Sandoval Lopez und Maria Fernanda: Agricultural and Settlement Frontiers in the Tropical Andes: The Páramo Belt of Northern Ecuador, 1960-1990. Regensburg 2004 (Regensburger Geographische Schriften 37). 180 S.

Das Ziel der Studie ist die Typologie der Landnutzung und die Analyse des Wandels der Agrarstruktur seit der Präkolonialzeit, speziell aber im Zeitraum 1960-1990, also nach der Agrarreform in Ecuador. Nach einer gebührenden Einführung in die Forschungsprobleme und Forschungsziele der Arbeit befasst sich die Autorin in einer ca. 15-seitigen Diskussion unter Beizug einschlägiger Literatur mit Inhalt, Abgrenzung und Höhenstufung des Páramo in den tropischen Anden. Für die Realisierung der Arbeit werden drei charakteristische Páramogebiete in den Anden von Ecuador ausgewählt (El Angel: Nord-Ecuador; Cangahua: Ostkordillere bei Quito; West Saquisilí: Westkordillere Provinz Cotopaxi). Alle drei Teilgebiete weisen in etwa die gleichen Höhengradienten auf. Dadurch wird ein Vergleich innerhalb der Untersuchungsgebiete ermöglicht. Das Arbeitziel wird erreicht durch die Kartierung der aktuellen Höhengrenzen der Landnutzung durch GIS-gestützte Analysen von multitemporalen Luftbildern, Orthophotos und Kartenwerken sowie durch die Ermittlung der Nutzungsformen und der Motivationen der Bauern zur Verlagerung der Höhengrenzen der Landnutzung in den drei ausgewählten Páramo-Regionen. Um Antworten auf die beiden letztgenannten Fragen formulieren zu können, führte die Autorin während einer 10-monatigen Feldarbeit Interviews vor Ort durch.
Der Autorin gelingt es, durch historische Analysen der Landnutzung seit der Inca-Zeit den Wandel der Agrarstruktur konsequent zu verfolgen und insbesondere die Auswirkungen der Agrarreformen seit Anfang der 1960er Jahre auf die Veränderung der Agrarstruktur und der Höhengrenzen der Landnutzung aufzuzeigen. Die quantitativen Analysen widmen sich u.a. der Typisierung der gegenwärtigen Landnutzung in den Páramos der ecuadorianischen Anden. Als ein sehr beeindruckendes Ergebnis wird herausgestellt, dass die Dynamik der agraren Siedlungsgrenze im ecuadorianischen Páramo in den drei Testgebieten keineswegs gleichsinnig verläuft, sondern vielmehr deutliche regionale Abweichungen aufweisen, für die die Autorin zumindest partiell Erklärungen formuliert.
Die Arbeit zeugt von einer tiefen Durchdringung der Problematik und schließt durch die Analyse der sozioökonomischen und kulturhistorischen Aspekte der Landbewirtschaftung eine spürbare Lücke in der wissenschaftlichen Erforschung des andinen Páramo, da bislang beinahe alle wissenschaftlichen Untersuchungen im Páramo sich ausschließlich mit physiogeographischen, ökologischen, vegetationskundlichen und biogeographischen Fragestellungen befassten. Die Studie zeigt Grenzen der Nutzungsmöglichkeiten im Páramo auf und stellt durch die Auswertung der Datengrundlagen fest, dass der Páramo zumindest seit dem 16. Jh. permanent als Weideland genutzt und seit nunmehr 30 Jahren durch den Wandel der Agrarstruktur infolge der Agrarreformen und des Bevölkerungswachstums zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Kulturlandschaft geworden ist. Die beispielhafte Studie von MARÍA FERNANDA LÓPEZ SANDOVAL sollte von den Planungsbehörden in Ecuador unbedingt als Grundlage für das Landmanagement herangezogen werden.    
Autor: M. Daud Rafiqpoor

Quelle: Erdkunde, 60. Jahrgang, 2006, Heft 4, S. 393