Jürgen Böhner, Keith Rymond McCloy and Josef Strobl (eds.): SAGA - Analysis and Modelling Applications. Göttingen 2006 (Göttinger Geographische Abhandlungen 115). 130 S.
Das große Potenzial von Open-Source-Software in Forschung und Lehre wird auch an deutschen Hochschulen zunehmend erkannt. Diese Anwendungen sind frei verfügbar und von Nutzern nach individuellen Anforderungen direkt erweiterbar. Mit der Entwicklung und Bereitstellung des Geographischen Informationssystems (GIS) SAGA (System for Automated Geoscientific Analyses) leistet ein Konsortium aus deutschen, dänischen und österreichischen Wissenschaftler/innen einen Beitrag in diesem wachsenden Feld.
Im vorliegenden Band der Göttinger Geographischen Abhandlungen bieten die Entwickler/innen und einige Anwender/innen des SAGA-Paketes Einblicke in dessen Funktionsweise und in Anwendungsmöglichkeiten. Ein Teil der Aufsätze befasst sich mit technischen Aspekten der Software. So finden sich Beiträge zur Geschichte und zum grundlegenden Aufbau des Programmpaketes, zu den Erweiterungsmöglichkeiten um Module für bestimmte wissenschaftliche Anwendungen sowie zu Teilen der verwendeten Algorithmik.
Eine zweite Gruppe von Beiträgen präsentiert Anwendungsbeispiele für die noch recht neue Software. Diese decken klassische Einsatzgebiete für GI-Systeme in verschiedenen Bereichen der physischen Geographie ab. So finden sich Aufsätze zur pedologischen Modellierung, zur Abschätzung von Naturgefahren wie Steinschlag und Massenverlagerungen und Beispiele aus der Hydrologie. Diese Beiträge sind nicht als Anleitungen zum Einsatz von SAGA zu verstehen, geben aber einen guten Einblick in das Potenzial der Software.
Insgesamt spannt dieser Band einen interessanten Bogen von technischen zu angewandten Aspekten geographischer Informationssysteme, wobei am Beispiel SAGA die Möglichkeiten freier Software in diesem Bereich eindrucksvoll herausgestellt werden. Dennoch wäre eine klarere Struktur, z.B. im Sinne einer deutlich erkennbaren Zweigliederung in einen einführend-technischen und einen inhaltlichen Teil, für potenzielle SAGA-Anwender/innen wünschenswert gewesen. Auch die Berücksichtigung einiger Beiträge aus dem humangeographischen Bereich wäre der allgemeinen Zugänglichkeit zuträglich gewesen. Und während der Einsatz der englischen Sprache mit Sicherheit die Sichtbarkeit im inter-
nationalen Rahmen verbessert, hätte den zumeist von deutschsprachigen Autor/innen verfassten Texten zuweilen eine sprachliche Überarbeitung gut getan.
Trotz dieser Einschränkungen ist diese Zusammenstellung ein wertvoller und wichtiger Beitrag, der anschaulich zeigt, dass freie Software zu Recht ihren Platz in der modernen geographischen Forschung beansprucht. Auch wenn dieser Band nur physisch-geographische Anwendungsbeispiele enthält, sei die Lektüre Geograph/innen aller Fachrichtungen empfohlen. Dem SAGA-Paket wiederum sei eine lange Zukunft sowie ein breiter und aktiver Nutzerkreis gewünscht.
Autor: Jan Cermak