Martin Schiefelbusch (Hg.): Erfolgreiche Eventverkehre: Analysen und Fallstudien. Mannheim 2004 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 7). 262 S.

Im 21. Jahrhundert nimmt in Industrieländern trotz digitaler Vernetzung die alltägliche Mobilität weiter zu. Die Verkehrsinfrastruktur und die Logik der Verkehrsabwicklung werden auf die täglich wiederkehrende Belastung durch Verkehrsteilnehmer und Fahrzeuge ausgerichtet. Als eine besondere Herausforderung für die kommunalen und lokalen Verantwortlichen erweisen sich singuläre Großveranstaltungen, die als Events eine bedeutende Rolle für die Attraktivität von Städten und Regionen besitzen. Bei der zunehmenden Konkurrenz unter Städten und Regionen um Besucher und Kunden werden Events als wichtiger Attraktivitäts- und Identitätsfaktor von Orten zunehmen. Mit der technischen und verkehrlichen Bewältigung derartiger Veranstaltungen setzt sich der siebte Band der Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung, den MARTIN SCHIEFELBUSCH herausgegeben hat, auseinander.
Das Buch ist in vier Kapitel eingeteilt. In der Einleitung erläutert der Herausgeber die Entstehung der Studien und der Publikation. Danach definieren G. W. HEINZE und M. SCHIEFELBUSCH den Gegenstand, welcher der verkehrlichen Bewältigung bedarf: Was ist ein Event? Unter anderem nennen die Autoren die wichtigsten Merkmale eines Events: In kurzer Zeit eine Spitzennachfrage, körperliche Anwesenheit der Teilnehmer, überregionales Einzugsgebiet, inhaltliche Botschaft, Massencharakter und Erlebnisorientierung. Daneben diskutieren sie die Dimension von Events, Eventtypen für den Verkehrsplaner und Events als dynamische Systeme. Ausgehend von der Feststellung "Ein Event ist nur als Ganzes verständlich" ist das gesamte Buch und die Darstellung des Phänomens der Verkehrsbewältigung im Zusammenhang mit Events gestaltet.
Zuerst erläutert H.-L. DIENEL in einer vergleichenden Perspektive die Geschichte des Urlaubs-, Freizeit- und Eventverkehrs in der BRD und der DDR in den Jahren von 1949
bis 1989. Er kommt zu folgendem Ergebnis: "Mobilität und Verkehrsmittelwahl sind kulturelle und politische Größen".
Das erste der beiden folgenden Hauptkapitel der Publikation beschäftigt sich mit allgemeinen Aspekten des Events. Zunächst versucht M. BONERT ein analytisch gewonnenes System zur Planung und Bewältigung des Verkehrs bei Großereignissen zu generieren und stellt dabei Grundprinzipien für die Vorgehensweise der Planung und Durchführung in sieben Phasen vor, die eine erfolgreiche Bewältigung des Verkehrs ermöglichen. Danach folgt eine empirische Analyse von M. FLIEGEL und M. SCHIEFELBUSCH, die sich mit der Standortwahl für Events und mit der Wechselwirkung von Event, Standort und Verkehr auseinander setzt.
H. H. KILL und J. FLAIG stellen bei ihrer empirischen Arbeit den Eventbesucher in den Mittelpunkt und versuchen, die Bedürfnisse und Beziehungen des Besuchers zum Event auszuloten. T. SCHÄFER analysiert die Einflussfaktoren auf die Verkehrsmittelwahl der Eventbesucher. Nach der empirischen Auseinandersetzung mit Events mit der Absicht allgemeine Erkenntnisse zu erzielen, thematisieren M. DICK und M. SCHIEFELBUSCH "Fahren" und "Unterwegs sein" als Erlebnisdimension. A. JAIN erarbeitet Event-Reisekonzepte für Busse und C. MUCH informiert über Partystraßenbahnen, allerdings nicht im Zusammenhang mit Eventveranstaltungen. Das zweite Hauptkapitel der Publikation stellt Fallstudien für erfolgreichere Eventverkehre unterschiedlicher Größe, unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen und differenten Zielvorgaben vor. Dabei werden jährlich wiederkehrende Veranstaltungen und singuläre Events berücksichtigt, um eine möglichst große Spannweite unterschiedlicher Events abzudecken.
D. MAIER und M. SANDHÖFNER berichten über die temporäre Einrichtung eines Buszubringerdienstes im ländlichen Raum für ein Altstadtfest. P. HEISE schildert die Taktverdichtung und den Einsatz zusätzlicher Tram-Zugverbünde und -Einsatzwagen bei einer innerstädtischen Veranstaltung. Im Weiteren werden die verkehrlichen Bewältigungen der Bundesgartenschau in Potsdam (2001) von S. FERICHS, der Expo 2000 in Hannover von E. KLEIN, der Reichstagsverhüllung in Berlin (1995) von G. W. HEINZE und der schweizerischen Expo 02 von W. SCHAUFELBERGER abgehandelt. Die Bewältigung der Expo 02 zeigt sich interessant, da eine dezentrale Organisation an vier Standorten mit konkreten Zielvorgaben bewältigt werden musste. Schließlich rekonstruiert U. RABE die historische Erfahrung der Weltfestspiele der Jugend und Studenten der ehemaligen DDR im Jahr 1973. Dabei stellt der Autor die historische Einmaligkeit heraus, die den politischen Erfolg als alleiniges Handlungsziel definierte. Abschließend fassen M. SCHIEFELBUSCH und J. SCHMITHALS die Ergebnisse der vorgelegten Studien zusammen; sie geben konstruktive Anregungen für die künftigen Wege im Eventverkehr und werfen weitere Fragen für die Eventforschung auf.
Das vorgelegte Buch besticht durch die breite interdisziplinäre Bearbeitung und Betrachtung des komplexen Phänomens Eventverkehr. Die Bearbeitung gelingt nahezu perfekt. Dies liegt an der klaren Definition des Gegenstandes und der eindeutig vorgegebenen Zielsetzung der vorgelegten Studien. Jedem Akteur und jeder Kommune, die sich mit Events
auseinander zu setzen haben, ist die Lektüre des Buches dringend empfohlen, denn der Eventverkehr gelingt besser, und dies gilt auch für religiös induzierte Events wie dem Papstbesuch in Köln (2005), wenn man sich an den Ratschlägen und Empfehlungen des Buches orientiert, um Eventverkehre zu bewältigen.    
Autor: Anton Escher

Quelle: Erdkunde, 61. Jahrgang, 2007, Heft 2, S. 211-212