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Hanspeter Buba u. Susanne Globisch: Ökologische Sozialcharaktere. Von Weltveränderern, Egoisten und Resignierten. Persönlichkeitstyp und Lebenswelt als Basis von Umweltverhalten. München 2008. 134 S.
Als wesentliches Merkmal der ökologischen Herausforderung wird das teilweise eklatante Auseinanderklaffen von geäußertem Umweltbewusstsein und entsprechenden Handlungsweisen angesehen, sodass das allgemein verbreitete gewohnheitsmäßige ›Weiter so‹ unangetastet bleibt. Ein trauriges Paradebeispiel dafür ist der mehr als zögerliche Umstieg auf Ökostrom. Allerdings zeigen neue Forschungsergebnisse wie die hier vorgestellten, dass die einfache Dichotomie von Umwelteinstellung und -verhalten die Realität nicht hinreichend erfasst, und dass alltagstauglichere Konzepte vielversprechender auch für die Förderung umweltfreundlichen Verhaltens sind.
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Alexander Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Frankfurt/M. 2008. 214 S.
Wiedergelesen nach 40 Jahren
1. Vorbemerkung
Es gibt Bücher, die haben in der eigenen intellektuellen Entwicklung eine Rolle gespielt. Es ist ein persönliches Abenteuer, ein solches Buch nach mehreren Jahrzehnten wieder zu lesen. Hat es mir noch etwas zu sagen? Oder ist es nur noch als Zeuge der Vergangenheit von Interesse?
Eine solche Widerbegegnung stellt auch die eigene Entwicklung und Urteilsfähigkeit auf den Prüfstand: War der seinerzeit beim ersten Lesen empfundene geistige Impuls nachhaltig? Ist er also heute noch in verwandelter Form lebendig? Hat es sich demnach um einen Klassiker gehandelt? Oder ist heute das schale Gefühl vorherrschend, dass es sich um ein zeitgeistiges kurzlebiges Produkt gehandelt hat, dem ich – wie viele andere auch – seinerzeit «aufgesessen» bin? Ein solches Gefühl stellt der eigenen Urteilsfähigkeit nicht gerade ein gutes Zeugnis aus.
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Achim Brunnengräber, Kristina Dietz, Bernd Hirschl, Heike Walk u. Melanie Weber: Das Klima neu denken. Eine sozial-ökologische Perspektive auf die lokale, nationale und internationale Klimapolitik. Münster 2008. 256 S.
Ohne Zweifel ist der Klimawandel seit gut zwei Jahren eines der dominierenden Themen der öffentlichen Debatte. Das führte jedoch nicht zu einer Stärkung kritischer Perspektiven gegenüber der gegenwärtigen Klimapolitik. Diese Eindimensionalität der öffentlichen Bearbeitung des Klimaproblems nehmen Verf. zum Ausgangspunkt und überlegen, »wie über die bisherigen gesellschaftlichen Antworten auf den Klimawandel hinausgedacht werden kann« (12). Mit dem Konzept der gesellschaftlichen Naturverhältnisse wählen Verf. eine – gegenüber naturalistischen bzw. kulturalistischen Betrachtungsweisen – alternative Perspektive auf das Verhältnis von Gesellschaft und Natur. Den Klimawandel begreifen sie demnach als »eine tief reichende Krise gesellschaftlicher Naturverhältnisse und als Problem globaler Gerechtigkeit« (12).
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Daniel Kurz: Die Disziplinierung der Stadt – Moderner Städtebau in Zürich 1900 bis 1940.
Zürich 2008. 396 S.
Wie lebt es sich in einer Stadt, die binnen weniger Jahrzehnte den Aufstieg zur Grossstadt vollzieht? Was um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Berlin für Deutschland war, das war Zürich für die Schweiz. Die Industrialisierung zog massenweise neue Bewohnerinnen und Bewohner an, jeder brauchte ein Dach über dem Kopf. Und obwohl gebaut, gebaut und nochmals gebaut wurde, reichte es kaum für alle und die Wohnungen für die Arbeiterklasse platzten aus allen Nähten.
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Hans-Ulrich Berger, Peter Güller, Samuel Mauch und Jörg Oetterli: Verkehrspolitische Entwicklungspfade in der Schweiz. Zürich, Chur 2009. 399 S.
Seit geraumer Zeit wird die Geschichte der schweizerischen Raumplanung von vielen Seiten her traktandiert. Es ist deshalb nur erfreulich, wenn auch im Bereich der Fachplanungen die intensiven Veränderungen seit dem 2. Weltkrieg aufgearbeitet werden.
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Kurt Gilgen: Raum hat keine Lobby. Anekdoten und 99 Thesen zur Raumplanung Schweiz. Zürich 2009. 320 S.
Nicht jedes Buch zur Raumplanung braucht wissenschaftlich zu sein. Denn: Die Raumplanung ist vorweg eine öffentliche Aufgabe. Als solche bedarf sie zwar der wissenschaftlichen Bereicherung und Kritik, doch tut sie gut daran, sich aus ihrem Erstanliegen heraus an die breite Öffentlichkeit, an die Parlamentarier, die Exekutiven, die Verwaltungen, die Planungsbüros, aber auch an die privatwirtschaftlichen und öffentlichen Unternehmungen zu wenden.
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Dieter Hassenpflug: Der urbane Code Chinas. Basel (Bauwelt Fundamente, 142) 2009. 212 S.
Im letzten Jahrzehnt ist China zu einem Mekka von Architekten und Stadtplanern aus der ganzen Welt geworden. Sie sind fasziniert von der Dynamik der grossen Städte, von der Offenheit für neues Bauen, von der Wissbegier und Freundlichkeit chinesischer Partner, und von den Möglichkeiten, Städte scheinbar ohne umfangreiche administrative Regelungen zu bauen.
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Ueli Haefeli: Verkehrspolitik und urbane Mobilität – Deutsche und Schweizer Städte im Vergleich. Stuttgart 2008. 380 S.
Mobilitätssysteme und Siedlungsstrukturen, speziell auch Stadtstrukturen, waren schon immer untrennbar verbunden. Es ist daher überaus lohnenswert, einen Blick in die Geschichte zu wagen und für die Zukunft zu lernen. Ueli Haefeli macht es sich in seiner Publikation Verkehrspolitik und urbane Mobilität – Deutsche und Schweizer Städte im Vergleich zum Ziel, historisch-verstehende und kausal-analytische Methoden zu verknüpfen, um Erklärungsansätze für die Unterschiede in den Mobilitätssystemen für den Zeitraum 1950–1990 zu finden.
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Stefanie Föbker: Wanderungsdynamik in einer schrumpfenden Stadt. Eine qualitative Untersuchung innerstädtischer Umzüge. Münster (Stadtzukünfte 5) 2008. 200 S.
Bei dem von Stefanie Föbker vorgelegten Buch handelt es sich um die Publikation einer Qualifikationsarbeit, die darauf zielt "die Wechselwirkungen zwischen Schrumpfung und innerstädtischer Mobilität zu untersuchen". Dabei sollen sowohl "Hintergründe als auch die Effekte innerstädtischer Mobilität unter Schrumpfungsbedingungen betrachtet" werden (S. 2). Stadt-Umlandwanderungen sind ausdrücklich nicht Gegenstand der Untersuchung. Auch konzentriert sich die Studie auf Westdeutschland und nicht - wie man dies vorschnell annehmen könnte - auf das bekanntermaßen vielerorts schrumpfende Ostdeutschland.
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Dieter Haller: Lone Star Texas. Ethnographische Notizen aus einem unbekannten Land. Bielefeld 2007. 221 S.
Die Ära George W. Bush jr. war voller Irritationen für die transatlantischen Beziehungen. Dabei dient die Tatsache, dass die Familie Bush in Texas beheimatet ist, allgemein als Teil der Erklärung von Besonderheiten USamerikanischer Politik, die Europäern eigenartig vorkamen und sie irritierten. Bis heute ist der Bundesstaat Texas ein Kristallisationspunkt für alle möglichen Urteile und Vorurteile, die Europäer gegenüber den USA hegen.
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Jürgen Hasse: "Ein apfelgrüner 2CV." Über die Schwierigkeiten, einen Ort zu beschreiben
Der französische Schriftsteller Georges Perec (1936 - 1982) hat 1974 ein ungewöhnliches Buch geschrieben, das nun von Tobias Scheffel ins Deutsche übertragen wurde. Der "Versuch, einen Platz in Paris zu erfassen" (Original: "Tentative d´Epuisement d´un Lieu Parisien") ist eine tentative Annäherung an einen Ort oder - mit einem Wort aus dem Originaltitel - der Versuch der "Ausschöpfung" seiner Vitalität.