Dietrich Denecke: Wege der Historischen Geographie und Kulturlandschaftsforschung. Ausgewählte Beiträge. Hg. von Klaus Fehn und Anngret Simms. Wiesbaden. 330 S.

Der stattliche Band wurde Dietrich Denecke im Rahmen eines Festkolloquiums überreicht, das zu seinem 70. Geburtstag in der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin stattfand (Verhandlungen der GfE 2005). Die in der Historischen Geographie ausgewiesenen Herausgeber, die mit dem Jubilar wissenschaftlich eng verbunden sind, wählten als Inhalt der Festschrift nicht wie üblich Arbeiten über ihn, sondern ließen ihn mit früheren Arbeiten selbst zu Wort kommen.

Die Auswahl war allerdings nicht leicht; Denecke selbst schreibt, dass sie bestimmt wurde von dem Gedanken, "zu wesentlichen allgemeinen Bereichen der Historischen Geographie und Kulturlandschaftsforschung Übersichten, Perspektiven und methodische Ansätze zu präsentieren, die in den vergangenen 30 Jahren verfolgt worden sind und die auch in weiterer Zukunft von tragender Bedeutung für diese geographische Teildisziplin sein werden" (S. 297). Nach dieser allgemeinen Zielsetzung wurden 13 grundlegende Beiträge Deneckes, die er seit den 1970er Jahren verfasste, ausgewählt und nach Themen gegliedert: (1) Der Weg der Forschung und allgemeine Betrachtungsansätze, (2) Phasen und Prozesse der Siedlungs- und Flurgenese, (3) Historische Geographie der Stadt, (4) Verkehr und Altstraßen als Bereiche der Wirtschafts- und Verkehrsgeographie der historischen Kulturlandschaft, (5) Der Anwendungsbezug in der Historischen Geographie. Auf den Inhalt dieser Themen kann hier nicht eingegangen werden. Es ist aber festzustellen, dass Auswahl und Zusammenfassungen durchaus gelungen sind und zeigen, dass sich der Verfasser in viele Bereiche der Historischen Geographie eingeschaltet und sie nachhaltig durch Problemstellungen und Anregungen beeinflusst hat. Wichtig ist ihm der "Anwendungsbezug", zu dem er in vier Beiträgen Stellung nimmt. Sie handeln von historisch-geographischen Landesaufnahmen und Stadtforschungen, die in der Denkmalpflege, in Freiland- und Landschaftsmuseen, wie auch auf Karten, in Wanderführern, Stadtbeschreibungen oder in den Medien zum Ausdruck gebracht werden können. In einem "Ausblick über Forschungsansätze und Forschungsentwicklung" fasst Dietrich Denecke noch einmal seine Gedanken zur Historischen Geographie in ihren vielseitigen Arbeitsfeldern zusammen. Sie ist für ihn als Teildisziplin in die Geographie eingeordnet, übergeordnet wird sie jedoch "als ein interdisziplinärer Betrachtungsansatz" verstanden (S. 297). Dabei werden vor allem historische und archäologische landschaftsbezogene Forschungen einbezogen. Wie jeder Beitrag ein ausführliches Literaturverzeichnis enthält, ist auch der "Ausblick" mit neuesten Literaturangaben versehen. Ferner enthält der Band ein Gesamtverzeichnis der Publikationen Deneckes, aus denen die "zeitliche Breite" seiner Arbeiten durch alle historischen Epochen hervorgeht. Ebenso zeigt sich, dass der Autor seine methodischen und theoretischen Erkenntnisse aus einer Vielzahl von Regional- und Lokalstudien gewonnen hat, die er vorwiegend in Niedersachsen und speziell im Raum Göttingen durchführte. Schließlich werden in einem Gespräch mit Anngret Simms (S. 307ff.) die Verbindungen Deneckes "über die Grenzen Deutschlands hinweg" aufgezeigt. Sie führen u.a. nach Irland, zu den Britischen Inseln, nach Nordamerika und Israel. In jedem Fall ergaben sie kollegiale Zusammenarbeit und einen fruchtbaren Gedankenaustausch. - Die Festschrift von und über Dietrich Denecke wird die Historische Geographie weiterführen. Die verstreut publizierten Arbeiten, die hier zusammengefasst sind, zeigen die Forschungsschwerpunkte auf. Sie weisen zugleich auf Probleme hin und geben Anregungen für künftige Forschungen und Anwendungsmöglichkeiten. Dem Jubilar und den Herausgebern gebührt Dank. Der Festschrift ist eine weite Verbreitung - nicht nur in der Historischen Geographie - zu wünschen.

Autor: Karl Lenz

Quelle: Die Erde, 137. Jahrgang, 2006, Heft 1-2, S. 50-51