Heiko Faust: Vergleichende Kulturgeographie: empirische Befunde regionaler Integrationsprozesse in tropischen Agrarkolonisationsräumen Boliviens, der Elfenbeinküste und Indonesiens. Göttingen 2007 (Göttinger Geographische Abhandlungen 116). 333 S.
Vor dem Hintergrund eines breit dargelegten theoretischen Rahmens sieht der Verfasser die Ziele seiner Habilitationsschrift in- der Erfassung der Prozesse und Auswirkungen der geplanten und spontanen Migration in jeweils zwei Agrarkolonisationsgebieten der im Titel genannten Länder;
- der Analyse des gesellschaftlichen Zusammenlebens und des Integrationsprozesses mit der übergeordneten Frage, ob der Integrations- bzw. Segmentationsprozess der Zuwanderer in unterschiedlichen Kulturräumen ähnlich verläuft sowie (darauf bezogen)
- in dem Vergleich der verschiedenen Regionalkulturen mit der Ableitung der Bestimmungsfaktoren für Integration bzw. Segmentation im Kontext der jeweiligen politischen, kulturellen, sozialen und ökonomischen Strukturen.
Den Forschungsbedarf sieht der Verfasser vor allem in der von WERLEN (2003) thematisierten, wieder in der Kulturgeographie stark beachteten/diskutierten Frage nach der "Räumlichkeit für kulturelle Aspekte der menschlichen Existenz" oder deutlicher, ob "Kultur" eine klar identifizierbare und räumliche Existenz aufweisen kann (S. 5).
Die Ergebnisse der umfangreichen Feldstudien und vor allem die der sich darauf beziehenden, durchaus zuzustimmenden Analysen münden schließlich in allerdings gar nicht so neuen, aber sprachlich ansprechend verkleideten Schlussfolgerungen, z.B. dass "die ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Faktoren auf der Makroebene, die regionalgeographischen Kontexte mit sowohl physischen als auch anthropogenen Aspekten eine bedeutsame Rolle (spielen) und [...] auf der Mikroebene die ethnische Schichtung und Segmentation der Akteure erheblich" beeinflussen (S. 272). Dieser Aussage hätte ich schon vor vielen Jahren zustimmen können!
Autor: Günter Mertins