Ewald Glässer, Martin W. Schmied und Claus-Peter Woitschützke: Nordrhein-Westfalen. 2., völlige Neubearbeitung; mit einem Anhang Fakten - Zahlen - Übersichten. Gotha 1997. 423 S.

Mit diesem Band der Perthes Länderprofile legen die Autoren eine in weiten Teilen konzeptionell veränderte Neubearbeitung der 1987 erstmals erschienenen Landeskunde von Nordrhein-Westfalen vor und vermitteln ein sektoral wie strukturell ausgewogenes Bild dieses Bundeslandes. Im Mittelpunkt der wirtschaftgeographischen Analyse steht der Strukturwandel vom Industrie- zum Dienstleistungsland. Ausgewogen und problemorientiert werden zunächst die gegenwärtigen Grundlagen des Wirtschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen beschrieben, die vornehmlich im Humankapital sowie in der Struktur des Arbeitsmarktes und weniger in den traditionellen, durch die Lagestätten bedingten Faktoren gesehen werden. Das Folgekapitel gibt eine knappe Übersicht über die wesentlichen Parameter des industriellen Strukturwandels, die in den anschließenden Analysen der Teilräume präzisiert werden. Sachinformationen, die über den jeweiligen Argumentationszusammenhang hinausgehen, werden ebenso wie ausführlichere Begriffsdefinitionen oder historisch-genetische Erläuterungen in separierten Kastentexten ("Übersichten") präsentiert. Dies erleichtert die Lesbarkeit des fortlaufenden Textes, trägt andererseits aber auch zu einer merklichen Informationsverdichtung bei. Nicht einsichtig ist, warum die "Arbeitslosigkeitsformen" als "Übersicht" (2.3), die "Ursachen der einzelnen Formen der Arbeitslosigkeit und Ansatzpunkte zu ihrer Bekämpfung" hingegen in einer Tabelle (2.7) erläutert werden. Den detaillierten Beschreibungen des sekundären Sektors stehen in Kapitel 4 vergleichsweise nur kursorische Ausführungen zum Fragenkomplex "Dienstleistungen - die Hoffnung des 21. Jahrhunderts?" gegenüber. Dieses Kapitel haben die Autoren möglicherweise nur als eine zusammenfassende Überleitung zu den wiederum sehr ausführlichen Analysen der Verkehrssituation, der Stadtentwicklung und des Fremdenverkehrs eingefügt. In einer Landeskunde eines weitgehend durch Industrie und Gewerbe geprägten Landes können Fragen des agrarstrukturellen Wandels sicher eine untergeordnete Bedeutung einnehmen. Diesem Fragenkomplex hätten sich die Autoren allerdings mit etwas größerer Aufmerksamkeit widmen sollen. Vermisst werden hier vor allem Hinweise auf die Verflechtungen der Landwirtschaft mit vor- und nachgelagerten Produktionszweigen und die Auswirkungen der EU-Quotenregelung. Die Beschreibung der Landwirtschaft orientiert sich leider zu sehr an den traditionellen Mustern der deutschen rargeographie.
Autor: Hans Böhm

Quelle: Erdkunde, 55. Jahrgang, 2001, Heft 1, S. 101-102