Franz Dollinger: Die Naturräume im Bundesland Salzburg. Erfassung chorischer Naturraumeinheiten nach morphodynamischen und morphogenetischen Kriterien zur Anwendung als Bezugsbasis in der Salzburger Raumplanung. Flensburg 1998 (Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Band 24). 215 S.

Die Arbeit ist nicht nur Ergebnis umfangreicher Reflexionen und Analysen zum Problem der räumlichen Gliederung am Beispiel des Landes Salzburg, sondern resultiert auch aus langjährigen Erfahrungen des Autors aus seinem Tätigkeitsbereich in der Abteilung für Raumplanung des Amtes der Salzburger Landesregierung. Hier treten immer wieder die Fragen nach der Wirksamkeit von Raumordnungsmaßnahmen oder Probleme ihrer ungenügenden "Feinabstimmung" auf, welche darauf zurückzuführen sind, daß meist politisch abgegrenzte Einheiten als räumliche Bezugsbasen verwendet werden. Da sich andererseits aber kaum allgemeingültige funktionelle Raumgliederungen ableiten lassen, versucht der Autor einen pragmatischen Weg der Raumgliederung auf der Basis einer Naturräumlichen Gliederung bzw. der "Theorie der Geographischen Dimensionen".
Hier spielt die Frage des Maßstabes einer Landschaftsanalyse eine entscheidende Rolle. So wird die topische Strukturierung des Naturraumes anhand eines Beispiels im Tennengebirge überprüft. Danach zeigt sich, daß eine Abgrenzung von Geoökotopen auf rationeller Basis nicht möglich ist. Auch die Verschneidung von Partialkomplexen zur Gewinnung von Flächen gleichartigem landschaftsökologischen Haushaltes erbrachte keine praktikable Lösung. Erst auf der Ebene der chorischen Dimension bot sich die Möglichkeit, eine ausreichend genaue und flächendeckende Erfassung der Landschaft basierend auf geomorphologischen Naturraumtypen durchzuführen.
Nach einem Überblick über die Landschaftsentwicklung im Bundesland Salzburg anhand von Beispielsgebieten wird eine Abgrenzung geomorphologischer Naturraumtypen im Maßstab 1:50000 vorgenommen. Es erfolgt eine Hauptkatalogisierung in Abtrags- und Akkumulationstypen, Karst-, Lösungs- und Auslaugungstypen, biogene, tektogene und morphostrukturelle Naturraumtypen, Gewässer, Seen, Schnee, Eis und Permafrost sowie technogene Landschaftselemente.
In den letzten Kapiteln beschreibt der Autor die digitale Erfassung der Naturraumtypen und stellt die chorische Struktur des Landes vor. Die dadurch gewonnene neue Bezugsgrundlage für Raumordungsmaßnahmen wird als weiterführende Alternative zu dem bisher auf Gemeindeflächen beruhendem Landesentwicklungsprogramm diskutiert.
Der hohe Wert der Arbeit liegt nicht nur in einer ausführlichen Diskussion und Überprüfung von Techniken der Raumgliederung, sondern vor allem in der exakten Beschreibung und praktischen Durchführung am Beispiel des Landes Salzburg anhand von zahlreichen teils farbigen Karten, unterstützt durch eine CD.    
Autor: Hans-Erich Stocker

Quelle: Erdkunde, 54. Jahrgang, 2000, Heft 3, S. 273