Christian Pfister (Hg.): Am Tag danach. Zur Bewältigung von Naturkatastrophen in der Schweiz 1500 - 2000. Bern, Stuttgart, Wien 2002. 263 S.
Naturkatastrophen waren bislang in der Regel Gegenstand der Natur- und Ingenieurwissenschaften (darunter auch der Physischen Geographie). Erst in den letzten Jahrzehnten ist ansatzweise auch eine sozialwissenschaftliche Risikoforschung entstanden, die in der Geographie aber noch wenig entwickelt ist.
In der Zusammenarbeit von natur- und sozialwissenschaftlicher Risikoforschung sind allerdings noch erhebliche methodische und inhaltliche Defizite zu überwinden. Gestützt auf exemplarische Beispiele will der Herausgeber, ein bekannter Klimageschichtsforscher am Historischen Institut der Universität Bern, das Verständnis für die Notwendigkeit interdisziplinärer Analysen von Naturkatastrophen stärken. Die ausgewählten Beispiele für Naturkatastrophen in der Schweiz umfassen den Zeitraum von 1515 (Überschwemmungen des Ticino) bis 2000 (Unwetter im Wallis) und sollen den Blick für langfristige Konstanten und Veränderungen im Umgang mit Naturkatastrophen öffnen. Für ein solch anspruchsvolles Vorhaben steht allerdings bislang erst relativ wenig interdisziplinär und vergleichbar aufbereitetes empirisches Material zur Verfügung. Diese Einschränkung gilt jedoch nicht für die vorgestellten Beispiele. Deswegen ist ein sehr überzeugendes und optimal illustriertes Buch entstanden, das gut zum Einsatz im akademischen und schulischen Unterricht geeignet ist. Dazu trägt auch die anregende Synthese des Herausgebers bei, durch die die Einzelbeispiele in einen größeren Zusammenhang eingeordnet werden. Gerade für Geographen bietet der Band wichtige methodische und inhaltliche Anregungen.
Autor: Werner Bätzing
Quelle: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie Jg. 49 (2005) Heft 2, S. 126