Christian Berndt und Johannes Glückler (Hg.): Denkanstöße zu einer anderen Geographie der Ökonomie. Bielefeld 2006. 168 S.

Sozialwissenschaftliches Denken empfohlen!
Wie können Theorien und Konzepte aus den Sozialwissenschaften in die Wirtschaftsgeographie Eingang finden? Welche Folgen mag ein solcher Input auf die Disziplinentwicklung haben und in welcher Weise dürfte sich die Sichtweise der Wirtschaftsgeographen auf ihr Erkenntnisobjekt verändern? Was können die Sozialwissenschaften umgekehrt von der Wirtschaftsgeographie lernen?

Angkor - Göttliches Erbe Kambodschas. [Katalog ersch. anlässlich der Ausstellung Angkor. Göttliches Erbe Kambodschas vom 15. Dezember 2006 bis 9. April 2007 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn]. Hg.: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH. Koordination: Jutta Frings. Wiss. Bearb. und Red.: Wibke Lobo. München, Berlin 2006. 355 S.

Die Ruinen von Angkor gelten zu Recht als eines der bedeutendsten Kulturerben der Menschheit. Als Zentrum des Khmer-Reiches, das zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert über das heutige Kambodscha hinaus große Teile von Südostasien umfasste, hinterließ Angkor eine kaum überschaubare Fülle von herausragenden künstlerischen Arbeiten. Um wenigstens einen kleinen Teil dieses kostbaren Erbes einem weiteren Personenkreis nahe zu bringen, wurden im Jahr 2007 zwei Ausstellungen in Bonn und Zürich organisiert.

Gerhard Ahlbrecht: Preußenbäume und Bagdadbahn. Deutschland im Blick der französischen Geo-Disziplinen (1821-2004). Passau 2006 (Studien zur Interkultur 2). 573 S.

Diesem nach Inhalt und Umfang gewichtigen und in seiner Detailanalyse ungemein dichten Werk in einer kurzen Rezension gerecht zu werden, ist praktisch unmöglich. Der umfassend belesene und mit akribischer Detailgenauigkeit (um nicht zu sagen: Detailbesessenheit!) vorgehende Autor hat ein weit verstreutes, teilweise an sehr entlegenen Stellen publiziertes Schrifttum aufgespürt und ausgewertet - und das für den Zeitraum zwischen dem frühen 19. Jahrhundert und der rezenten Vergangenheit. Eingebettet in die Diskussionen um Fremdwahrnehmung und verstanden als Beitrag zur interkulturellen Kommunikation, setzen sich Verfasser und Studie zum Ziel, Deutschland im Blick der französischen Geo-Disziplinen zu analysieren.

Gerd Kohlhepp (Hg.): Brasilien. Entwicklungsland oder tropische Großmacht des 21. Jahrhunderts? Tübingen 2003. 266 S.

Die Frage nach der politischen und ökonomischen Stellung des größten südamerikanischen Staates innerhalb der Region ist deshalb von besonderem Reiz, weil Brasilien seit Jahrzehnten als Schwellenland hochgehalten wird, wirkliche Entwicklungsdurchbrüche jedoch bislang ausgeblieben sind.

Thomas Hammer: Sahel. Gotha und Stuttgart 2005 (Perthes Regionalprofile). 320 S.

Kaum eine Entwicklungsregion der Erde wurde in den letzten Jahrzehnten dermaßen intensiv aus der Sicht verschiedener Disziplinen beforscht wie die Sahelländer Westafrikas. Trotz und vielleicht gerade wegen der unüberschaubaren Flut von Publikationen fehlte in der deutschsprachigen Geographie bislang eine ausführlichere neuere Überblicksdarstellung.

Nicole Klitzsch: Muslimische Rebellen in den Philippinen. Politische Strategien zwischen Djihadismus und Verhandlungstisch. Hamburg 2006 (Mitteilungen des Instituts für Asienkunde Hamburg, Band 392). 136 S.

Dem Regionalkonflikt zwischen muslimischer Bevölkerungsminderheit und Staat im Süden der Philippinen (Mindanao und Sulu-Archipel) liegen im Kern nicht religiöse Gegensätze, sondern ungelöste Entwicklungsprobleme zugrunde. Mit diesem Fazit formuliert die Autorin zwar keine ganz neue Erkenntnis, wohl aber eine, die gegenüber den Verfechtern der populären Kulturkampf-These nicht oft genug betont werden kann.

Michael Waibel, Rolf Jordan, Helmut Schneider (Hg.): Krisenregion Südostasien. Alte Konflikte und neue Kriege. Bad Honnef 2006 (Arbeitsgemeinschaft für Pazifische Studien: Pazifik Forum Band 11). 169 S.

In der interdisziplinären Entwicklungsforschung sind "neue Kriege" und Gewaltökonomien ein noch relativ junges, aber umso aktuelleres Thema, dessen Bedeutung nicht nur in Bezug auf Afrika, sondern - wie in dem vorliegenden komprimierten Sammelband deutlich wird - auch für den südostasiatisch-pazifischen Raum groß ist. Noch immer sind weite Teile Südostasiens zumindest in der deutschsprachigen Geographie wenig bearbeitet, so dass dieses Buch aus der Sicht der Politischen Geographie eine markante Lücke für diesen Raum füllt.

Colin Flint (Hg.): The geography of war and peace. From death camps to diplomats. Oxford, New York 2005. 465 S.

Um es vorweg zu sagen: Dieser Sammelband ist ein wichtiges, ausgesprochen empfehlenswertes Buch, das fast ausschließlich geographische Beiträge zum Menschheitsthema Krieg und Frieden enthält, ein Thema, das auch im 21. Jahrhundert leider alles andere als erledigt ist.

Frank Meyer: Die Städte der vier Kulturen. Eine Geographie der Zugehörigkeit und Ausgrenzung am Beispiel von Ceuta und Melilla (Spanien/Nordafrika). Stuttgart 2005. (Erdkundliches Wissen, Band 139). 318 S.

Der Autor setzt sich in seiner Habilitationsschrift mit einem Phänomen kolonialen Ursprungs auseinander. Die Städte Ceuta und Melilla liegen zwar auf dem afrikanischen Kontinent jenseits des Mittelmeeres, sind jedoch seit 1580 bzw. 1497 spanische Exklaven, die von marokkanischem Hoheitsgebiet umgeben sind. Damit liegen die Städte an der afrikanischen Küste des Mittelmeeres auf der territorialen Grenze zwischen Europa und Afrika. Hinzu kommt, dass sich hier zugleich seit der Reconquista, der christlichen Rückeroberung der iberischen Halbinsel Ende des 15. Jahrhunderts, gewissermaßen eine offizielle religiös-territoriale Grenze zwischen Christentum und Islam befindet. "Wer ist fremd an diesen Orten?" fragt der Autor.

Mike Davis: Planet der Slums. Hamburg 2007. 247 S.

Worldwatch Institute (Hg.): Der Planet der Städte. Zur Lage der Welt 2007. Münster 2007. 366 S.

Erstmals in der Geschichte der Menschheit leben im Jahr 2007 weltweit mehr Menschen in Städten als im ländlichen Raum. So weisen es UN-Statistiken aus. Dieses Ereignis ist Aufhänger für die beiden hier besprochenen, ansonsten sehr unterschiedlichen Neuerscheinungen.

Magdalena Nowicka (Hg.): Von Polen nach Deutschland und zurück. Die Arbeitsmigration und ihre Herausforderungen für Europa. Bielefeld 2007. 312 S.

Die Begriffe "Temporäre Migration" und "Transmigration" markieren ein neues Forschungsfeld. Politisch ist es aktuell, weil Deutschland durch diesen neuen Typ der Migration insbesondere seit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" betroffen ist. Theoretisch ist es interessant, weil Transmigration als Aspekt der Globalisierungs- und Europäisierungsprozesse verstanden wird und sich auf die Konstitution neuer, transnationaler sozialer Räume bezieht. Die neue Forschungsrichtung schließt einerseits an die Migrationsforschung und ihre Paradigmen an. Sie stellt andererseits neue Herausforderungen an sozialwissenschaftliche Kategorien- und Theoriebildung. Der von M. Nowicka sinnvoll zusammengestellt Band mit Beiträgen deutscher und polnischer Ökonomen und Soziologen ist somit von aktueller politischer Relevanz. Er gibt zudem auch Einblicke in die Schwierigkeiten, den theoretischen Herausforderungen gerecht zu werden.