Rita Schäfer: Gender und ländliche Entwicklung in Afrika. Eine kommentierte Bibliographie. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Münster, Hamburg, London 2003.
Die kommentierte Bibliographie über die Situation von Frauen und die Geschlechterverhältnisse in ländlichen Gebieten Afrikas, die erstmals im Jahr 2000 erschien, liegt nun bereits in zweiter, erweiterter Auflage vor und bezieht Literatur bis März 2003 ein. Der Band enthält außer einer kurzen Einleitung in den Themenkomplex ein Kapitel mit wichtiger Überblicksliteratur und stellt dann - nach Regionen bzw. Ländern geordnet - Arbeiten zu dem breiten Themenkomplex vor, der von genderbezogenen Fragen der Landwirtschaft und Ernährungssicherung, des Zugangs zu Ressourcen, Märkten und Kapital über Fragen der Haushaltsökonomie zu vielfältigen anderen Aspekten der Lebensumstände von Frauen auf dem Lande reicht.Anerkennenswert bei dieser Publikation sind der enorme Arbeitsaufwand für die Zusammenstellung der Literatur und die - mit gewissen sprachlichen Einschränkungen - gelungene Kommentierung, die über die bei den meisten Zeitschriftenartikeln im Original vorhandenen Abstracts hinausgeht und deutlich werden lässt, dass sie von einer "genderkompetenten" Kompilatorin verfasst wurden. Durch die Einbeziehung älterer Schriften erhält die Bibliographie auch eine historische Tiefe, die für alle diejenigen wichtig ist, die an der Entwicklung der Forschung und des Wissensstandes über Frauen- und Geschlechterproblematik im ruralen Afrika interessiert sind. Positiv ist ebenso, dass Schäfer unveröffentlichte Arbeiten zahlreicher von ihr konsultierter Organisationen und Forschungsinstitutionen in die Bibliographie aufgenommen hat.
Vollständigkeit kann und darf trotz des beachtlichen Umfanges der Bibliographie (über 1.500 Titel basierend auf der Auswertung von über 100 Fachzeitschriften sowie von Monographien und Sammelbänden aus Europa, den USA und Afrika) von einer derartigen Bibliographie nicht erwartet werden. Dennoch ist zu bedauern, dass einige interessante geographische Forschungsbeiträge nicht beachtet worden sind.
Die Hauptkritik aber zielt auf zwei andere Aspekte: Zum einen stellt sich die Frage, ob eine ausschließlich in Buchform erscheinende Bibliographie heute noch zeitgemäß ist, zumal vollkommen auf eine Verschlagwortung der vorgestellten Schriften und einen inhaltlichen Index verzichtet wird. Der typische Benutzer einer Bibliographie liest sie jedoch nicht systematisch, sondern verwendet sie selektiv. Deshalb kann, wer inhaltlich und nicht länderspezifisch nach Material sucht, mit Hilfe von periodisch erscheinenden elektronischen Bibliographien (wie Geography, Sociology) sowie mit allgemeinen Internet- und speziellen wissenschaftlichen Zeitschriftensuchprogrammen (wie Science Direct, Ingenta) zum Teil schneller - und bei gründlicher Recherche unter Umständen sogar umfassender - an die gewünschten Informationen kommen. Um ihren unbestrittenen Nutzen zu verbessern, wäre es daher sinnvoll, die Bibliographie durch Schlagworte, einen Index und eine CD-Rom zu ergänzen. Zum anderen ist zu bezweifeln, dass es sinnvoll ist, eine Bibliographie zu dieser wichtigen Thematik in deutscher Sprache zu veröffentlichen, zumal die überwiegende Mehrzahl der kommentierten Literatur in Englisch verfasst wurde. Die Autorin möchte mit ihrer Bibliographie "interdisziplinäre und interkulturelle Auseinandersetzungen anregen" (vii), schließt aber durch die verwendete Sprache de facto sehr viele WissenschaftlerInnen, Entwicklungspraktiker und politische Entscheidungsträger in Afrika, aber auch in Europa und Nordamerika von der von ihr zusammengestellten Information aus, die ein breiteres Publikum verdient hätte.
Autorin: Doris Schmied