Veronika Ulbert: Partizipative Gender-Forschung: Umweltprobleme und Strategien der Ressourcennutzung in der Dominikanischen Republik. Saarbrücken 1999 (Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 17). 314 S.
Die Studie von VERONIKA ULBERT versteht sich als Beitrag zur anwendungsorientierten geographischen Entwicklungsländerforschung. Dabei verfolgt die Autorin neben der Nutzbarmachung ihrer Ergebnisse für ein konkretes GTZ-Projekt in der Dominikanischen Republik als zweites explizites Ziel die Weiterentwicklung von partizipativen Untersuchungsansätzen.
Der erste Teil der in vier Hauptkapitel gegliederten Arbeit widmet sich methodischen und theoretischen Überlegungen der Forschung in Entwicklungsländern. Hinsichtlich der Relevanz von geographischen Studien, die in diesem Kontext entstehen, beklagt die Autorin zunächst den von F. SCHOLZ wiederholt vorgetragenen Mangel an praktischer Umsetzbarkeit. Partizipative Ansätze eignen sich besonders, um diesem Defizit entgegenzuwirken, so die Meinung der Verfasserin. Partizipation wird dabei sowohl als Ziel etwa in Form von politischer Teilhabe als auch als Methode der Untersuchung verstanden. In der Analyse grenzt die Autorin beide Aspekte jedoch nicht immer klar voneinander ab. Schließlich werden gender-spezifische Entwicklungsfragen aufgegriffen und partizipative Methoden, die einen zielgruppenorientierten Mix aus vorrangig qualitativen Herangehensweisen umfassen, hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit zur Erhebung solcher Aspekte erörtert.
Der zweite und dritte Teil der Arbeit von VERONIKA ULBERT umfaßt die eigentlichen Fallstudien in der Dominikanischen Republik im Rahmen eines GTZ-Projektes. Die vorausgehende Diskussion der Rahmenbedingungen beinhaltet ein interessantes Kapitel über das Geschlechterverhältnis und die Situation der Frauen im Lande. Es folgen die einzelnen Erhebungen zur Ressourcennutzung und zu den daraus resultierenden Problemen, wobei sich die Autorin auf drei Regionen bzw. Bevölkerungsgruppen konzentriert, und zwar auf Köhler in einer Trockenwaldregion, Kleinbauern in einer Bergregion und Vertriebene aus einem Nationalpark. Der letzte Teil der Studie fragt nach der Verwundbarkeit der untersuchten Bevölkerungsgruppen und der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere karibische Länder.
Es fällt schwer, in der Anpassung von partizipativen Methoden an die spezifischen Erfordernisse in der Untersuchungsregion eine Weiterentwicklung der Methodik bzw. des Ansatzes zu erkennen. Dagegen bleibt es das Verdienst der Autorin, Forschungsergebnisse bereitzustellen, die sowohl von der lokalen Bevölkerung als auch von den GTZ-Mitarbeitern für praktische Zwecke genutzt werden können. Die Bezeichnung der Gesprächspartner als "Informanten" überrascht indes in einer auf Partizipation ausgerichteten Studie, in der mehrfach darauf hingewiesen wird, daß die lokale Bevölkerung nicht wie in der traditionellen akademischen Forschung lediglich als Objekte betrachtet wird.
Autorin: Hiltrud Herbers