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Ralph Lützeler: Ungleichheit in der global city Tôkyô. Aktuelle sozialräumliche Entwicklungen im Spannungsfeld von Globalisierung und lokalen Sonderbedingungen. München (Monographien aus dem Deutschen Institut für Japanstudien 42) 2008. 467 S.
Wer in den 1970er oder 1980er Jahren in Japan sozialräumliche Ungleichheiten erforschen wollte, stand vor keiner leichten Aufgabe. Erstens sprach man in der traditionellen japanischen Gesellschaft nicht gerne über soziale Ungleichheit oder die Benachteiligung von Minoritäten. Für die burakumin in japanischen Großstädten interessierten sich vorwiegend ausländische Wissenschaftler. Zweitens wurde man immer wieder mit der Selbsteinschätzung der Japaner konfrontiert, dass die japanische Gesellschaft besonders homogen und egalitär sei und deshalb geringe soziale Ungleichheiten aufweise.
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Emil M. Cioran: Über Frankreich. Berlin 2010.
Peter Sloterdijk: Theorie der Nachkriegszeiten. Bemerkungen zu den deutsch-französischen Beziehungen seit 1945. Frankfurt a.M. 2008.
"[Frankreich] ... ein mit seinem Raum glückliches Land mit scharf umrissener geographischer Persönlichkeit, sogar auf der Ebene der Natur wohlgelungen." (Cioran 2010, S. 19). Vergessen wir für einen Moment, was uns die Neue Kulturgeographie nach ihren vielfältigen turns beigebracht hat und geniessen die semantische Finesse dieses Satzes. Genau so hätte einmal eine packende Länderkunde - ein geographisches (Be-) Schreiben - beginnen können. Emil M. Cioran, der rumänische Aphoristiker und Skeptiker, schreibt jedoch keine Länderkunde, sondern eher eine Mentalitätskunde Frankreichs, eine Völkerpsychologie, die er als Geschichte des Niedergangs erzählt.
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Meyers Atlas Globalisierung. Die globale Welt in thematischen Karten. Mannheim u.a. 2008. 224 S.
Meyers Atlas Globalisierung mit dem etwas unglücklichen Untertitel "Die globale Welt in thematischen Karten" soll laut Verlag "alle Facetten des globalen Daseins" in den Blick nehmen. Dazu wird eine Grobgliederung in "Lebensraum Erde", "Lebensbedingungen und Demographie", "Politisches Leben", "Wirtschaftsleben" und "Kulturelles Leben und Gesellschaft" vorgenommen. Die ersten beiden Kapitel sollen die physischen Grundlagen für Globalisierungsprozesse veranschaulichen, die letzten Kapitel nehmen direkten Bezug auf den gesellschaftlich-räumlichen Globalisierungsprozess.
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Reinhard Johler, Ansgar Thiel, Josef Schmid u. Rainer Treptow (Hg.): Europa und seine Fremden. Die Gestaltung kultureller Vielfalt als Herausforderung. Bielefeld 2007 217 S.
Die hier versammelten zwölf Aufsätze behandeln die Thematik der Integration bzw. Desintegration von Fremden in Europa. Während die vier Aufsätze im ersten Kapitel eine gesamteuropäische Perspektive diskutieren, liegt der Schwerpunkt der empirischen acht Beiträge im zweiten und dritten Kapitel zumeist auf den Bedingungen der Sozialisation, Erziehung und Ausbildung von Immigranten im vereinigten Deutschland. Gleichwohl ist auch diesen Autoren die europäische Perspektive selbstverständlich, das zeigt sich in der theoretischen Grundlegung und auch im methodischen Vorgehen, etwa im Sinne des innereuropäischen Vergleichs.
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Peter Plander: Die Herausforderungen der neuen EU-Strukturförderung für die ungarische Raumordnungspolitik. Augsburg (Schriften zur Raumordnung und Landesplanung, Band 28) 2008. 91 S.
Die Diplomarbeit des ungarischen Geographen Peter Plander enthält bedenkenswerte Ansätze zur Weiterentwicklung der ungarischen Raumordnung. Nach einer gut gegliederten und übersichtlichen Darstellung der europäischen Strukturförderung - wobei er allerdings auf das "Mainstreaming" der städtischen Dimension in der Förderperiode 2007-2013 nicht eingeht - wendet er sich seinem eigentlichen Gegenstand, der Betrachtung der ungarischen Raumordnungspolitik zu.
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Claudia Müller: Zur Bedeutung von Remigranten für Innovationsprozesse in China. Eine theoretische und empirische Analyse. Frankfurt am Main u.a. 2007. 278 S.
Der Zusammenhang von Migration und wirtschaftlicher Entwicklung ist in den vergangenen Jahren stärker in den Fokus regionalökonomischer Studien gerückt. In der Vergangenheit wurde diese Thematik vor allem aus Sicht der Herkunftsgebiete hochqualifizierter Migranten, in der Regel Entwicklungsländer, als brain drain thematisiert, während gleichzeitig Industrieländer von dem komplementären brain gain profitierten. Seit einigen Jahren sind jedoch Rückwanderungsprozesse gerade von Hochqualifizierten zu beobachten, die mit dem Stichwort brain re-gain oder auch reverse brain drain als positiver Einflussfaktor für die Wirtschaftsentwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern angesehen werden.
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Pap Ndiaye: La condition noire. Essai sur une minorité francaise. Paris 2008. 436 S.
Im Januar 2007 erhob das französische Marktforschungsinstitut tns-SOFRES im Auftrag des 2005 gegründeten Repräsentativen Rats der Vereinigungen Schwarzer in Frankreich (CRAN) sozio-ökonomische Daten der schwarzen Bevölkerung. Zwischen 4-5% der EinwohnerInnen Frankreichs bezeichnen sich der Umfrage zufolge als schwarz. Die Erhebung, bei der es sich um die erste Untersuchung dieser Art seit 1807 handelt, stellt ein hoch umstrittenes Novum dar, denn sie bricht mit dem französischen Staatsbürgerschaftsverständnis, das bei der Erfassung seiner StaatsbürgerInnen von Minderheitsmerkmalen abstrahiert. Galt dies bislang als Garant der Gleichheit, wurden im letzten Jahrzehnt Stimmen laut, die den abstrakten Universalismus der französischen Republik eher für die Ursache der Verschleierung rassistischer Diskriminierung hielten.
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Jörg Scheffer: Den Kulturen Raum geben. Das Konzept selektiver Kulturräume am Beispiel des deutsch-tschechisch-österreichischen Dreiländerecks. Passau 2007. 141 S.
Zu den leider immer wieder vergessenen Grundelementen empirischer Forschung gehören zwei Fragen, und zwar diejenige nach dem Sachverhalt, den es zu erklären gilt, und zum anderen diejenige nach dem Zweck der Untersuchung. Die Nicht-Beachtung des ersten Elements führt zu einem erzählerischen Vorgehen, das im Regelfall über ein bloßes Aufzählen von Fakten oder ein zeitgeistgesättigtes Plaudern nicht hinausgelangt. Fehlt eine Klärung der zweiten Frage, bleibt die Relevanz der Untersuchung im Dunkeln und der Forschungsprozess erhält den Charakter einer bloßen Spielerei mit Methoden und Begriffen, die mehr an einer gefälligen Präsentation der Wissenschaftlichkeit des Autors interessiert ist als an nachprüfbarer Wissenserzeugung.
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Massimo L. Salvadori: Fortschritt – die Zukunft einer Idee, aus d. Ital. v. Rita Seuß.Berlin 2008. 123 S.
Seit den Umbrüchen des späten 20. Jh. erneuert sich das Interesse am Fortschritt. Verf. zufolge hat sich die Idee eines kontinuierlichen und unausweichlichen Menschheitsfortschritts im 18. Jh. als regulatives Handlungsideal etabliert, im 19. Jh. zum »Glauben« verfestigt und schließlich in ihr Gegenteil verkehrt. Sie erscheine heute wie »ein verbrauchter Mythos aus einer anderen Zeit« (7). Verf. verschweigt nicht Fortschritte wie den Zusammenbruch der Kolonialreiche, die zunehmende Gleichstellung der Frau und den Wohlfahrtsstaat (10, 73f, 93). Vorrangig beschäftigt er sich aber mit den »immer dringlicheren globalen Problemen« (10) wie Umweltzerstörung‚ ›Globalisierung‹ und Fundamentalismus. Fortschritt sei »noch nie so unsicher« gewesen »wie heute« (12).
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Gabi Troeger-Weiss, Peter Jurczek (Hg.): Goldkronacher Gespräche zur Regional- und Kommunalentwicklung, Dokumentation eines Erfahrungs- und Meinungsaustausches. Kaiserslautern 2008 (Sonderheft der Schriftenreihe: Materialien zur Regionalentwicklung und Raumordnung, Heft 25).94 S.
Nehmen wir es gleich vorweg. Die Publikation unter dem Titel "Goldkronacher Gespräche zur Regional- und Kommunalentwicklung", mit Beiträgen aus Deutschland, Estland, Finnland Österreich, Schweiz und Slowenien, übersteigt im Endeffekt nationale Fragestellungen. Sie greift auch über die engere Thematik der Regional- und Kommunalentwicklung hinaus - die Grundfragen und die Entwicklungskräfte wie raumrelevante Trends, Governance- Strukturen, Migration, demographischer Wandel, Schrumpfung der Bevölkerung (und der Raumansprüche?), ländlicher Raum, Nachhaltigkeit usw. sind elementar verbreitet, also nicht primär regional-kommunaler Art. Dass sie Auswirkungen vor Ort zeitigen, darf vermutet, sogar vorausgesetzt werden. Offen sind Art und Intensität, je nach dem sozio-ökonomischen Umfeld, je nach der Bereitschaft zur Innovation im Gleichklang mit dem Bestreben des kulturellen Bewahrens.
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David Fitzgerald: A Nation of Emigrants. How Mexico Manages its Migration. Berkeley, Los Angeles u. London. 2009. 243 S.
Auf einer Party von US-Diplomaten zum Gegenstand seines Buches befragt, bekommt der Autor hämisch zu hören: "Über die mexikanische Emigrationspolitik? - Die gibt es doch nicht!" Diese Sichtweise ist typisch, sowohl in Mexiko als auch in den Vereinigten Staaten von Amerika. Zumeist wird auf die US-amerikanischen Anstrengungen zur Verhinderung von Migration geschaut und auf mexikanischer Seite eine Nicht-Politik des laissez-faire angenommen. Und doch, Fitzgeralds Studie zeichnet die sehr kreative und ausgeklügelte, wenn auch nicht immer ganz erfolgreiche Auswanderungs- und Ausgewandertenpolitik des mexikanischen Staates nach.