Holger Sonnabend: Die Grenzen der Welt. Geographische Vorstellungen der Antike. Darmstadt 2007. 157 S.
Das im Taschenbuchformat gehaltene Übersichtswerk versucht sich zunächst kritisch mit den Quellen antiker Weltbildvorstellungen auseinanderzusetzen und beleuchtet getrennt von einander einerseits die Bedeutung der Kenntnisse von nicht-professionellen Vermittlern, wie Händlern, Soldaten, Gesandten oder Pilgern, bevor es sich andererseits den eigentlichen Entdeckern und Forschungsreisenden zuwendet. Eine deutlichere Trennung nach unterschiedlicher Prägekraft der Geographien derer, die selbst unterwegs waren, und derer, die Reiseberichte anderer aufarbeiteten, hätte dabei sicher gut getan. Aus der Gesamtheit antiker Weltbilder wählt der Autor anschließend vier Segmente aus und philosophiert darüber, wo die Grenzen der antiken Welt im Osten Asiens, im Süden, im Westen und im Norden gelegen haben könnten. Die daran anschließenden Kapitel über die Rolle der phönizischen Handelsfahrten und der griechischen Kolonien im Mittelmeerraum sind eigentlich überflüssig, da sie am Thema des Büchleins, das sich ja mit den Grenzen der antiken Welt zu beschäftigen vorgibt, vorbei zielen. Dass man in der Antike vor allem erobernd die Welt entdeckt habe, versuchen die abschließenden Abschnitte zu suggerieren, die sich unter der Gesamtüberschrift "Auf großer Tour" ausführlich mit hinlänglich bekannten Daten zu den Kriegszügen der Griechen in Persien, dem Weg Hannibals über die Alpen, der Schlacht im Teutoburger Wald und dem Vandalenzug nach Nordafrika beschäftigen. Im Einbandtext bewirbt der Primus-Verlag das vorgelegte Werk mit dem Hinweis, dass es auf "anschauliche Weise" den "Stand der wissenschaftlichen Geographie und Kartographie" der damaligen Zeit darstelle. Von Anschaulichkeit kann jedoch keine Rede sein, wenn man mit insgesamt zwei (!) Karten auskommt und selbst diese nur die sattsam bekannte Weltkarte des Eratosthenes und eine lediglich bedingt zum Thema passende Karte der Eroberungszüge Alexander des Großen zeigen. An manchen Stellen würde der Leser ggf. gern weitere Informationen einholen oder Quellen recherchieren. Jedoch wird ein Aufarbeiten oder Nachschlagen zu bestimmten Fragestellungen dadurch erschwert, dass im gesamten Text, mit Ausnahme einiger antiker Autoren, keine Quellenverweise gemacht werden, sondern weiterführende Literatur nur in einem unkommentierten Verzeichnis am Ende des Bandes aufgelistet wird. Insgesamt scheint nach dem Motto "alter Wein in neuen Schläuchen" vorgegangen und vieles präsentiert worden zu sein, was bereits hinreichend bekannt und publiziert ist.Autor: Andreas Dittmann