Dietrich Henkel, Kester von Kuczkowski, Petra Lau, Elke Pahl-Weber, Florian Stellmacher (Hg.) 2010: Planen – Bauen – Umwelt. Ein Handbuch. Wiesbaden. 600 S.

Ein Handbuch, ein echtes Handbuch zum Bauen, zur Raumplanung, zum Städtebau, zum Umweltschutz, aber auch zum Verkehr, zum Immobilienwesen und vielen weiteren Kernbegriffen liegt vor. Kurzum ein nach den einschlägigen Stichworten alphabetisch aufgebautes Werk für Bauherren, Investoren, Raumplaner, Umweltschützer, Planer, Architekten, Landschaftsgestalter, Städtebauer, Immobilienverantwortliche, Siedlungssoziologen und -ökologen usw. ist anzukündigen.

Es adressiert sich nicht nur an sie, sondern vermittelt allen Lesern, woher sie auch kommen, echtes Rüstzeug für das Zugehen auf den Lebensraum.
Praxisorientierter angelegt ist es als die bekannten Begriffs- und wissenschaftlich konzipierten Handwörterbücher und Grundlagenwerke zu Methoden und Theorien, aber nicht weniger sorgfältig durchdacht, vermittelt von Praktikern und gleichzeitig theoriestarken Autoren. Nützlich ist es – nicht abwertend, sondern aufwertend ist diese Aussage gemeint. Griffbereit erleichtert es nämlich die tägliche Arbeit, parallel erleichtert es das weiterführende Nachdenken über die Problem- und Fragestellungen. Wichtige interdisziplinäre/fachliche Schlaufen werden, wenn auch nicht direkt, so doch allein schon beim Blättern vermittelt, sofern mitgedacht wird. Und als Studierende  wäre man glücklich gewesen, auf kurzem Weg an verlässliche, gleichzeitig inspirierende, dichte Informationen heranzukommen. Just dieser Eindruck der kristallisierten Reife des «gesicherten Wissens» vermittelt das Opus. Die Schlacken der Pionierzeit des permanenten Neuerfindens des Umganges mit dem Lebensraum sind gleichsam abgestreift. Das, was zu tun ist, das was getan werden kann, diese und verwandte Aspekte stehen im Mittelpunkt, wenn auch begleitet von Reflexion, sogar von einem kritischen Auge und dem angezeigten besonnenen Innehalten.
Den Redaktoren ist es offensichtlich gelungen, die nach dem heutigen Stand des Wissens – verbunden mit Vorausschau sogar! – sachlich überzeugenden Themen zu lancieren und für jeden Baustein je einen Verfasser zu finden, der sich auf sein Thema sachkompetent und adressatengerecht einzulassen versteht. Aber eben, nicht nur die grossen Namen gewichtiger Autoren finden sich, auch Namen, die Berufserfahrung ankündigen, sind auszumachen – am richtigen Ort, adäquat zum Problemkomplex. Eine grossartige Leistung der Herausgeber.
Und noch ein Schachzug ist positiv zu vermerken. Das Werk wurde gleichsam als Festschrift eingefordert – für Professor Rudolf Schäfer von der TU Berlin. Nicht nur nebenbei: Herzliche Gratulation zum Lebenswerk rund um das Bauen! Aber eben, die Publikation, nicht geplant als Summe von irgendwelchen Abhandlungen zu zufällig aufgekommenen Themata, sondern vorbedacht als anwendungsnahes Lehr- und Nachschlagewerk zu den Rahmenbedingungen des zweckmässigen, auch bauseitigen Umganges mit dem Lebensraum – samt Rücksicht auf die laufenden Veränderungen aus dem politischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Geschehen heraus. Die Autoren zeigten sich offensichtlich fasziniert, allein schon deshalb, weil auch sie die Chance kriegen, gelesen zu werden, aber auch um der Sache und der Adressaten willen. Kein Geheimnis: Selbst in Professoren steckt in aller Regel der Wille, der Sache und den Menschen begleitend zu dienen. Dies geschieht hier.
Die rund 160 Stichworte reichen von der «Baukultur» und vom «Bauordnungsrecht» über «Kreative Städte» und die «Landschaftsplanung», über das «Risikomanagement» und den «Städtebau» resp. das «Urban Design» wie auch die «Stadtökologie» bis zum «Verkehr» und zum «Vertragsmanagement». Sogar die «Ethik in der Planung» kommt zu Wort. Schwerpunkte bilden insgesamt der Städtebau und die Raumplanung, aber eben nicht nur, die «Wissensgesellschaft» wird genauso fokussiert wie die «Immobilienfinanzierung» oder die «Globalisierung» und die «Zukunftsforschung» – ein höchst aktuelles und gleichzeitig anregendes Ausweiten der Horizonte. Bleibt als einzige Frage: Ist das Werk über Deutschland hinaus aussagekräftig? Die Frage darf positiv beantwortet werden, zumal die zentralen Probleme in breiten Absteckungen angegangen werden. Die da und dort anzutreffenden rechtlichen Verankerungen im deutschen Recht dominieren zwar, doch ist es dem Benutzer des Handbuches aus andern Ländern ohne weiteres möglich, die für ihn massgebende Rechtsordnung hineinzudenken, weil das Sach-Materielle eindeutig überwiegt.
Martin Lendi

Quelle: disP 181, 2/2010, S. 124-125