Martin Pries: Waterfronts im Wandel: Baltimore und New York. Stuttgart (Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg 100) 2008. 274 S.

Leben am Wasser ist eines der zentralen Gestaltungskonzepte, die in der Stadtentwicklung und in der Stadtplanung noch geblieben sind. Vermutlich gerade weil es den Städtebauern so schwer fällt, vom Denken in Zuwächsen an Sozialprodukt, Arbeitsplätzen, Bevölkerung, Siedlungsfläche usw. Abschied zu nehmen, hat die Umgestaltung und Wiederbelebung von Ufern und Häfen eine geradezu paradigmatische Funktion gewonnen. Hier scheint der Übergang von der Wachstumsplanung zur Schrumpfungsplanung zu gelingen und auch noch eine hohe gestalterisch-ästhetische wie auch entwicklungspolitisch-ökonomische Herausforderung darzustellen.

Matthias Däumer (Hg.): Unorte. Spielarten einer verlorenen Verortung. Bielefeld 2010. 380 S.

In der Debatte zum spatial turn dreht sich nicht nur vieles um Räume, sondern auch um Orte. Da jedoch die Künste allgemein auch in das Reich der Phantasie und der Vorstellung vordringen, treten Phänomene in den Blick, die nicht geographisch verortet werden können. Deshalb will der Tagungsband Unorte. Spielarten einer verlorenen Verortung das Konzept des titelgebenden 'Unorts' einführen und entwirft kulturwissenschaftliche Perspektiven, die verschiedenen Disziplinen bei der angestrebten Schärfung topischer Untersuchungsbereiche gerecht werden sollen. Die beabsichtigte Schärfung des Konzepts bleibt jedoch aus.

Lutz Zündorf: Das Weltsystem des Erdöls. Entstehungszusammenhang, Funktionsweise, Wandlungstendenzen. Wiesbaden 2008. 320 S.

Erdöl ist eine nicht vermehrbare, vielfältig nutzbare und daher international umkämpfte Ressource. Um diesen Rohstoff hat sich seit der ökonomischen Erschließung der ersten Lagerstätten in Pennsylvania im Jahre 1859 ein komplexes und dynamisches Kontrollsystem aus Staaten, Unternehmen, Organisationen und Märkten herausgebildet. Lutz Zündorf analysiert in seinem Buch genau jene politischen und ökonomischen Funktionsweisen und Entwicklungsdynamiken, die zu einer „Weltwirtschaft des Erdöls“ führten.

Heiner Dürr: Eyal Weizmans Dekonstruktion der israelischen Besatzungsgeographie in Palästina

Die Art und Weise, wie die israelische Regierung seit Jahren die Geographie in den besetzten Gebieten der Westbank und im Gazastreifen für ihre Zwecke herrichtet, bietet bis in Einzelheiten Belege für strategisches Raum-Machen. Seit Jahrzehnten arbeitet Israel mit äußerster Konsequenz an diesem Großvorhaben strategischer Territorialentwicklung. Israelische Stadtplaner, Architekten, Künstler und politische Aktivisten verfolgen diese kolonialistische Politik mit teils scharfer Kritik. Der israelische Architekt und Stadtplaner Eyal Weizman hat dabei eine führende Rolle gespielt.

Gabriele Klein und Michael Meuser (Hg.): Ernste Spiele. Zur politischen Soziologie des Fußballs. Bielefeld 2008. 275 S.

Fußball unter der Perspektive der Vergemeinschaftung zu betrachten, ist das gemeinsame Anliegen der in diesem Band versammelten Aufsätze. „Der Fußball ist Katalysator sowohl von institutionell verfestigten (Vereinen, Verbänden) als auch von flüchtigen, ‘flüssigen’, bisweilen nur wenige Stunden andauernden Vergemeinschaftungsgebilden (...). Er provoziert lokale Gemeinschaftsbildungen, die Präsenz im Stadion voraussetzen, und globale Fangemeinschaften, die vor dem Bildschirm ... von verschiedenen Orten der Welt dem Spiel folgen“ (Klein & Meuser, 10).

Rebekka Ladewig und Annette Vowinckel (Hg.): Am Ball der Zeit. Fußball als Ereignis und Faszinosum. Bielefeld 2009. 185 S.

Der Unzahl an Platituden, die in diesem Band versammelt sind, lässt sich nur mit einer uralten Rezensenten-Platitude gerecht werden: „There are books and non-books. This is a non-book.“ Einigen Beiträgen lässt sich vielleicht noch das Etikett „gehobenes Sportreporter-Feuilleton“ zuerkennen. Eine Kostprobe: „Das zarte Grün des Rasens, von dem sich das bunte Ballett der Spieler abhebt, die Arabesken der Außenstürmer, die geometrische Entwicklung des Spiels, die Paraden der Torhüter ... sie machen aus dem Fußball eine visuelle Kunst, die sich in den Rängen fortsetzt...“ (115).

Matthias Gather, Andreas Kagermeier und Martin Lanzendorf: Geographische Mobilitäts- und Verkehrsforschung. Stuttgart (Studienbücher der Geographie) 2008. 303 S.

For some years, the issue of transport and mobility in geographical research has been gaining increasing importance, in terms of which lies the strength of geographical research in regard to its integrative capacity as well as the great readiness for multi-disciplinarity. The preoccupation with mobility and transport has thus developed into an established field of geographical teaching and research.

Theo Rauch: Entwicklungspolitik. – Braunschweig (Das Geographische Seminar) 2009. 383 S.

Von der ersten bis zur letzten Seite merkt man es diesem Buch an: Hier spricht ein ausgewiesener Praktiker, der nicht nur den Alltag der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) aus eigener Erfahrung bestens kennt, sondern der außerdem diese Erfahrungen auch schon seit vielen Jahren an Studierende weitergibt. Auf fast 400 Seiten liefert der Band einen Überblick über Ziele, Formen und Strategien der EZ, fasst deren Veränderungen im Verlauf verschiedener historischer Phasen zusammen, stellt ausführlich die wesentlichen Problemdimensionen und Instrumente der Entwicklungspolitik vor und setzt sich konstruktiv-kritisch mit deren praktischer Umsetzung auseinander.

Hansjörg Küster (Hg.): Kulturlandschaften. Analyse und Planung. Frankfurt a.M. (Stadt und Region als Handlungsfeld 5) 2008. 181 S.

Es kann nicht verwundern, dass Reflektionen, die zwei sprachgeschichtlich so aufgeladene und daher auch aktuell so vielfach belegbare Begriffe wie Kultur und Landschaft zu Kulturlandschaft zusammenbinden, eine große Breite in den Verständnissen und methodischen Zugängen zeigen. Das gilt umso mehr für daraus abgeleitete Aufsätze, die aus einer lockeren Vortragsreihe zur Analyse und Planung von Kulturlandschaften hervorgegangen sind, wie im vorliegenden Fall aus einer des Kompetenzzentrums für Raumforschung und Regionalentwicklung in der Region Hannover, denn eine strikte Vorabsprache unter den Vortragenden erfolgt selten.

Kame Anthony Appiah: Der Kosmopolit. Philosophie des Weltbürgertums. München 2009. 222 S.

Der hier entwickelte Kosmopolitismus grenzt sich einerseits gegen einen abstrakten Universalismus ab, der die Probleme partikularer Identitäten ausblendet, andererseits gegen kulturalistischen Relativismus und folkloristisches Interesse an "exotischen" Kulturen. Verf. will weder "Patriotismus zerstören oder ›wirkliche‹ von ›unwirklichen‹ Loyalitäten scheiden" noch "Verschiedenheit feiern" (The Ethics of Identity, Princeton 2005, 222). Seine Begriffsentwicklung geht vom einzelnen konkreten Menschen aus, der als Subjekt und Objekt grenzüberschreitender moralischer Verpflichtungen vorgestellt wird.

Seyla Benhabib: Die Rechte der Anderen. Ausländer, Migranten, Bürger. Frankfurt/M. 2008. 225 S.

Um die alle Jahre wieder für hunderttausende Frauen, Männer und Kinder ins buchstäblich Existenzielle reichende Gegenwärtigkeit der erörterten Thematik zu demonstrieren, sei vorab auf Folgendes verwiesen: Einer Schätzung der Vereinten Nationen zufolge wird die Zahl der Migranten in den nächsten vier Jahrzehnten um etwa 40 % steigen; allein in den vergangenen zwölf Monaten versuchten etwa 70 000 Flüchtlinge auf dem Seeweg nach Europa zu gelangen;