Miriam Miranda Quiros: Institutional Capacities for Sustainable Progress. Utrecht 2003 (Nederlandse Geografische Studies 320). 159 S.
Vor nunmehr zwei Jahrzehnten hat die World Commission on Environment and Development die Vision einer nachhaltigen Entwicklung auf die politische Agenda gesetzt, und mittlerweile haben viele internationale und nationale Organisationen ihre Zukunftsstrategien an dem anspruchsvollen und vielschichtigen Konzept orientiert. In vorliegender Dissertation einer Dozentin der Universidad Nacional de Costa Rica wird von der Frage ausgegangen, welche institutionellen Kapazitäten in dem tropischen Kleinstaat zur Verwirklichung eines nachhaltigen Fortschritts entwickelt worden sind und welche allgemeinen Erkenntnisse aus den dabei erzielten Erfahrungen gewonnen werden können. Es handelt sich deshalb nicht um eine im Obertitel der Arbeit anklingende theoretisch fundierte Ausarbeitung zur Funktion und Bedeutung institutioneller Kapazitäten für den Nachhaltigkeitsprozess, sondern um die mit dem Untertitel verbundene Beschreibung und Diskussion verschiedener empirischer Ansätze zur Umsetzung und Förderung nachhaltiger Entwicklungsprojekte in Costa Rica.
Nach zwei Einführungskapiteln mit knappen begrifflichen und theoretischen Erläuterungen, Hintergrundinformationen zu Costa Rica sowie ausführlichen Darlegungen zur Forschungskooperation über Nachhaltigkeit zwischen den Niederlanden und Costa Rica (bildet den Rahmen dieser Arbeit), werden in jeweils 10-15 Seiten umfassenden Kapiteln unterschiedliche Projekte zur nachhaltigen Entwicklung im Lande beschrieben, diskutiert und bewertet. Hierbei handelt es sich zunächst um finanzielle Instrumente (Environmental Service Payments) zur Förderung eines sozioökonomisch orientierten nachhaltigen Waldmanagements. Auf der Basis gesetzlicher Vorgaben für die Erhaltung von Primärbeständen und die Wiederaufforstung konnten durch Geldtransfers an die Eigentümer gute Erfolge erzielt werden (Kap. 3). Weitere Beispiele befassen sich mit der freiwilligen Aushandlung von Umweltschutzverträgen (Voluntary Environmental Agreements) für Wassereinzugsgebiete zwischen privaten Betreibern kleiner Hydrokraftwerke und finanziell zu entschädigenden Landbesitzern (Kap. 4). Ausgewählte Projekte für Nachhaltigkeitsansätze im Tourismus liefern zwiespältige Ergebnisse (Kap. 5) und erste Erfahrungen bei der Einführung eines durch Norwegen und die Niederlande geförderten Immissionshandels (Dioxide Credits/Carbon Markets) zugunsten von Wiederaufforstung und Walderhaltung in Costa Rica, Guatemala und Ecuador ergänzen den Reigen der Fallbeispiele (Kap. 6 u. 7).
In der Zusammenfassung werden nochmals die Rolle des Staates und der NGO als wichtigste Vertreter der Zivilgesellschaft bei der Umweltgesetzgebung und für die Moderation divergierender Interessen und Konflikte bei der Realisierung nachhaltiger Entwicklungsprojekte bewertet. Die praxisorientierte Arbeit bietet dem an der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen interessierten Leser viele Informationen und Anregungen, wer darüber hinaus grundsätzliche neue Einsichten erwartet, wird weniger zufrieden gestellt.
Autor: Helmut Nuhn