Georg Glasze, Chris Webster, Frantz Klaus (Hg.): Private Cities: global and local perspectives. London (Routledge Studies in Human Geography 13) 2006. 242 S.

Der vorliegende Sammelband stellt geschlossene bewachte Wohnkomplexe aus verschiedenen Perspektiven und an unterschiedlichen Orten dar. Der Fokus liegt dabei auf der Wechselwirkung zwischen der globalen Dimension des Phänomens und lokalen Pfadabhängigkeiten. In 13 Kapiteln werden Fallbeispiele aus verschiedenen Ländern vorgestellt. In Einleitung und Fazit erfolgt eine Rahmung durch die Herausgeber.

 

Insgesamt überzeugt das Buch durch seine regionale Diversität, durch die vielen Perspektiven, die aufgezeigt werden, sowie den roten Faden, den insbesondere Glasze und Webster im Fazit herzustellen vermögen. Das Werk liefert einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um postmoderne Urbanität und eines ihrer meistdiskutierten Phänomene.

Beim Lesen des Vorworts fällt bereits auf, dass die Herausgeber privatisierte Wohngegenden als globales Phänomen bezeichnen, als ein "highly significant feature of postmodern urbanism" (o. S.). Dem deutschsprachigen Leser stellt sich die Frage, ob es tatsächlich überall bedeutsam ist - gerade für Deutschland und Mitteleuropa trifft das sicherlich nicht unmittelbar zu. Dies wird aber relativiert durch die Tatsache, dass sie es nie als zusammenhängendes, stringent beschreibbares Phänomen darstellen, sondern immer seine Diversität stehen lassen.

In ihrer Einführung zeichnen Glasze, Webster und Frantz in kurzen Worten die Diskussion um gated communities (GC) nach. Das Thema wird oft kontrovers diskutiert, da es essentielle Vorstellungen von Urbanität aufwirft: Inklusion vs. Exklusion, Homogenität vs. Heterogenität, Effizienz vs. Gleichheit, öffentliche vs. private Organisation von Ressourcennutzung. Ein wichtiges Anliegen ist den Herausgebern, drei in der Wissenschaft verbreitete Merkmale zu hinterfragen.

Zum einen herrsche große Einigkeit, dass der Faktor Sicherheit in der Diskussion um gated communities eine wichtige Rolle spielt. Sie geben dabei zu bedenken, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen gefühlter und tatsächlicher Unsicherheit gebe (sofern man diese überhaupt messen kann).Außerdem sei Sicherheit immer nur einer von potentiellen Bewohnern nachgefragten Faktoren, welcher immer im Zusammenspiel mit anderen wirkt.

Des Weiteren würden private Wohnkomplexe häufig mit der Privatisierung von öffentlichem Raum in Zusammenhang gebracht oder gar gleichgesetzt. Die Frage sei hierbei, was mit öffentlichem Raum gemeint ist, wie genau Privatisierung abläuft, und warum Privatisierung negativ bewertet wird. Beispielhaft wird die Frage gestellt: Wenn der Landbesitz einer Einzelperson durch den Bau einer gated community in den Besitz mehrerer Eigentümer übergeht, wird der Raum dann mehr oder weniger öffentlich?

Als drittes typisches Merkmal von gated communities werde zudem häufig herausgestellt, dass es sich um ein ursprünglich amerikanisches Phänomen handele, welches sich im Rahmen einer westlich geprägten Globalisierung weltweit ausbreite. Tatsächlich aber, so stellen die Autoren heraus, gebe es in vielen Ländern ähnliche Erscheinungen, und nicht überall könne man sie einfach als ein lokal angepasstes US-Phänomen bezeichnen.

Das Hinterfragen dieser drei vermeintlichen Charakteristika zieht sich als roter Faden durch das gesamte Werk. Die Herausgeber wollen nach eigenen Angaben mit diesem Sammelband zeigen, dass "private Nachbarschaften in den Städten der Welt unter verschiedenen Einflüssen, in verschiedenen Formen und mit unterschiedlichen Auswirkungen aufkommen" (S. 3). Insgesamt werden in der Einleitung das Phänomen in seiner Komplexität gut umrissen und die Einzelbeiträge interessant eingeleitet. Es folgen fünf Beiträge, die vor allem die Situation in den USA thematisieren und teilweise verallgemeinerbare theoretische Einsichten liefern.

Evan McKenzie beschreibt in seinem sehr überzeugenden Beitrag die Gesetze und internen Regulatorien, die das Zusammenleben in gemeinschaftlichen Wohnanlagen bestimmen und nimmt dabei eine kritische Grundhaltung an. Er legt ihre enorme Bedeutung für den US-Immobilienmarkt dar und beschreibt sehr plastisch einen typischen Werdegang eines solchen Objekts. Seine Hauptkritik gilt der Übertragung von Macht in ungeschulte Hände (Manager und ehrenamtliche Verwaltungsgremien von GC) und dem Widerspruch zwischen Privatisierung und abnehmender Kontrolle über den eigenen Besitz (durch akribische Regelungen des Zusammenlebens in GC). Ein weiterer Kritikpunkt, welcher zwischen den Zeilen angesprochen, allerdings nicht explizit genannt wird, ist, dass die in den gated communities vorgenommene Privatisierung des Raumes ein "Staat spielen" auf lokaler Ebene zur Folge habe, dieses Spiel aber nicht funktioniere. Der Grundkonflikt der Demokratie, nämlich die Grenze zwischen eigener Freiheit und der Freiheit der anderen, und damit verbunden die Rolle des Staates, wird nicht aufgelöst durch eine Minimierung der Regierung auf die lokale Ebene. Für die Zukunft sieht er vor allem den zunehmenden staatlichen Druck hin zu GC als problematisch, weil es den ihnen zu Grunde liegenden Voluntarismus aufzuheben droht. Etwas US-zentristisch empfiehlt er, das (von ihm als US-typisch angesehene) Modell gated community solle zunächst einmal auf seine Effizienz bezüglich der Ressourcenverteilung getestet werden, bevor es weiter ausgeweitet und auf andere Länder übertragen werde. Insgesamt ist der Beitrag von McKenzie sehr lesenswert, von zentraler Bedeutung für den Band und darüber hinaus, da er den Fokus auf die internen Regulatorien legt und daran eine ganze Reihe von immanenten Widersprüchen aufzeigen kann.

Der Ökonom Fred Foldvary nimmt eine wirtschaftsliberale Haltung ein und ist GC gegenüber positiv eingestellt. Seiner Ansicht nach sind sie ein guter Weg zur effizienten Ressourcenverteilung. Die Kritikpunkte (Fragmentierung, strenge interne Regelwerke) weist er mit dem Hinweis zurück, dass sie in einer tatsächlichen Marktfreiheit nicht vorhanden seien. Die Diversität der GC-Arten in den USA sieht er als Ausdruck der Wünsche der Öffentlichkeit. Der Autor fordert nicht nur die Möglichkeit zur individuellen Wahl von Eigentum, sondern ebenfalls von der Regierungsform mit der Konsequenz, dass staatliche Eingriffe in GC reduziert werden sollten. Er geht sogar noch weiter und schlägt die Möglichkeit einer Ablösung einzelner GC aus dem Staat vor. Die Grenzen dieser Gemeinschaften würden dann von den Mitgliedern freiwillig und einvernehmlich festgelegt und nicht durch den Staat vorgeschrieben. Genau hier zeigt sich ein grundsätzliches Problem: Er erkennt nicht, dass die eigene Freiheit immer die Freiheit des anderen einschränkt, denn auch wenn die Grenzen aus der Binnenperspektive freiwillig sind, handelt es sich objektiv betrachtet doch weiterhin um ein Zwangsmittel. Zum Vorwurf der durch GC hervorgerufenen Segregation bezieht er ebenfalls kritisch Stellung. Seiner Meinung nach könne der breiten Bevölkerung ein Leben in GC durch eine Umgestaltung des Steuersystems ermöglicht werden. Seine Idee ist, dass den Bewohnern der geschlossenen Wohnkomplexe nicht die gleichen Steuern auferlegt würden wie allen anderen Staatsbürgern, sondern ihre Gemeinschaftsgüter als quasi öffentliche Güter steuerfrei werden sollten. Insgesamt ist der Text eine (leider recht naiv wirkende) Darstellung der Vorteile freier Marktwirtschaft auf dem Wohnungsmarkt, die einerseits an den Realitäten vorbei sieht, andererseits übersieht, dass Freiheit immer auch Einschränkung bedeutet. Vielleicht ist die Aufnahme des Textes aber dennoch gewinnbringend, weil der Text die in den meisten anderen Beiträgen vorherrschende kritische Grundhaltung gegenüber einer allzu freien Marktwirtschaft kontrastiert. Dass er nicht überzeugen kann, ist leider etwas schade, für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem (Neo-)Liberalismus wäre eine tiefer gehende Darstellung von Vorteil gewesen.

Einen eher empirischen Ansatz verfolgt Setha M. Low, die aus sieben Beispielen drei theoretische Argumente für die Zunahme von GC liefert: soziale Ordnung und moralischer Minimalismus in New York, Effizienz und Steuervorteile in Texas, Mangel an angebrachter Sicherheit in Mexiko City. Der Beitrag überzeugt vor allem als qualitative Fallstudie. Darüber hinaus liefert er wenige theoretische Erkenntnisse, aber interessante Hinweise für die Methodik von qualitativen Feldstudien.

Klaus Frantz will einen Überblick über GC in den USA geben und nimmt dabei eine kritische Grundhaltung ein. Einen regionalen Fokus hat er auf Phoenix/Arizona gelegt und die Gesamtheit der dortigen GC kartiert. Leider erfolgt kein Hinweis auf die Bedeutung von Steuerungsformen (gerade in Phoenix spielen diese eine wichtige Rolle). Interessant ist seine These, GC böten eine Art "Heimat" in der ewig gleichen Suburbia und sie seien unter anderem deshalb so erfolgreich.

Einen auch für die theoretische Diskussion interessanten Ansatz verfolgt Renaud Le Goix, der GC nicht als private Einheiten sieht, sondern als Public-Private-Partnerships. Er untersucht, wie einzelne communities durch Inkorporation (das Erhalten des Gemeindestatus bzw. die Eingemeindung in eine Kommune) politische und finanzielle Unabhängigkeit erreichen wollen. Als Gründe hierfür nennt er das Einbehalten der Steuern im eigenen Gebiet, die Schaffung eines rechtlichen Rahmens, um öffentliche Güter zum Nutzen von exklusiven und geschlossenen Nachbarschaften umzuwandeln sowie die öffentliche Finanzierung von Infrastruktur innerhalb geschlossener Gebiete. Aufgrund dieser Analyse bezeichnet er GC als "Raubtiere an öffentlichen Ressourcen". Er liefert damit einen zentralen Punkt für die kritische Diskussion um das Phänomen: GC sind nicht nur private Landbesitzgesellschaften, sondern können auch quasi-öffentliche Akteure im Wettbewerb um öffentliche Ressourcen werden.

Die folgenden acht Beiträge haben jeweils einen regionalen Fokus außerhalb der USA. Alle geben zunächst einen Überblick über die Entwicklung von geschlossenen Wohnkomplexen im jeweils regionalen Kontext und widmen sich anschließend zumeist der Frage der Einordnung in die Diskussion "globales Phänomen vs. lokale Pfadabhängigkeit". Sämtliche Regionalstudien bieten einen interessanten und lesenswerten Einblick in den lokalen Kontext. An dieser Stelle sollen nur kursorisch die jeweiligen Besonderheiten der Beiträge wiedergegeben werden.

Michael Janoschka und Axel Borsdorf: Lateinamerika. Die Autoren betonen die Pfadabhängigkeit von GC in Lateinamerika und betten sie in den historischen Kontext abgegrenzten Wohnens ein. Der Aspekt der Sicherheit, im lateinamerikanischen Kontext oft als zentrale Motivation für GC angesehen, ist nur ein Faktor für die Erklärung ihrer Bedeutung. Der Unterschied zwischen tatsächlicher und empfundener Sicherheit wird allerdings kaum thematisiert. Sie verfolgen einen typologischen Ansatz, die Frage der Verallgemeinerbarkeit auf "die lateinamerikanische Stadt" bleibt offen.

Ulrich Jürgens und Karina Landmann: Südafrika. Für Südafrika sehen Jürgens und Landmann Sicherheit tatsächlich als die zentrale Motivation für das Aufkommen von GC. Sie kritisieren die zunehmende Fragmentierung der Städte und plädieren für eine analytische Trennung von älterer, ethnischer Segregation und jüngerer, sozial-ökonomischer Segregation in der Diskussion. Es bleibt anzumerken, dass die Autoren die essentialistische Kategorisierung nach Rassen leider unhinterfragt übernehmen. Auch wenn die Trennung nach sogenannten Hautfarben in Südafrika immer noch vorgenommen wird, wäre eine kritische Distanz dazu wünschenswert.

Georg Glasze: Libanon. Glasze verfolgt einen Ansatz, der zwei Sichtweisen - GC als globales Phänomen oder als lokal bedingte Entwicklung - verbindet und sich auf urbane Steuerung konzentriert. Er setzt insbesondere die aktuelle Entwicklung in den Kontext einer spezifischen libanesischen Gouvernementalität (nach Foucault). Lokale Entwicklungen (Bürgerkrieg, religiöse Gegensätze und dadurch schwacher Staat), die allerdings nicht als natürlich gegeben aufgefasst werden sollen, ermöglichen ein intensives Ausbreiten der eher globalen Idee des bewachten Wohnens.

Guillaume Giroir: China/Peking. Giroir untersucht eine besonders hochpreisige und exklusive GC und ordnet sie in das Phänomen der Transformation ein. Er sieht sie als Segregation der chinesischen Elite in Folge ideologischer Einschränkungen. Dem Autor gelingt es, mit einem eher qualitativen Ansatz sehr gut die Widersprüche darzustellen, in die der Luxuskomplex eingebettet ist, und die seine angebliche Autarkie in Frage stellen.

Chris Webster, Fulong Wu und Yanjing Zhao: China. Die Autoren stellen sich explizit gegen die Wahrnehmung von GC als ursprünglich US-amerikanisch und sehen bestimmte Ausprägungen von geschlossenen Wohnkomplexen als genuin chinesisches Phänomen an, das sie bis in die Anfänge der zentralen Planwirtschaft zurückverfolgen. Eine Reihe von privat-öffentlichen, lokalen Steuerungsformen wird dargestellt. Dabei handelt es sich um ursprünglich im Kommunismus entstandene, sozial abgeschlossene Wohnformen, die sich bis in die Zeit der freien Marktwirtschaft hinein erhalten haben bzw. diese als Gemeinschaft aktiv mitgestalten.

Rainer Wehrhan und Rita Raposo: Spanien/Portugal. Wehrhahn und Raposo zeigen in ihrem Fallbeispiel ein interessantes Phänomen auf: In beiden Städten gibt es öffentliche Räume innerhalb eingezäunter Gebiete. Diese dürften eigentlich von jedermann passiert werden, in der Praxis ist dies aber nur wenigen Menschen bekannt. Diese Situation zeigt gewissermaßen in räumlich konzentrierter Form die Problematik der Abgrenzung von öffentlicher und privater/privatisierter Sphäre, was allerdings von den Autoren im vorliegenden Aufsatz nicht weiter verfolgt wird. Neben allen lokalen Besonderheiten sehen die Autoren in ihren Erklärungsansätzen die Bedeutung von sozialer Distinktion (nach Bourdieu) als besonders hoch an.

Sarah Blandy et al.: England/Neuseeland. Die Autoren legen in ihrer vergleichenden Studie den Fokus auf die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die von ihnen identifizierten Gemeinsamkeiten liegen vor allem darin, dass die internen Regulierungen von den Bewohnern überwiegend als unangebracht und belastend angesehen werden. Die Studie bleibt insgesamt stark auf der lokalen Ebene verhaftet, das Diskussionsfeld global-lokal wird hier kaum angesprochen.

Sebastian Lentz: Russland. Der Autor stellt in seinem theoretisch gut fundierten und sehr lesenswerten Aufsatz zunächst die beiden möglichen Deutungsmuster ‚neues Phänomen freier Marktwirtschaft' und ‚exklusives abgeschlossenes Wohnen als typisches Element des Sozialismus' gegenüber. Er spannt einen theoretischen Rahmen, der das Wechselspiel von räumlichen und sozialen Phänomenen gut beschreibt. Für Lentz spielen sowohl die Nachfrage nach Sicherheit als auch das Versagen der öffentlichen Verwaltung und Infrastruktur eine wichtige Rolle für die Zunahme von GC in Russland. Hierbei zeigt er die Komplexität dieser Aspekte auf und macht insbesondere die Bedeutung empfundener Unsicherheit deutlich, insbesondere im Hinblick auf gesellschaftliche Umbrüche im Transformationsprozess.

Chris Webster und Georg Glasze: Fazit. Webster und Glasze ordnen GC in ihrem Fazit als Phänomen postmoderner Urbanität von globaler Bedeutung ein. Sie plädieren für weitere Forschung und für eine differenzierte Betrachtung der jeweiligen Argumentationsweise. Hierbei fordern sie, normative von eher deskriptiven Argumentationen zu trennen sowie die Art der Untersuchung (akteur- oder strukturorientiert, qualitativ oder quantitativ) und ihren Rahmen (global oder lokal, kurz- oder langfristig) zu unterscheiden. Sie plädieren für eher dynamische Untersuchungsansätze anstelle von statischen, die eine bloße Gegenüberstellung von lokalen und globalen Aspekten vornehmen. Insbesondere fordern sie eine differenziertere Darstellung des Faktors (Un-)Sicherheit und die Unterscheidung in subjektiv empfundene Unsicherheit und statistisch messbare Kriminalität. Angesichts der Bedeutung dieses Aspekts für viele gated communities und der oft unzureichenden Konzeptionalisierung von Sicherheit ist diese Forderung sicherlich angemessen.

Anschließend gehen die Herausgeber noch einmal dezidiert der Frage nach, warum GC als globales Phänomen zunehmen. Neben dem Rückzug von Staat und öffentlicher Verwaltung sowie einer zunehmend empfundenen Unsicherheit in vielen Städten der Welt sehen sie eine Ursache auch im Zusammenhang mit der globalisierten Marktwirtschaft. Gated communities sind als Paket, als Ausdruck einer "globalen Kultur" kommodifiziert, das global vermarktet und lokal angepasst werden kann. Wenn dieser Erklärungsansatz auch einige Aspekte aus den einzelnen Beiträgen vernachlässigt und etwas verallgemeinernd wirkt, ist er doch in weiten Teilen überzeugend.

In ihren abschließenden Bemerkungen fokussieren Webster und Glasze ihre Erläuterungen auf das Zusammenspiel von Macht und ökonomischer Effizienz. Das wirkt leider etwas verkürzend, tut aber dem insgesamt gelungenen Ansatz keinen Abbruch, im Abschlusskapitel die Aufsätze zusammenzufassen. Auch die eingangs aufgeworfenen Diskussionsstränge werden konzeptionell weiter entwickelt. Damit setzen sie sich deutlich von anderen Sammelbänden ab, die die Einzelbeiträge eher kursorisch hintereinander setzen und nur wenig integrieren.

Insgesamt ist der Band ein wichtiger Beitrag zur Diskussion um abgeschottete Wohnkomplexe als Phänomen postmoderner Urbanität. Es wird gut verständlich dargelegt, dass Globalisierung und lokale Pfadabhängigkeit auf vielfältige Art miteinander zusammenhängen. Deutlich wird, dass in den meisten GC eine Idee enthalten ist, die auf zwei Arten ‚global' ist: Einerseits, weil bestimmte Vorstellungen von GC überall auf der Welt eine Rolle spielen, sowohl bei ihrer baulichen Gestaltung (Abgeschiedenheit, Überwachung, Sicherheit) als auch bei der ihnen zugeschriebenen Bedeutung (Unabhängigkeit, Freiheit, Absetzung vom "Normalen"). Auf der anderen Seite stellen - zumindest außerhalb der USA - viele gated communities selbst eine Vorstellung von (westlicher) Globalisierung dar.

Demgegenüber stehen aber in allen vorgestellten Regionen und Orten lokal-spezifische Entwicklungen, die die globalen Vorstellungen aufnehmen, ablehnen oder anpassen.

Die breite Zusammenstellung der Einzelbeiträge überzeugt sowohl durch die regionale Diversität als auch die Interdisziplinarität der Autoren. Wie oben erwähnt, gelingt es den Herausgebern, das Thema nicht in allzu bunter Vielfalt zerfasern zu lassen, sondern durch Einleitung und Fazit einen roten Faden herzustellen. Wenn einzelne Beiträge auch überzeugender sind als andere, sind sie doch alle lesenswert und liefern interessante Einsichten in die vielen verschiedenen Erscheinungsformen von geschlossenen Wohnformen. Ein umfassendes Stichwortregister am Ende des Bandes erleichtert das Finden einzelner Aspekte und unterstreicht seinen Charakter als zusammenhängendes Werk.

Das Buch ist bereits 2006 erschienen, so dass die darin enthaltenen Erkenntnisse in jüngeren Veröffentlichungen zum Teil bereits weiter entwickelt worden sind. Die Zusammenstellung der Beiträge macht es dennoch zu einem wichtigen Bestandteil jeder Universitätsbibliothek - umso mehr verwundert, dass es nach aktueller Recherche nur in wenigen Bibliotheken vorhanden ist. Auch für die Lehre ist es zu empfehlen. Die englische Sprache sollte hier eher als Anreiz denn als Hindernis für die Studierenden gesehen werden - gerade bei einem so internationalen Thema, das in Deutschland vielleicht (noch) nicht so stark ausgeprägt ist.

Michael Weichbrodt, Münster

Geographische Zeitschrift, 100. Jg. 2012 · Heft 2· Seite 57-61

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