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Matthias Weinreich: „We are here to stay“: Pashtun migrants in the Northern Areas of Pakistan. Berlin 2009. 120 S.
Mobility in the mountains and exchange with the forelands have been driving forces for the spread of languages. The Hindukush and Karakoram ranges are no exception to this rule. In fact, they have been regarded over long periods of time as the sources of places of origin for a number of vernaculars and linguistic variegation.
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Albrecht Steinecke: Themenwelten im Tourismus. Marktstrukturen, Marketing-Management, Trends. München 2009. 349 S.
Im Zuge der Erlebnisorientierung seit den späten 80er Jahren und mit einer Hochphase in den 90er Jahren haben Thematisierungskonzepte für Freizeit- und Urlaubsangebote eine weite Verbreitung gefunden. Kamen die Thematisierungskonzepte ursprünglich vor allem aus den klassischen Freizeitparks, sind mittlerweile eine Vielzahl von Einrichtungstypen thematisierend überprägt bzw. neu interpretiert worden.
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Sylvie Grischkat: Umweltbilanzierung von individuellem Mobilitätsverhalten. Methodische und gestaltungsrelevante Ansätze. Mannheim (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 21) 2008. 274 S.
Mobilität steht für die Mehrzahl der Menschen für Freiheit und Unabhängigkeit. Zunehmende Mobilität hat aber auch eine Kehrseite: die Umweltbelastung nimmt durch die immer höher werdende Verkehrsbelastung ebenfalls immer weiter zu. Die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen aus dem motorisierten Verkehr tragen zur Erwärmung der Atmosphäre, im Allgemeinen als „Klimawandel“ bezeichnet, bei.
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Kai-William Boldt und Martina Gelhar: Das Ruhrgebiet. Landschaft, Industrie, Kultur. Darmstadt 2008. 168 S.
Wer als Geograph eine Monographie zum Ruhrgebiet in die Hände bekommt, wird sich an das dreibändige Werk 1) von Hans Spethmann „Das Ruhrgebiet im Wechselspiel von Land und Leuten, Wirtschaft, Technik und Politik (Berlin, 1933) erinnern, in dem er seine grundlegende Kritik von 1928ff. an der länderkundlichen Praxis Hettnerscher Prägung, die unter dem Schlagwort „Dynamische Länderkunde“ in die Forschungsgeschichte eingegangen ist, ideal umgesetzt sehen wollte.
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Ueli Haefeli: Verkehrspolitik und urbane Mobilität. Deutsche und Schweizer Städte im Vergleich 1950-1990. Stuttgart 2008 (Beiträge zur Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung 8). 380 S.
The formation of larger agglomerations is just as much part of the characteristics of modern-day life as the frantic growth of lows of trafic. Modern towns and cities are not conceivable without mobile people, by which it is clear that the negative side-effects of mechanisation have turned into a threat to the urban quality of life.
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John S. Saul: Decolonization and Empire. Contesting the Rhetoric and Reality of Resubordination in Southern Africa and Beyond. Monmouth u. Johannesburg 2008. 202 S.
John Saul ist einer der Veteranen radikaler Forschung zum südlichen Afrika und hat das Drama der Befreiungskämpfe und ihrer Folgen in dieser Region durch vier Jahrzehnte mit aktivem Engagement begleitet. Momentan verfolgt er das Projekt einer Darstellung dessen, was er als den „dreißigjährigen Krieg“ im Südlichen Afrika bezeichnet. Als Zwischenprodukt ordnet sich die vorliegende Publikation hier ein, die fünf neuere Texte zusammenführt.
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Manfred Schulz (Hg.): Entwicklungsträger in der DR Kongo. Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Religion, Zivilgesellschaft und Kultur. Berlin 2008. 754 S.
Auch unter Freunden Afrikas hat „der Kongo“ ein schlechtes Image; gleichzeitig aber ist die Auseinandersetzung mit diesem riesigen und rohstoffreichen Land durch eine unzulängliche Informationsbasis gekennzeichnet. Seit der frühen Kolonialzeit ist die öffentliche Wahrnehmung des Kongo durch „Gräuel“ geprägt, verfestigt sich durch die Medien bis heute das Bild vom „Herz der Finsternis“. Die – durch den Bundeswehreinsatz anlässlich der Wahlen 2006 noch verstärkte – Prominenz der Demokratischen Republik (DR) Kongo in der Berichterstattung kontrastiert somit merkwürdig mit dem Mangel an fundiertem Wissen, an wissenschaftlichen Analysen über dieses Land. Insbesondere im deutschsprachigen Raum gilt der Kongo weiterhin als „weißer Fleck auf der Landkarte“.
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Internationale Bauausstellung Emscher Park. Die Projekte 10 Jahre danach. Hg.: Fachgebiet Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung, Fakultät Raumplanung, TU Dortmund.[Verantw. CHRISTA REICHER und ACHIM DAHLHEIMER]. Essen 2008. 304 S.
Zehn Jahre sind inzwischen vergangen, seit die Internationale Bauausstellung EmscherPark – oder auch IBA EmscherPark genannt – im Jahr 1999 ihren feierlichen Abschluss gefunden hat. Diese IBA, in deren Rahmen über 100 Projekte zwischen 1989 und 1999 im schwierigsten Teil des Ruhrgebiets entstanden sind, war eine der sicherlich spektakulärsten und auch in der allgemeinen Öffentlichkeit sehr gut wahrgenommenen strategischen Planungen der Nachkriegszeit in Deutschland.
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Mary Kaldor: Human Security. Reflections on Globalization and Intervention. Cambridge 2007. 230 S.
Richard Devetak, Christopher W. Hughes (Hg.): The Globalization of Political Violence: Globalization´s Shadow. Abingdon 2008. 296 S.
Kaldor versteht Kosmopolitismus als menschenrechtsorientierte Umstrukturierung des Regierens unter Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure. Sie präsentiert ihn als Lösungsvorschlag für das Problem ›menschlicher Unsicherheit‹, das sich nach dem Kalten Krieg auf neue Weise stelle und mit den klassischen Mitteln nicht zu lösen sei. Wie hat sich ihr zufolge die Weltlage verändert?
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Cornelia Bohn: Inklusion, Exklusion und die Person. Konstanz 2006. 224 S.
Thomas Wagner: Inklusion/Exklusion: Darstellung einer systemtheoretischen Differenz und ihre Anwendung auf illegale Migranten. Frankfurt/M., London 2006. 171 S.
Katrin Mohr: Soziale Exklusion im Wohlfahrtsstaat: Arbeitslosensicherung und Sozialhilfe in Großbritannien und Deutschland. Wiesbaden 2007. 271 S.
Fortgeschrittene kapitalistische Gesellschaften sind gegenwärtig durch zunehmende Ungleichheiten sowie die Entstehung neuer sozialer Gefährdungen und Risiken der Ausgrenzung gekennzeichnet. Der Sozialstaat ist immer weniger in der Lage bzw. bereit, diese Risiken abzufedern und gesellschaftliche Teilhabe sicherzustellen. In den Sozialwissenschaften wird auf diese Problematik nicht mehr mit dem Begriff der Armut, sondern mit dem der "sozialen Exklusion " Bezug genommen. Das analytische Potenzial dieses Begriffs wird aber auch bezweifelt, etwa von Robert Castel, der mit dem Begriff der Prekarität gerade die Verunsicherung der Inkludierten thematisiert.
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Gurminder K. Bhambra: Rethinking Modernity. Postcolonialism and the Sociological Imagination. Basingstoke 2009. 200 S.
Postkoloniale Theorie scheint nur schleppend Eingang in die Soziologie zu finden. Ein Grund für diese zaghafte Rezeption bildet zugleich den Fokus dieses Buches, das eine solche Auseinandersetzung in Angriff nimmt: die enge Verschränktheit der Disziplin mit der Moderne - und damit auch mit Kolonialismus. Dass Kolonialismus nicht ein Nebeneffekt, sondern konstitutiv für die Moderne ist, stellt ein zentrales Argument postkolonialer Ansätze dar. Welche Konsequenzen hat es für die Sozialwissenschaften, wenn wir die Moderne im Zusammenhang von Kolonialismus begreifen und einer Kritik aus postkolonialer Perspektive unterziehen?
Verf. schlägt nicht nur eine erneute Auseinandersetzung mit der Moderne und der Entstehung der Sozialwissenschaften vor, sondern damit einhergehend auch eine Restrukturierung der Konzepte, mit denen wir Gesellschaft begreifen. Wie die feministische Kritik impliziert die postkoloniale also eine epistemologische Herausforderung für die Sozialwissenschaften. In postkolonialen Ansätzen, welche die Beziehung zwischen Theorie und Geschichte betonen, steht die epistemologische Intervention im Zusammenhang der Entwicklung alternativer Historiographien. In diesem Sinne plädiert Bhambra für eine nicht-eurozentrische Historiographie der Moderne und der Sozialwissenschaften. Unter Eurozentrismus versteht sie "the belief, implicit or otherwise, in the world historical signifi cance of events believed to have developed endogenously within the cultural-geographic sphere of Europe" (5). Theorien der Moderne seien insofern eurozentrisch, als sie - bei aller Unterschiedlichkeit der Auffassungen der Aufklärer, der ›Klassiker der Soziologie‹ und aktueller Konzeptionen wie jener von Wagner, Giddens, Habermas oder Taylor - alle auf der Idee eines zeitlichen Bruchs und einer fundamentalen Differenz zu einem ›Anderen‹ basieren, als das meist ›traditionelle‹ oder ›vormoderne‹ Gesellschaften konstruiert werden. Unter umgekehrten Vorzeichen bleiben Verf. zufolge auch postkoloniale Positionen einer eurozentrischen Perspektive verhaftet, wenn sie den Westen oder Europa als negative Kontrastfolie heranziehen und damit dessen Zentralität untermauern. Verf. folgt im Unterschied dazu Sanjay Subrahmanyams Konzept der "connected histories", das unterschiedliche Positionen in den Blick nimmt und durch die methodologische Verschiebung auf deren komplexe Beziehungen eine Reifi kation der verbundenen Einheiten - "Europa", der "Westen", der "Orient", die "Nation" - vermeidet. So sollen nicht nur vorherrschende Erzählungen der Moderne als westlich und Europas als geschlossene Einheit dekonstruiert, sondern gleichzeitig verschiedene Perspektiven in Bezug auf die Rekonstruktion theoretischer Kategorien und die Aufnahme neuer Informationen systematisch abgestimmt werden.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert, der erste stellt die Historiographie der Soziologie, der zweite die Dekonstruktion eurozentrischer Konzeptionen der Moderne in den Mittelpunkt. In den ersten beiden Kapiteln thematisiert Verf. nicht nur die Abwesenheit kolonialer Erfahrungen in der Geschichtsschreibung der Sozialwissenschaften, sondern argumentiert, dass diese Abwesenheit in die "soziologische Denkweise" (C. Wright Mills), welche auch den Titel des Buches inspiriert hat, eingeschrieben ist. Die Vorstellung von Geschichte als Fortschritt in verschiedenen Stadien sei zentral für die Herausbildung dieser Denkweise in der Aufklärung, die das Soziale als wissenschaftlichen Untersuchungsbereich konstituierte. Geschichte stellte dabei den universellen Rahmen für eine vergleichende Untersuchung sozialer Unterschiede bereit, welche nunmehr historisch verortet wurden. Differenzen wurden also entweder als abweichend von dem universellen Ordnungsschema (und damit universeller Menschheit) ausgeschlossen oder als transitorisch behandelt und in dem ›Anderen‹ die ›eigene‹ Geschichte (v)erkannt. Einher ging damit eine Konzeption des Sozialen als geschlossene Einheit und des sozialen Wandels als interner Prozess, der unabhängig von externen Beziehungen zu begreifen ist. Dies kennzeichnet auch soziologische Theorien der Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg, denen das dritte Kapitel gewidmet ist. Verf. argumentiert, dass auch Ansätze, die eine "Vielfalt der Moderne" (Shmuel N. Eisenstadt) konstatieren, eurozentrisch bleiben, insofern sie von einem europäischen ›Original‹ ausgehen, das in der Welt verbreitet und kulturell unterschiedlich interpretiert wurde. In der Bestimmung des Modernen (im ›Original‹) bleiben koloniale Beziehungen und ›andere‹ Erfahrungen allerdings ausgeblendet.
Im zweiten Teil setzt sich Verf. mit drei (vermeintlichen) historischen Schlüsselereignissen auseinander, die üblicherweise als konstitutiv für die Moderne gesehen werden: Renaissance, Französische Revolution und Industrielle Revolution. Sie folgt hier den im ersten Teil in kritischer Diskussion eurozentrischer Historiographien eingeführten methodologischen Überlegungen, um die mit diesen Ereignissen zusammenhängenden ›Mythen‹ europäischer kultureller Integrität, des modernen Nationalstaats und des industriellen Kapitalismus zu dekonstruieren und mit Fokus auf koloniale Beziehungen und Abhängigkeiten zu restrukturieren.
Überzeugend und nachvollziehbar präsentiert Verf. ihr zentrales Argument, dass die Konzepte der Soziologie von einem bestimmten historischen Verständnis geprägt sind und wir daher dieses Verständnis zusammen mit den Konzepten aus postkolonialer Perspektive überdenken müssen, um auch gegenwärtige soziale Verhältnisse angemessener zu begreifen. Eine kosmopolitische Soziologie, die dies leisten kann, ist laut Bhambra daher eine "that ›provincialized‹ European understandings" (154).
Iris Mendel