Peter Weichhart, Heinz Fassmann, Wolfgang Hesina: Zentralität und Raumentwicklung. Wien 2005 (ÖROK Schriftenreihe Nr. 167). 167 S.

Das Idealbild des Zentrale-Orte-Systems wird in der Realität zunehmend verzerrt, was sich unter anderem am Beispiel Österreichs zeigt: Oberzentrale Funktionen wandern verstärkt in Richtung Stadtrand bzw. Vororte ab, und in dünn besiedelten Gebieten fehlt immer öfter die Grundversorgung in erreichbarer Nähe. Ursachen liegen in gewandelten ökonomischen Rahmenbedingungen (z.B. globaler Wettbewerb) sowie vor allem in gesellschaftlichen Verhaltensänderungen (bei Mobilität, Konsumpräferenzen, Lebensstilen).

Albrecht Steinecke: Tourismus. Eine geographische Einführung. Braunschweig 2006 (Das Geographische Seminar). 357 S.

"Wir ertrinken in Informationen, aber wir hungern nach Wissen." Mit diesem Zitat aus der Feder von J. Naisbitt überschreibt der Autor, der der bekannteste aktive und zugleich am stärksten mit der Tourismuspraxis verwobene Wissenschaftler unter den deutschen Fremdenverkehrsgeographen ist, sein Studienbuch. Dem kann zweifelsohne beigepflichtet werden, denn in den letzten Jahren sind zum Themenfeld Freizeit und Tourismus auf nationaler wie internationaler Ebene zahlreiche Sammelbände und Monographien publiziert worden, die sich als Gesamtdarstellung auf einführendem Niveau oder auch für Fortgeschrittene verstehen. Das vorliegende Werk, das sich einerseits insbesondere dem Tourismus in Deutschland und Mitteleuropa (inklusive der Alpen), andererseits hauptsächlich mit dem Reiseverkehr der Deutschen beschäftigt, zählt darunter zweifelsohne zu den Besten.

Hans-Dieter Haas, Simon-Martin Neumair: Wirtschaftsgeographie. Darmstadt 2007 (Geowissen kompakt). 143 S.

Die deutsche Wirtschaftsgeographie lebt, ihr geht es gut: Diese Nachricht vermittelt das Erscheinen eines weiteren Lehrbuchs in einer Reihe jüngerer deutschsprachiger Studienbücher. Es ist ein Einführungstext, der sich auch an Anfänger nichtgeographischer Studiengänge richtet und der auf einer langjährigen Lehrerfahrung seiner Autoren in einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät beruht. Das Buch betont diese Nähe und fokussiert zugleich auf den "Wirtschaftsraum" als das Eigene der Wirtschaftsgeographie. Das klingt sehr klassisch, umfasst aber nicht nur die tradierten Konzepte der Räumlichkeit in der Geographie, sondern auch die neuen, aus den Wirtschaftswissenschaften kommenden Konzepte wie Cluster oder Distrikt.

Peter Haggett: Geographie. Eine globale Synthese. 3. Aufl. Stuttgart 2004. 848 S.

Die Globalisierung hat jetzt offenbar auch das bewährte Lehrbuch der Geographie von Peter HAGGETT erreicht. Denn in der dritten Auflage der deutschen Fassung, die der vierten, völlig überarbeiteten englischsprachigen Originalfassung entspricht, ändert sich der traditionelle Titel von "Geography - A modern Synthesis" (erstmals 1972 veröffentlicht) bzw. "Geographie - Eine moderne Synthese" (in Deutsch erstmals 1983 erschienen) nun zur "gobalen Synthese".

Helmut Schneider (Hg.): Nachhaltigkeit als regulative Idee in der geographischen Stadt- und Tourismusforschung. Hamburg 2006 (Geographie: Forschung und Wissenschaft 1). 267 S.

Die 1990er Jahre waren in starkem Maße von der gesellschaftspolitischen und fachwissenschaftlichen Diskussion über und Auseinandersetzung mit dem Paradigma der Nachhal-tigkeit geprägt. Knapp 15 Jahre nach der Konferenz von Rio ist es das Ziel dieses Bandes, eine Art Zwischenresümee für den Bereich der Stadt- und Tourismusforschung zu ziehen.

Hans Gebhardt, Rüdiger Glaser, Ulrich Radtke und Paul Reuber (Hg.): Geographie. Physische Geographie und Humangeographie. München 2007. 1096 S.

Vier Herausgeber, über 120 Autoren, 6 Teile und 29 Kapitel, 1096 Seiten Umfang, das Gesamtgebiet der wissenschaftlichen Geographie in einem Band: Dieses Werk ist in der Tat exzeptionell in Anspruch, Ausstattung und Darstellung. Dass dabei manche Widersprüchlichkeiten und Defizite vorhanden sind, ist wohl unvermeidlich und auch den Herausgebern klar.

Martin Doevenspeck: Migration im ländlichen Benin. Sozialgeographische Untersuchungen an einer afrikanischen Frontier. Saarbrücken 2005 (Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 30). 313 S.

"Nur" eine Fallstudie zu Migrationsprozessen in Benin? Weit mehr als das! MARTIN DOEVENSPECK versteht seine Studie - zu Recht - als Beitrag zu einer zeitgemäßen sozialwissenschaftlichen Migrationsforschung, die deutlich über "klassisch-räumliche", über Distanz und Richtung definierte Wanderungsanalysen hinaus reicht.

Reiner Buergin: Umweltverhältnisse jenseits von Tradition und Moderne. Die Karen im Thung Yai Naresuan Weltnaturerbe in Thailand im Spannungsfeld nationaler Modernisierung und globaler Umweltdiskurse. Stuttgart 2004. 424 S.

In dem thailändischen Schutzgebiet Thung Yai Naresuan an der Grenze zu Burma, das 1991 zusammen mit dem benachbarten Huai Kha Kaeng Wildlife Sanctuary von der UNESCO zum Weltnaturerbe (World Heritage Site) erklärt worden ist, befinden sich Siedlungen der Karen - der größten ethnischen Minderheit in Thailand. Diese Siedlungen sind der Anlass für eine Auseinandersetzung, bei der sich zwei Konfliktfelder überschneiden: der Konflikt um Prioritäten des Naturschutzes - klassischer Naturschutz unter Ausschluss des Menschen versus pragmatische Schutz-durch-Nutzung-Strategien - sowie der Konflikt zwischen Regierung und Minderheiten in Thailand.

Jörn Birkmann und Lothar Finke (Hg.): Novellierung des Landesplanungsrechts in Nordrhein-Westfalen. Hannover 2006 (Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Arbeitsmaterial 311). 54 S.

Nordrhein-Westfalen gilt ja gemeinhin nicht als Land mit einer starken Landesplanung. Hohe Siedlungsdichte und das Nebeneinander vieler Oberzentren scheinen die Spielräume der ordnungspolitisch ausgerichteten Landes- und Regionalplanung stark einzuschränken. Einem fast schon sarkastischen Bonmot nach hat sich die Landesplanung in Nordrhein-Westfalen bereits in den 1970er Jahren, in dem sie das System der Zentralen Orte als Grundlage zur Schneidung der Großgemeinden konzipierte, selbst überflüssig gemacht. Innovationen mit bundes- und z.T. europaweiter Ausstrahlung hat das Land allerdings im Bereich der Landes- und Regionalentwicklung hervorgebracht: die "Regionalisierte Strukturpolitik", die "IBA Emscher Park" und die "Regionale" sind dafür die prominentesten Beispiele.

Martin Schiefelbusch (Hg.): Erfolgreiche Eventverkehre: Analysen und Fallstudien. Mannheim 2004 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 7). 262 S.

Im 21. Jahrhundert nimmt in Industrieländern trotz digitaler Vernetzung die alltägliche Mobilität weiter zu. Die Verkehrsinfrastruktur und die Logik der Verkehrsabwicklung werden auf die täglich wiederkehrende Belastung durch Verkehrsteilnehmer und Fahrzeuge ausgerichtet. Als eine besondere Herausforderung für die kommunalen und lokalen Verantwortlichen erweisen sich singuläre Großveranstaltungen, die als Events eine bedeutende Rolle für die Attraktivität von Städten und Regionen besitzen.

Ulrich Ermann: Regionalprodukte. Vernetzungen und Grenzziehungen bei der Regionalisierung von Nahrungsmitteln. Stuttgart 2005 (Sozialgeographische Bibliothek 3). 320 S.

‚Kann man Regionen essen?' (S. 11) - schon der erste Satz des Autors weist auf die ungewöhnliche, aber reizvolle Perspektive seines Buches hin (auf Basis seiner Dissertation). Hier wird aber nicht allein ein origineller Ansatz vorgestellt, unseren - oft von Aspekten der Regionalisierung, gar des Regionalismus geprägten - Nahrungsmittel-Konsum in neuem Lichte zu sehen. Vielmehr verknüpft ULRICH ERMANN auf hohem Niveau aktuelle fachwissenschaftliche Diskurse der Sozialgeographie (u.a. zu subjektiven Repräsentationen, Konstruktion von Regionalität) mit solchen der Wirtschaftsgeographie (Produktionsketten/-systeme, Räumlichkeit von Produktionsprozessen und Märkten).