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Johannes Küchler: Transformation in China? Städte im Perlflussdelta
Christian Wuttke: Die chinesische Stadt im Transformationsprozess. Governanceformen und Mechanismen institutionellen Wandels am Beispiel des Perlflussdeltas. Berlin 2012. 202 S.
Chinas städtische Bevölkerung wuchs innerhalb von zwei Generationen von weniger als 100 Millionen Einwohnern auf heute etwa 700 Millionen. Im glücklichen Europa blieb die Bevölkerung im gleichen Zeitraum praktisch unverändert, auch die Rate der Urbanisierung hat sich nicht sehr erhöht. Wenn wir uns vergegenwärtigen, mit welchem Abstimmungsaufwand heute in Europa die Anlage nur eines neuen Flugplatzes oder eines Kraftwerks verbunden ist, dann wird das Ausmaß an Koordination deutlich, das vom politischen System der VRCh verlangt wurde und wird, um dieses dramatische Städtewachstum wenn schon nicht unter rechtsstaatlichen Bedingungen, so doch mit einer relativ breiten Duldung zu bewältigen. Vor dem Hintergrund der problemgeladenen technischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte dieses Modernisierungsschubs fragt die vorliegende Untersuchung nach dem „Wie?“ der politischen Führung und Entscheidungsfindung auf der Ebene der individuellen Stadt. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur „politischen Stadtforschung“, angesiedelt „zwischen Politikwissenschaften und Politischer Geographie“ (50).
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Christian Wuttke: Die chinesische Stadt im Transformationsprozess. Governanceformen und Mechanismen institutionellen Wandels am Beispiel des Perlflussdeltas. Berlin 2012. 202 S.
Das Perlflussdelta ist für den chinesischen Transformationsprozess von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung. Nach einer Periode rasanten wirtschaftlichen Aufstiegs in den vergangenen 30 Jahren unterliegen die großen Ballungsräume angesichts neuer kostengünstiger Produktionsstandorte im chinesischen Hinterland und im Ausland (z. B. Vietnam) einem hohen Anpassungs- und Innovationsdruck. Für Städte dieser Region bedeutet dies, dass sie einerseits weiterhin eine positive Umgebung für wirtschaftliches Wachstum schaffen müssen; andererseits werden neue Ansprüche an die Stadtplanung gestellt, wie zum Beispiel verbesserter Umweltschutz oder die Integration von Wohn- und Gewerbegebieten. Der chinesische Transformationsprozess hat somit erhebliche Auswirkungen auf die Institution Stadtplanung.
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Rita Schäfer: Südafrika: Zustand der Nation
Gilbert Khadiagala, Prishani Naidoo, Devan Pillay & Roger Southall (Hg.): New South African Review 4. A Fragile Democracy – 20 Years on. Johannesburg 2014. 378 S.
Thenjiwe Meyiwa, Muxe Nkondo, Margaret Chitiga-Mabugu, Moses Sithole & Francis Nyamnjoh (Hg.): State of the Nation 2014. South Africa 1994-2014: A Twenty-Year Review of Freedom and Democracy. Cape Town 2014. 524 S.
2014 war ein Jahr, um die demokratische Entwicklung in Südafrika zu bilanzieren. Im Dezember 2013 starb Nelson Mandela, die Ikone des Widerstands gegen das Apartheidregime und gleichzeitig der erste demokratisch gewählte Präsident des Landes. Zudem fanden im Mai 2014 nationale Wahlen statt. Die Regierungspartei African National Congress (ANC) war im Vorfeld von Skandalen erschüttert und Präsident Jacob Zuma geriet wegen gravierender Korruption in die Kritik. Zwar wurde er im Amt bestätigt und der ANC setzte seine Alleinherrschaft fort, doch sowohl im Parlament als auch in Auseinandersetzungen der Regierenden mit der außerparlamentarischen Opposition eskalieren seitdem Konflikte über strukturelle Korruption und Patronage, die das Wirtschaftswachstum Südafrikas inzwischen drastisch gesenkt haben.
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Johannes M. Becker und Gert Sommer (Hg.): Der Libyen-Krieg. Das Öl und die „Verantwortung zu schützen“. 282 S. Berlin (Schriftenreihe zur Konfliktforschung 26) 2012.
Wissenschaftliche Einordnungen des Libyen-Konfliktes sind ausgesprochen schwierig. Zu neu und zu subjektiv sind noch die Eindrücke, zu unsicher sind sich viele in der Einordnung der Rolle der Medien und ihrer Berichterstattung über die Revolution in Libyen und zu wenig war allgemein bekannt über die vorrevolutionären Entwicklungsbedingungen in diesem Land. Der vorliegende Band setzt daher einen besonders wichtigen Meilenstein in der Auseinandersetzung mit den strukturellen Hintergründen eines Konfliktes, dessen Aufarbeitung gerade erst am Anfang steht.
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Béatrice Durand: La nouvelle idéologie française. Paris 2010. 240 S.
Die Präsenz des Islams in Frankreich als Folge von postkolonialer Einwanderung hat im Zusammenhang mit sozialen Krisen in den letzten Jahrzehnten die Debatte um nationale Zugehörigkeit und Identität wieder aufleben lassen. Béatrice Durand analysiert in ihrem essayistischen und lesenswerten Buch, dessen Titel auf die 1981 erschienene Streitschrift L’idéologie française von Bernhard-Henri Lévy anspielt, die mentalen Repräsentationen, in denen diese Auseinandersetzungen gelebt werden.
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Richard Bourne: Catastrophe. What went wrong in Zimbabwe? London 2011, 302 S.
Zwischen Ende 2012 und Mitte 2013 sollen in Simbabwe Wahlen stattfinden. Über den richtigen Zeitpunkt und die Konditionen streiten RegierungsvertreterInnen und RegimekritikerInnen schon seit langem. Auch innerhalb der Regierung gibt es heftige Meinungsverschiedenheiten. Schließlich hat die 2008 vom damaligen südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki erzwungene Einheitsregierung keineswegs die erwünschten Erfolge gebracht. Diese Regierungsform ist auch deshalb umstritten, weil der hohe Stimmenanteil für Robert Mugabe und seine Zimbabwe African National Union Patriotic Front (ZANU/PF) offensichtlich auf Wahlbetrug zurückzuführen war, ein Problem, das die Wahlen in Simbabwe wiederholt kennzeichnete und immer wieder Zweifel an der Legitimität der Regierungen aufkommen ließ.
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Joscha Metzger: Der Weg ist das Ziel. Zum ,Recht auf Stadt‘ durch Selbstverwaltung und radikale Demokratie
Rezension zu Daniel Mullis Recht auf die Stadt. Von Selbstverwaltung und radikaler Demokratie.
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Nina Kolleck: Global Governance, Corporate Responsibility und die diskursive Macht multinationaler Unternehmen. Freiwillige Initiativen der Wirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung? Baden-Baden 2011. 268 S.
Die Autorin greift in diesem Buch mit den Fragen, wie und warum multinationale Unternehmen (MNU) den Nachhaltigkeitsdiskurs (mit)gestalten, ein Thema auf, dem angesichts der Allgegenwart von Natur- und Klimaschutz in der heutigen Produktions- und Warenwelt einerseits, der existenziellen Bedeutung veränderter Mensch-Umwelt-Beziehungen andererseits eine große Relevanz zukommt. Sie betont zu Recht, dass sich die Sozialwissenschaften unter diesem Aspekt bisher nicht sehr gründlich mit dem Thema der Corporate (Social) Responsibility (CSR) beschäftigt haben; der Selbstdarstellung von Unternehmen als den wahren Gestaltern nachhaltiger Entwicklung wurden sehr häufig nur generelle Kritiken unternehmerischer Initiativen als Greenwashing gegenübergestellt.
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Thorsten Steinrücken: Wirtschaftsförderung und Standortpolitik. Eine Einführung in die Ökonomik unternehmensorientierter Wirtschaftspolitik. Norderstedt 2011. 328 S.
Tätigkeiten in der Wirtschaftsförderung, im Standortmarketing und in der Regionalentwicklung stellen für Geographen beliebte Arbeitsmärkte dar. Jedoch sind Lehrbücher zur Wirtschaftsförderung aus (rein) wirtschaftsgeographischer Perspektive in Deutschland Mangelware. Aus diesem Grund soll hier ein ökonomisches Werk vorgestellt werden, das die geographische Perspektive sinnvoll bereichert. Der Autor richtet das Buch an alle, die sich in Theorie und Praxis mit Wirtschaftsförderung und Standortpolitik beschäftigen. Das Ziel des Buches besteht darin, einen strukturierten Überblick über Zielsetzungen und Begründungen für staatlich initiierte Wirtschaftsförderung zu geben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Folgen und Wirkungen staatlicher Eingriffe. Die theoretische Denkweise ist in der neoklassischen Ökonomie angesiedelt. Das Buch gliedert sich in vier Kapitel.
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Christopher Shaw: The Two Degrees Dangerous Limit for Climate Change: Public Understanding and Decision Making. London, New York 2015. 150 p.
In The Two Degrees Dangerous Limit for Climate Change: Public Understanding and Decision Making, Christopher Shaw explores environmental policymaking by focusing on the public circulation of 2°C as the widely cited maximum figure by which temperatures can be allowed to rise. Derek Wall praises the book for combining natural science and social science to offer a well-researched and provocative interrogation of policy claims made about climate change.
Environmental campaigners have argued that 2°C is the maximum that temperatures should be allowed to rise before climate change becomes catastrophic. In this fascinating and provocative book, The Two Degrees Dangerous Limit for Climate Change: Public Understanding and Decision Making, Christoper Shaw argues that this figure is arbitrary from a scientific point of view and is a product of political expediency. While we think of climate change as primarily a problem for scientists, Shaw indicates that what we know of the science is powerfully shaped by social, economic and political forces. With an international climate conference currently taking place in Paris between 30 November and 11 December 2015 (COP21), this book is an important account of why we should be sceptical of many of the policy claims made about climate. The two degree limit was constructed as a campaigning tool, but has failed to mobilise action and has tended to reinforce the perception of climate policy as something outside of democratic control and debate.
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Marc Redepenning: Wider die Totalität: Gerhard Hard, wissenschaftliche Selektivität und die unklare Rolle Luhmanns. Die Geographie wiedergelesen
Gerhard Hard 1973: Die Geographie. Eine wissenschaftstheoretische Einführung. Berlin.
Zwei Vorteile des Wiederlesens: Buchanmerkungen und Rezensionen
Ein Buch „wieder“ zu lesen (bzw. ich muss in meinem Fall gestehen, nun auch in Gänze zu lesen und nicht nur flüchtig darin herum zu blättern), das bereits vor 40 Jahren erschienen ist, und das man weder im eigenen Buchbestand hat, noch neu vom Verlag geliefert bekommt, sondern das man sich aus einer Bibliothek ausleihen muss – diese Konstellation hat Vorteile: Man kann auf nicht mehr bestimmbare Dritte zurückgreifen, die bereits mit dem Buch gearbeitet und im Buch ihre Spuren hinterlassen haben. Spuren, als ein Thema, dem sich Gerhard Hard in seinem Œuvre umfangreich gewidmet hat, das aber in seiner Geographie von 1973 noch keine Rolle spielt, sind ja oft unbeabsichtigte Relikte. Sie sollen den Spurenleser zu Abduktionen (also dem kreativen und probierenden Aufstellen von Hypothesen oder Zusammenhängen) animieren. Das kann man sich zunutze machen.
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UNTER DIE GRÖSSTEN ENTDECKUNGEN,
auf die der menschliche
Verstand in den neusten
Zeiten gefallen ist,
gehört meiner Meinung nach wohl die Kunst,
Bücher zu beurteilen,
ohne sie gelesen zu haben.
Georg Christoph Lichtenberg