Hartwig Haubrich (Hg.): Geographie unterrichten lernen. Die neue Didaktik der Geographie konkret. München et al. 2006. 384 S.

Mit dem „neuen Haubrich“ liegt ein geographiedidaktischer Klassiker mit dreißigjähriger Tradition in vollständig überarbeiteter Auflage vor. Vergleicht man ihn mit den älteren Versionen von 1977, 1982 bzw. 1988 und 1997, so verdeutlicht schon der Titel eine Akzentverschiebung: Mit „unterrichten lernen“ wird die hauptsächliche Klientel dieses Buches, nämlich angehende Geographielehrpersonen, ins Zentrum gerückt.

 

Vom ehemaligen Autorenteam sind Hartwig Haubrich, Ambros Brucker und Karl Engelhard geblieben und sieben vorwiegend jüngere Autoren neu dazugekommen (Gregor C. Falk, Thomas Hoffmann, Thomas Lenz, Christiane Meyer, Karl-Heinz Otto, Sibylle Reinfried, Yvonne Schleicher). Das fast 400-seitige Werk umfasst zehn Hauptkapitel, welche die wichtigsten geographiedidaktisch relevanten Aspekte beleuchten. Standardthemen wie Zielsetzungen des Geographieunterrichts, geographische Theorien und Konzepte, Lehrpläne, Unterrichtsmethoden, Medien, Leistungssicherung, Planung und Analyse finden sich bereits in den Vorgängerwerken und könnten suggerieren, dass sich in der Geographiedidaktik nur wenig ändert. Ein genauerer Vergleich der Kapitel verdeutlicht allerdings den Trend, die theoretischen Ausführungen und praktischen Anregungen vermehrt mit empirischen Ergebnissen aus der Lehr-/ Lernforschung zu belegen und zu stützen. Dass in der Qualität dieser an sich wünschenswerten Entwicklung zwischen den einzelnen Kapiteln Unterschiede bestehen, liegt bei der Vielzahl an beteiligten Autoren auf der Hand. Dem Umstand, in der Unterrichtsforschung die Perspektive der Lernenden stärker zu berücksichtigen, trägt (abgesehen vom Titel) vor allem das Kapitel „Interessen, Vorwissen, Fähigkeiten und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern“ Rechnung. Gleiches gilt für die zunehmende Bedeutung der digitalen Medien, denen ebenfalls ein eigenständiges Kapitel gewidmet ist. Das in der Ausbildung gut bewährte Prinzip, jeden Aspekt auf einer Doppelseite darzustellen (links die Theorie, rechts die praktische Konkretisierung und Veranschaulichung), wurde beibehalten. Dies wirkt sicher der Überfrachtung mit Theorie entgegen, schränkt aber gleichzeitig die Darstellungsmöglichkeiten der Autoren stark ein.

Als neues Element finden sich zu jedem Thema Aufgaben. Die Hauptkapitel können zudem mit einem Test zur Selbstkontrolle abgeschlossen werden. Es folgen Literaturverzeichnis (nach Kapiteln geordnet), Sachregister, Angaben zum Herausgeber und den Autoren des Buches sowie ein Text- und Bildquellenverzeichnis. Das Werk ist reich illustriert (mit über 100 Tabellen, Abbildungen, Karten und Bildern) und gewinnt gegenüber den früheren Auflagen dank Farbdruck deutlich an formaler Qualität. Es ließe sich einwenden, dass diverse Aspekte aus Fachwissenschaft und Didaktik kaum oder gar nicht berücksichtigt werden, so etwa die metatheoretische Betrachtung erdräumlicher Phänomene (nach Köck), das Konzept des Syndromansatzes oder die Bedeutung von Instruktion vs. Konstruktion im Unterricht. Solchen Mängeln zum Trotz stellt das Werk die einzige umfassende Darstellung der Geographiedidaktik im deutschen Sprachraum dar und bietet eine wertvolle Grundlage, um Lehramtsstudierenden den Einstieg in die anspruchsvolle Tätigkeit des Geographieunterrichts zu erleichtern.

Autor: Armin Rempfler

Quelle: Die Erde, 139. Jahrgang, 2008, Heft 3, S. 271