Christian Bernd und Robert Pütz (Hg.): Kulturelle Geographien. Zur Beschäftigung mit Raum und Ort nach dem Cultural Turn. Bielefeld 2007. 381 S.

Der von dem jungen Team Frankfurter Humangeographen herausgegebene Sammelband vereinigt dreizehn sehr unterschiedliche Beiträge, die der "Neuen Kulturgeographie" zugeordnet werden können, von einem weit gefassten Kultur-Begriff ausgehen und die Frage nach der Bedeutung stellen, die die Kategorie Raum nach dem Cultural Turn der Geisteswissenschaften noch besitzt. Die Beiträge erstrecken sich über eine große Spannweite von konzeptionell-theoretischen Erörterungen zu empirischen Analysen, von bisweilen überraschenden Neuformulierungen älterer Begrifflichkeiten zu neuen Themen, von kulturgeographischen zu wirtschaftsgeographischen Analysen.

Dass sicher nicht alle Bereiche der neuen Kulturgeographie abgedeckt werden können, entspricht postmoderner Vielfalt und Offenheit. Damit darf man nicht erwarten, dass eine Art Kanon dieser Arbeitsrichtung vorgelegt wird - ihn kann es vermutlich gar nicht geben. Vielmehr wird von traditionellen Ansätzen her quer gedacht und damit eine beträchtliche Zahl neuer Arbeitsfelder eröffnet, ohne dass ein Anspruch erhoben wird, dass hier d i e Kulturgeographie präsentiert wird. Die meisten Texte sind intellektuell anspruchsvoll, aber dennoch verständlich verfasst. Damit eröffnen sie auch Studierenden einen Zugang zur Geographie jenseits herkömmlicher Konzepte, die von der "Neuen Kulturgeographie" ja nicht ersetzt werden sollen, sondern in einem Ansatz- und Methodenpluralismus Bestand haben sollen. Es sind Themen, die zum Nachdenken anregen und eine neue Weltsicht und -wahrnehmung vermitteln. Insofern eignet sich der Band auch hervorragend als Reader zu Themen, mit denen sich die Humangeographie "auch" beschäftigt. Die eher in der konventionellen Geographie Verankerten werden zu gedanklicher Öffnung angeregt.
Autor: Jörg Stadelbauer

Quelle: Erdkunde, 62. Jahrgang, 2008, Heft 4, S. 367-368