBA EmscherPark genannt – im Jahr 1999 ihren feierlichen Abschluss gefunden hat. Diese IBA, in deren Rahmen über 100 Projekte zwischen 1989 und 1999 im schwierigsten Teil des Ruhrgebiets entstanden sind, war eine der sicherlich spektakulärsten und auch in der allgemeinen Öffentlichkeit sehr gut wahrgenommenen strategischen Planungen der Nachkriegszeit in Deutschland.
Die IBA hat zu einer neuen Identität im Ruhrgebiet beigetragen, die sich zu einer langen Industriegeschichte und dem gleichzeitigen Strukturwandel einer Region offensiv bekennt. Sie hat nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch in anderen Teilen Nordrhein-Westfalens mit den REGIONALEN, im gesamten Bundesgebiet und auch im Ausland ihre Spuren hinterlassen und war Vorbild für viele Planungsaktivitäten im vergangenen Jahrzehnt.
Wer nun von dem in 2009 erschienenen Katalog zur IBA eine Information oder gar eine systematische Analyse erwartet, wie es im Ruhrgebiet nach Abschluss der IBA grundsätzlich in der räumlichen Planung weitergegangen ist, wird von dem Katalog enttäuscht sein.
Hier ist auf ein Forschungsprojekt des Fachgebiets Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund mit dem Titel „9,5 revisited“ zu verweisen (www.iba-forschung.de), in dem es auch um eine kritische Reflektion der Planungsverfahren, Projektideen und Beteiligungsprozesse gehen soll. Allererste Ideen für eine solche Analyse liefert das Grußwort von Karl Ganser in dem Katalog.
Wer aber von dem Katalog eine Information erwartet, wie sich die sechs zentralen Leitthemen und die über 100 Einzelprojekte der IBA in den letzten zehn Jahren weiter entwickelt haben, ist mit dem Werk bestens bedient. Auf fast 300 Seiten werden nach dem Gliederungsprinzip des Abschlusskatalogs aus dem Jahr 1999 noch einmal die Grundgedanken zu den einzelnen Leitthemen und zu den vielfältigen Projekten in einer ansprechenden Aufmachung vorgestellt – für den Leser, der den Planungsprozess in den 1990er Jahren verfolgt hat, eine gute Wiederholung und Auffrischung – und es werden dann jeweils jüngere Entwicklungen zu Leitthemen und Einzelprojekten in knapper Form ergänzt. Eine kritische Auseinandersetzung, die beispielsweise den Aspekt der Folgekosten der einzelnen Projekte beleuchtet oder gar die sozialen und ökologischen Wirkungen bewertet, leistet der Katalog dann allerdings nicht. Vielmehr dient er in dem bereits angesprochenen Forschungsprojekt einer ersten Bestandsaufnahme, die CHRISTA REICHER und ihr Team aus Dortmund mit ACHIM DAHLHEIMER aus dem Städtebauministerium in Düsseldorf an einen interessierten Leserkreis weitergegeben.
So werden die einzelnen Projekte jeweils in kurzer und übersichtlicher Form auf zwei, im Einzelfall auch auf vier Seiten in einer eher deskriptiven Form vorgestellt. Dabei inden sich einige steckbriefartige Informationen zu den beteiligten Akteuren und zur Geschichte des Vorhabens, ein kurzer Fließtext sowie Fotos und eine kleine Übersichtskarte. Diese Karte mag zwar graphisch ansprechend sein, für eine Orientierung vor Ort wäre aber eine klassische topographische Karte besser gewesen.
Zusammenfassend bleibt so festzuhalten, dass es sich um eine aktualisierte und – trotz der Kritik an den Karten – sehr ansprechend gestaltete Neuauflage des IBA-Katalogs handelt, wobei eine kritische Analyse der einzelnen Projekte hinsichtlich ihrer langfristigen Wirkungen hier allerdings noch nicht erfolgt. Und dennoch: Für Geographen, aber auch für andere Raumwissenschaftler besitzt der Katalog einen hohen Wert, speziell für den Besuch der einzelnen Vorhaben und die Vorbereitung von Exkursionen. Und auch allen anderen, die sich einfach nur über den Fortgang der IBA-Projekte informieren wollen, sei der Katalog empfohlen.
Claus-C. Wiegandt