Roland Klautke, Brigitte Oehrlein (Hg.): Globale Soziale Rechte. Zur emanzipatorischen Aneignung universaler Menschenrechte, Hamburg 2008. 218 S.
Fantômas - Magazin für Linke Debatte und Praxis, "Globale Soziale Rechte", Heft 13, Sommer 2008, 68 S.

Mit dem Begriff der "Globalen Sozialen Rechte" (GSR) ist der Versuch verbunden, aus einer reaktiven, bloß gegen die neoliberale Globalisierung gerichteten Position herauszufinden und konkrete politische Wege zur möglichen "anderen Welt" aufzuzeigen. GSR ist zunächst ein Sammelbegriff für Forderungen verschiedener Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen: Recht auf allgemeine und kostenlose Gesundheitsversorgung, Recht auf Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit, Recht auf ein globales Mindesteinkommen usw. All dies unter dem Dach eines Begriffs zu versammeln, deutet auf einen strategischbündnispolitischen Zweck.

Seyla Benhabib: Kosmopolitismus und Demokratie. Eine Debatte mit Jeremy Waldron, Bonnie Honig und Will Kymlicka.  Frankfurt/M., New York 2008. 192 S.

Während Michael Hardt und Toni Negri über das "Empire" oder Stephen Gill über den "Neuen Konstitutionalismus" schreiben, hat sich im Rahmen normativer Ansätze zur Analyse der zunehmenden Relevanz transnationaler Rechtsregime das Konzept des "Kosmopolitismus " durchgesetzt. Auch wenn beide Positionen unterschiedliche Phänomene vor Augen haben - die globale politische Ökonomie einerseits, Menschenrechtsregime andererseits -, erhoffen sich beide eine Marginalisierung der Nation-Form. Benhabibs diskursethische Argumentation erweitert die normativen Ansätze um eine anspruchsvolle Variante.

Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein (Hg.): Bourdieu-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Weimar 2009. 436 S.

Die Arbeiten des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930 - 2002) üben seit geraumer Zeit eine gewisse Faszination auf Geographinnen und Geographen aus. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in vielen jüngeren Qualifizierungsarbeiten im Fach wieder, die auf eine dezidiert bourdieusche Theorieperspektive setzen und aufbauend auf dem Gedankengerüst des französischen Sozialwissenschaftlers und ausgebildeten Philosophen eigene theoretisch wie empirische Perspektiven entwickeln.

Martin Prinz: Über die Alpen. Von Triest nach Monaco - zu Fuß durch eine verschwindende Landschaft. München 2010. 462 S.
Nadja Klinger: Über die Alpen. Eine Reise. Berlin 2010. 317 S.

Ist es ein Zufall?
Literarische Berichte über Alpenreisen hatten seit der Entdeckung der Alpen, also ab 1765, Hochkonjunktur und erfreuten sich bis in die 1960er und 1970er Jahre hinein eines gewissen öffentlichen Interesses. Dann aber brach diese Tradition ab, wobei das allmähliche Verblassen des klassischen Bildes der Alpen als "schöner Landschaft", die Entstehung der Umweltbewegung (Fokus der öffentlichen Alpenwahrnehmung auf den Umweltzerstörungen in den Alpen: "Der Berg ruft nicht mehr, er kommt"), die Etablierung der 1968er-Bewegung (Alpen als "reaktionär" geprägter Raum: "Weg mit den Alpen - freie Sicht aufs Mittelmeer") sowie die neue Faszination ferner und exotischer Landschaften eine Rolle gespielt haben dürften.

Sylvia Claus, Dorothee Huber, Beate Schnitter (Hg.) 2009: Lux Guyer (1894–1955). Architektin. Zürich. 301 S.

Während in den Schweizer Boomtowns täglich Bauten der 1920er bis 1960er Jahre ausgelöscht werden, um Platz für Neubauten zu machen und den Markt mit Stockwerkeigentumswohnungen zu bedienen, widmet sich eine neue Publikation des gta Verlag an der ETH Zürich den Bauten der Schweizer Architektin Lux Guyer, die zwischen 1924 und 1955 eine beachtliche Zahl von Wohnhäusern realisiert hat.

Stefanie Hürtgen, Boy Lüthje, Wilhelm Schumm und Martina Sproll: Von Silicon Valley nach Shenzhen. Gobale Produktion und Arbeit in der IT-Industrie. Hamburg 2009. 318 S.

Die internationale Informationstechnologiebranche ist durch kurze Innovations- und Produktzyklen geprägt, die - teilweise verstärkt durch Prozesse auf den internationalen Finanzmärkten - für eine ebenso hohe wie gebrochene Entwicklungsdynamik sorgen. In der Folge häufig krisenhafter Entwicklungen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten massive globale Restrukturierungsprozesse in Gang gesetzt. Die damit zusammenhängendenVeränderungen transnationaler Produktionssysteme und Auswirkungen auf die Arbeitsregime an verschiedenen Standorten sind Gegenstand dieses Bandes.

Jeremy Scahill: Blackwater. Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt. München 2008. 351 S.

In der Debatte um die sogenannten „neuen Kriege“ (die bei näherem Hinsehen so neu keineswegs sind), wird unter anderem der Aspekt einer Privatisierung der Gewalt hervorgehoben. In vielen innerstaatlichen Konflikten sind nicht mehr in erster Linie staatliche, sondern private „Gewaltunternehmer“ aktiv. Wurde dies lange nur als Herausforderung legitimer staatlicher Gewalt durch irreguläre bewaffnete Gruppen, durch politisch motivierte Aufständische und Rebellen oder auch durch gewöhnliche Kriminelle unterschiedlicher Art gesehen, so ist spätestens seit den Terroranschlägen von 9/11 und den folgenden Kriegen im Irak und in Afghanistan offenbar geworden, in welchem Ausmaß es auch in den politisch führenden westlichen Ländern selbst zu einer Privatisierung staatlicher Gewalt gekommen ist.

Veronika Deffner: Habitus der Scham – eine soziale Grammatik ungleicher Raumproduktion. Eine sozialgeographische Untersuchung der Alltagswelt Favela in Salvador da Bahia (Brasilien). Passau 2010 (= Passauer Schriften zur Geographie 26). 225 S.

Die brasilianische Klassengesellschaft und 'ihre' Stadträume dienen Veronika Deffner dazu, sich einer Geographie sozialer Ungleichheit zu widmen, die nicht an der Beschreibung materieller Phänomene hängen bleibt, sondern die Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsweisen der städtischen Bevölkerung mit ihren Folgen für die Produktion städtischer Räume ins Zentrum stellt.

Udesh Pillay, Richard Tomlinson und Orli Bass (Hg.): Development and Dreams. The Urban Legacy of the 2010 Football World Cup. Cape Town 2009. 316 S.

Südafrikas Human Sciences Research Council hat sich mit diesem Sammelband die Aufgabe gesetzt, die wahrscheinlichen Konsequenzen der Fussballweltmeisterschaft 2010 für die Wirtschaft des Landes und seiner Städte, für die Infrastrukturentwicklung und für die Zukunft von afrikanischer Identität und Kultur zu analysieren. Die Einleitung legt die Tonart fest: Die FIFA, die schon bei der WM 2006 in Deutschland 2,6 Mrd. US$ an Einnahmen verbuchen konnte, wird 2010 noch einmal um mindestens 25 % mehr einnehmen.

Stephan Beetz, Bernhard Müller, Klaus J. Beckmann und Reinhard F. Hüttl: Altern in Gemeinde und Region. Stuttgart (Nova Acta Leopoldina N.F. 367) 2009. 210 S.

In diesem Band werden Teilergebnisse des Projekts einer interdisziplinären Arbeitsgruppe präsentiert, die dem Thema „Chancen und Probleme einer alternden Gesellschaft – Die Welt der Arbeit und des lebenslangen Lernens“ gewidmet war und von zwei Akademien, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften, ins Leben gerufen wurde.

Karl Vorlaufer: Südostasien. Geographie,Geschichte, Wirtschaft, Politik. Darmstadt (WBG-Länderkunden) 2009. 244 S.

Immer wieder streiten sich die Geographen über den wissenschaftlichen Wert von Länderkunden, insbesondere dann, wenn es sich nicht um ein einzelnes Land sondern, wie im Fall Südostasien, um einen ganzen „Kulturerdteil“ handelt, der sowohl nach Einwohnern als auch nach Fläche größer ist als die Europäische Union. Man fragt sich, wie es eine einzelne Person schaffen kann, die wesentlichen Strukturen und Entwicklungen eines derart riesigen und in sich höchst differenzierten Raumes in einem begrenzten Umfang von 244 Seiten angemessen zu erfassen.