Susanne Heeg: Von Stadtplanung und Immobilienwirtschaft. Die "South Boston Waterfront" als Beispiel für eine neue Strategie städtischer Baupolitik. Bielefeld 2008. 269 S.

Die Untersuchung hat zum Ziel, "den Einfluss von Strategien des ‚property-led development' auf die Stadt- und Wirtschaftsentwicklung zu untersuchen". Unter ‚property-led development' wird der Versuch verstanden, durch die Gestaltung der gebauten Umwelt die Voraussetzungen für eine positive Wirtschaftsdynamik zu schaffen. Neben der Wirtschafts förderung sollen das Image der Stadt sowie die Steuereinnahmen erhöht werden. Im theoretischen ersten Teil des Buches stellt Heeg die Stadtentwicklungspolitik und den Immobilienmarkt als Teil der Wirtschaftsentwicklung dar und setzt beide in Beziehung zueinander.

 Durch die zunehmende Bedeutung institutioneller Investoren seit den 1990er Jahren wurden Projektentwickler, Investoren und Kapitalgeber als Partner der für die raumplanerischen Rahmenbedingungen verantwortlichen Behörden i mmer wichtiger. Innenstadtnahe Großprojekte in ausgezeichneter Lage, besonders am Wasser, sind für die Stadtgestalt und für die Wirtschaftsentwicklung von zentraler Bedeutung. Das untersuchte Beispiel der "South Boston Waterfront" eignet sich deshalb ausgezeichnet. Neben der absoluten Lage der Parzellen bzw. der Gebäude spielt die relative Lage innerhalb des Stadtkörpers sowie die Erreichbarkeit eine besonders wichtige Rolle. Für die Projektentwicklung und die Realisierung sind die relativ kurzfristig wechselnden Nachfragebedingungen deutlich herausgearbeitet. Die institutionellen Investoren ve rhalten sich dabei anders als Selbstnutzer von Immobilien, die Stadtbehörden haben sich als Partner entsprechend flexibel zu verhalten. Heeg kommt zum Schluss, dass ‚propertyled development' eine Strategie ist, die sich nur auf die Innenstadt und innenstadtnahe Stadtgebiete anwenden lässt, weil dort eine starke Nachfrage nach statushohen Wohn- und Büroimmobilien besteht. Dadurch fördert sie vermutlich die soziale Segregation. Da die staatlichen Akteure nur günstige Voraussetzungen schaffen können, nicht aber Bauprojekte realisieren, sind die Stadtplaner und Wirtschaftsförderer auf die privaten Eigentümer und Investoren angewiesen. In der "South Boston Waterfront" sind institutionelle Investoren die dominanten Immobilienakteure. Und weil diese vorwiegend in große Einzelobjekte investieren, die häufig monofunktional genutzt werden, um die Verwaltungskosten zu reduzieren, vermutet Heeg, dass die untersuchte Strategie nur beschränkt zur Belebung der restrukturierten Viertel führt. Die ‚property-led development' als neue Strategie städtischer Planungs- und Baupolitik ist theoretisch und empirisch sehr gut untersucht und dargestellt. Die klaren Zielsetzungen der einzelnen Kapitel und die jeweiligen Schlussfolgerungen machen das Buch sehr verständlich und gut lesbar. Da es sich in erster Linie um eine Strategie zur Förderung der städtischen Wirtschaftsdynamik handelt, hätte auch die Entwicklung des untersuchten Stadtteils dargestellt werden müssen. Gesamtstädtische Zahlen genügen nicht, weil damit der Erfolg der Strategie nicht feststellbar ist. Die Schlussfolgerungen zur gesamten Untersuchung sind sehr knapp ausgefallen, leider fehlt auch eine Zusammenfassung. Ungenügend sind die Abbildungen: Die im Original wohl mehrfarbigen Karten sind in der einfarbigen Darstellung weitgehend unlesbar, zum Teil fehlen die Kartenlegenden überhaupt. Es ist zu wünschen, dass die Publikation weit über die Stadtgeographie hinaus zur Kenntnis genommen wird und dass ähnliche Untersuchungen auch zu europäischen Beispielen folgen. In der momentanen Wirtschaftskrise, die unter anderem durch fragwürdige Immobilienkredite ausgelöst wurde, ist die Arbeit hoch aktuell.
Autor: Hans-Rudolf Egli

Quelle: Die Erde, 140. Jahrgang, 2009, Heft 2, S. 194