Dietrch Schmidt-Vogt: Swidden Farming and Fallow Vegetation in Northern Thailand. Stuttgart 1999 (Geoecological Research, Vol. 8). 371 S.

Obwohl sich viele Arbeiten mit der Vegetation Nordthailands und dessen anthropogener Beeinträchtigung beschäftigt haben, stand bisher eine vergleichende Untersuchung des Einflusses ethnisch differenzierter Schwendbaumethoden auf die Vegetationsentwicklung aus. Die Habilitationsschrift von D. SCHMIDT-VOGT schließt diese Lücke. Sie ist das Ergebnis detaillierter Vegetationsanalysen auf Brachflächen ethnischer Gruppen der Lawa, Karen und Akha, die unterschiedliche Formen des Schwendbaus betreiben. Die mit einer Vielzahl von Photos, Abbildungen und Tabellen hervorragend ausgestattete Arbeit belegt einmal mehr das hohe Indikatorpotential der Vegetation bei der Analyse von Mensch-Umwelt-Beziehungen. Die Veröffentlichung in englischer Sprache ist ein Beispiel, das Schule machen sollte. Denn nur so werden die häufig beeindruckenden Habilitationsschriften des deutschsprachigen Raumes international wahrgenommen.
Nach einer umfangreichen Einführung in das Arbeitsgebiet Nordthailand werden im Hauptteil der Arbeit drei Fallstudien (je ein Lawa-, Karen-, und Akha-Dorf) wiedergegeben, wobei jene zum Lawa-Dorf den weitaus größten Raum einnimmt. Die Fallstudien beinhalten jeweils eine Fülle von Informationen über die ethnische Gruppe, das Dorf und die Umweltbedingungen. Die sekundären Vegetationsformationen werden mit Hilfe von Vegetationsaufnahmen, Bestandesstrukturanalysen sowie lokalen Erhebungen zu Pflanzenkenntnissen und -nutzungen im Hinblick auf Artenzusammensetzung, Struktur, Dynamik und Nutzung untersucht. In der abschließenden Synthese werden die Beziehungen zwischen Vegetationsentwicklung und Schwendbaupraktiken vergleichend herausgearbeitet. Dabei wird auf Korrelationen mit anderen Standortsfaktoren außer den Nutzungseinflüssen, z. B. mit edaphischen Verhältnissen, nur kurz Bezug genommen. Auch weitere vergleichende Betrachtungen, z. B. zur Diversität, geraten etwas kurz.
Die Arbeit hat einen stark deskriptiven Charakter. Die Repräsentativität der Fallstudien und die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse scheinen unterschiedlich zu sein, wobei die Verhältnisse im Akha-Dorf mit sehr heterogenen, sich an lokal verändernde Bedingungen (Straßenbau, Marktzugang, zunehmende administrative Einflüsse etc.) anpassenden Schwendbaupraktiken stellvertretend für moderne Entwicklungen in der Region sind. Die Synthese aus natur- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen ist in der auf zweijähriger Feldforschung basierenden Studie gut gelungen. Insgesamt leistet die Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um den Einfluß von Landnutzungssystemen auf die Vegetationsentwicklung tropischer Sekundärwälder. Sie belegt, daß Schwendbau ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Landnutzung sein kann und nicht notgedrungen mit Vegetationsdegradierung gleichzusetzen ist.    
Autor: Udo Schickhoff

Quelle: Erdkunde, 54. Jahrgang, 2000, Heft 4, S. 386-387